Kunst kennt keine Grenzen

Die AfD-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg hat eine „Kleine Anfrage“ zu Staatsangehörigkeit und Ausbildungsorten von Künstler*innen bei den Orchestern, Ballett-Compagnien und Opernstudios des Bundeslandes gestellt. Die Staatstheater Stuttgart meinen: Kunst kennt keine Grenzen!
Zur Beantwortung der Anfrage: Selbstverständlich werden weder im Kunstministerium noch in den staatlichen Kultureinrichtungen Listen über die Staatsangehörigkeit der Künstler*innen geführt – die Auswahl erfolgt allein nach künstlerischen Qualitätsmaßstäben. „Eine eigens aufgesetzte detaillierte Erhebung der Staatsangehörigkeit zur Beantwortung der 'Kleinen Anfrage' der AfD ist nicht vorgesehen. Wir sind stolz darauf, attraktiv zu sein für die besten Köpfe aus aller Welt und legen Wert darauf, dass sich die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft bei uns wohl und zu Hause fühlen können“, sagt Kunstministerin Theresia Bauer.

Staatsopern-Intendant Viktor Schoner hierzu: „Oper war und ist schon immer ein von Grunde auf internationales Genre. Allein unsere jüngste Neuproduktion von Arrigo Boitos Mefistofele: Ein deutscher Stoff wird zur italienischen Oper. Ein katalanisches Kollektiv inszeniert in Frankreich – und bringt diese Produktion dann nach Stuttgart. Ein Finne, eine Moldawierin, ein Italiener, ein Amerikaner und eine Kolumbianerin als Solist*innen stehen mit einem Chor aus verschiedensten Nationen auf der Bühne. Ein Italiener dirigiert das internationale Staatsorchester Stuttgart. Sinnfälliger als an diesem Beispiel lässt sich die Internationalität unserer Kunstform nicht anschaulich machen!“ 

Der Geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks hierzu: „Wenn eine Anfrage aus dem Landtag an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gestellt wird, unterstützen die Staatstheater das Ministerium grundsätzlich bei der Erfüllung seiner Informationspflicht gegenüber dem Parlament oder einzelnen Fraktionen. Die Entscheidung, wie eine kleine Anfrage zuletzt gegenüber dem Landtag beantwortet wird, liegt dann wiederum beim MWK.

Die Anfrage spricht für sich, sie entstellt sich gewissermaßen selbst zur Kenntlichkeit. Wollte man sie näher betrachten, führte dies wohl zu der Überlegung, was überhaupt der künstlerische oder kunstpolitische Erkenntnisgewinn aus ihrer Beantwortung sein könnte? Es fällt uns schwer, dem ein edles Motiv zu unterstellen.

Wir freuen uns über die eindeutige Unterstützung, die wir von dem Stuttgarter Oberbürgermeister und den kulturpolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen von CDU, FDP, Die Grünen und SPD erhalten. Auch die Publikumsreaktionen in den sozialen Netzwerken empfinden wir als wertschätzend für die künstlerische Exzellenz der Staatstheater Stuttgart.“ 
Nachtrag:
27.06.2019
Kreativität vor Nationalität!
Danke euch allen für die breite und warmherzige Unterstützung, wir sind überwältigt von so viel Zuspruch. Am Samstag findet mit „Schützt die Kultur vor den Rechten!“ eine Kundgebung zur „Kleinen Anfrage“ der AfD statt – seid dabei! Wir freuen uns gemeinsam mit dem Schauspiel Stuttgart und dem Stuttgarter Ballett!

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