3. Liedkonzert

Paweł Konik / Ewa Danilewska

Bariton und Ensemble-Mitglied Paweł Konik präsentiert am 15. März zusammen mit der Pianistin Ewa Danilewska ein Liedprogramm des fast vergessenen polnischen Komponisten Raoul Koczalski, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte und nicht nur polnische Texte vertonte, sondern vor allem deutsche. Dazu singt er polnische Lieder von Chopin, mit dessen Musik sich Koczalski sein Leben lang beschäftigt hat, und Werke in polnischer Sprache von Mieczysław Karłowicz.
In Zusammenarbeit mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie
Dauer
ca. 90 min. Pause nach ca. 40 min.

Programm

Raoul Koczalski
Drei Lieder für tiefe Stimme und Klavier op. 103

Fryderyk Chopin
Precz z moich oczu WN 33
Narzeczony WN 40
Wojak WN 34

Raoul Koczalski
Von der Liebe - Sieben Gedichte nach Rilke op. 99
1. Und wine mag die Liebe dir kommen sein? -
2. Das war der Tag der weißen Chrysanthemen -
3. Einen Maitag mit dir beisammen sein
4. Wir saßen beide in Gedanken
5. Schon starb der Tag
6. Es leuchteten im Garten die Syringen
7. Es ist lang

***

Raoul Koczalski
Vier Hafis-Lieder op. 104

Acht Hebbel-Lieder für tiefe Stimme und Klavier
Nr. 2 Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!
Nr. 3 Das Heiligste
Nr. 5 Ein Bild aus Reichenau
Nr. 6 Ich und Du
Nr. 7 Herbstbild

Mieczysław Karłowicz
Mów do mnie jeszcze op. 3 Nr. 1
Smutną jest dusza moja op. 1 Nr. 6
Skąd pierwsze gwiazdy op. 1 Nr. 2
Na spokojnym ciemnym morzu op. 3 Nr. 4
Paweł Konik über das Programm
Als ich vor ein paar Jahren für meinen Abschluss an der Yale University ein Liedprogramm zusammenstellte, stieß
ich auf den fast vergessenen polnischen Komponisten Raoul Koczalski, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
lebte und nicht nur polnische Texte vertonte, sondern vor allem deutsche. Ich hatte über seinen Liederzyklus von der Liebe auf Gedichte von Rainer Maria Rilke gelesen und machte mich auf die Suche nach den Noten. Fast zwei Jahre lang habe ich recherchiert, bis ich die Manuskripte im Archiv des Staatlichen Instituts für Musikforschung in Berlin aufspüren konnte. Dort fand ich weitere Lieder dieses Komponisten, die zum Teil noch nie aufgeführt oder veröffentlicht worden waren und von denen es auch keine moderne Edition gab. Insgesamt 165 Lieder. Ich durfte die Manuskripte kopieren und habe mich dann darangesetzt, die Werke abzuschreiben und eine Edition zu erstellen, die sich für die Aufführung eignet. Ich wollte diesen Komponisten unbedingt singen und dem Publikum präsentieren. Seither habe ich mich intensiv mit Koczalski beschäftigt, und gerade während der Pandemie konnte ich die Zeit für weitere Recherchen und für die Aufbereitung des Notenmaterials nutzen. Über den Hintergrund seiner Werke ist nur wenig bekannt, aber es ist absolut lohnenswert, sie wiederzuerwecken.
Es ist toll, vergessene Musik zum Klingen zu bringen. Früher war das eher eine Art Hobby, mittlerweile ist es neben dem Singen ein wichtiger und bereichernder Teil meines Jobs geworden. Zudem arbeite ich gerade an einer Gesamtausgabe von Koczalskis Liedschaffen, die etwa zwölf Tonträger umfassen wird. Entsprechend stehen seine Stücke auch im Zentrum des Programms bei meinem Liedkonzert in Stuttgart. Ich singe außerdem polnische Lieder von Chopin, mit dessen Musik sich Koczalski sein Leben lang beschäftigt hat, und Werke in polnischer Sprache von Mieczysław Karłowicz, da dieser Komponist stilistisch wunderbar dazu passt und ich auch etwas in meiner Muttersprache singen möchte. Polnisch ist sehr melodisch, aber durch die vielen Konsonanten ist es selbst für muttersprachliche Sänger eine Herausforderung. Generell reizt es mich, weniger bekannte Komponisten und Werke auszugraben. Insbesondere aus Polen, denn im Gegensatz zu Komponisten anderer mittel- und osteuropäischer Länder haben es die nie richtig geschafft, berühmt zu werden. So habe ich 2015 begonnen, mir Mieczysław Wajnberg zu erschließen. Ich habe wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt seinen damals unveröffentlichten Liederzyklus Profil öffentlich gesungen, in dem es um den Holocaust geht. Das hat mein Interesse an musikologischer Recherchearbeit geweckt.

Aufgezeichnet von Florian Heurich für das Reihe 1 Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart.

In Zusammenarbeit mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie
Im Rahmen von #OpertrotzCorona

Paweł Konik singt Polnische Lieder von Mieczysław Karłowicz

begleitet am Klavier von Alan Hamilton