3. Kammerkonzert – Gastmahl für Kreutzer

Conradin Kreutzer Septett Es-Dur op. 62
Ludwig van Beethoven Streichquintett nach der „Kreutzersonate“ op. 47
Leoš Janáček Streichquartett Nr. 1 „Kreutzersonate“
 
Conradin Kreutzer ist zwar nicht der Kreutzer, nach dem Beethoven seine Violinsonate op. 47 Kreutzersonate genannt hat. Aber Conradin Kreutzer bezieht sich dafür in seinem Septett in Es-Dur auf Beethoven – und zwar auf dessen Septett in Es-Dur mit derselben Besetzung. Wenn Imitation ein Zeichen von Bewunderung ist, war Kreutzers Bewunderung für den großen Erneuerer der Musikgeschichte grenzenlos. Und sie ermutigte ihn zu eigenen kühnen Experimenten. Seine Kreutzersonate – dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer zugeeignet – hat Beethoven „in
sehr konzertantem Stil geschrieben, als wäre es ein Konzert“. In ihrer Dichte und Intensität scheint sie
tatsächlich den kammermusikalischen Rahmen zu sprengen, selbst in der selten gespielten Quintett-
Bearbeitung, die dank des homogenen Streicherklangs leichtfüßiger und harmloser wirkt als das Original. Auch die Nachwelt empfand Beethovens Kreutzersonate als überwältigend und wild. Der russische Schriftsteller Leo Tolstoj machte sie sogar zum „corpus delicti“ des Eifersuchtsdramas in seiner Novelle Die Kreuzersonate von 1890. Und diese wiederum machte Leoš Janáček 33 Jahre später zum Sujet seines Streichquartetts Nr. 1 Die Kreutzersonate. So hat sich dank Beethoven der Name „Kreutzer“ – ungeachtet des Geigers und ungeachtet des Komponisten dieses Namens – zur Chiffre musikalisch grenzgängerischer Radikalität entwickelt.