Norma

von Vincenzo Bellini
Tragische Oper in zwei Aufzügen
Libretto von Felice Romani
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Den tauben Ohren, die in Bellinis Belcanto-Drama nur „gewöhnlichen italienischen Klingklang“ hören wollten, setzte der junge Wagner entgegen, er kenne kein vergleichbares „Seelengemälde als das dieser wilden gallischen Seherin, die wir alle Phasen der Leidenschaft durchdringen sehen“. Und tatsächlich: Mit der Priesterin, die ihren Göttern dient und daher keusch bleiben will, die als geistliche Autorität ihrem unterworfenen Volk Orientierung gibt und zugleich zu ihrer Liebe zu einem der Besatzer steht, selbst als dieser sie verlässt, zeichnet Bellini das aufwühlende Doppelleben einer bis ins Extrem liebesfähigen Frau – in der Wiederaufnahme von Wieler / Morabitos gefeierter Inszenierung verkörpert von Yolanda Auyanet.
Ort
Opernhaus
Dauer
1. Akt: ca. 1 h 30 min
Pause: ca. 30 min
2. Akt: ca. 1 h 10 min
Uraufführung
1831 in Mailand

Premiere dieser Produktion
2002 in Stuttgart
Altersempfehlung
ab Klasse 8
45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.
Das Stück in Kürze
Gallien ist von den Römern besetzt. Die Druidenpriesterin Norma hat sich in Liebe mit dem römischen Prokonsul Pollione verbunden und zwei Kinder mit ihm gezeugt. Noch einmal gelingt es ihr, dass gegen die Besatzer aufbegehrende Volk mit ihrem Gebet zum Frieden zu rufen. Doch der Funke des Krieges ist bereits entzündet. Von Pollione mit der Novizin Adalgisa betrogen, verzichtet Norma darauf, Rache zu üben. Stattdessen denunziert sie sich selber und geht mit Pollione in den Tod, um das Überleben ihrer Kinder zu sichern.
Handlung
1. Akt

Oroveso, das Oberhaupt der Druiden, beschwört die gallischen Krieger, ohne göttliche Zustimmung gegen die verhasste römische Fremdherrschaft nichts zu unternehmen; seine Tochter, die Priesterin Norma, werde ihnen bei Aufgang des Mondes den gött­lichen Willen verkünden. Die Männer rufen Irminsul, den Gott des Krieges, an: Er möge das Zeichen zum Aufstand geben.
Heimlich führt Pollione, der römische Prokonsul, mit Norma ein eheähnliches Ver­hältnis. Sie haben zwei Kinder. Aber nicht um seine Familie zu sehen, hat Pollione sich in den Tempel eingeschlichen, sondern wegen Adalgisa, einer jungen Priesterin, in die er sich rettungslos verliebt hat.
Norma tritt vor das Volk. Sie prophezeit den Untergang Roms: »Eines Tages wird es sterben; doch nicht durch euch. Es stirbt an seinen eigenen Lastern.« Durch ihre spirituelle Autorität zwingt sie die aufbegehrenden Krieger, in das Gebet an die Mondgöttin mit der Bitte um Frieden einzustimmen. Dann entlässt sie die Gemeinde. Einmal mehr hat sie Pollione und ihre Kinder vor der Gefährdung durch einen Auf­stand bewahrt. Doch auch dieser Erfolg vermag sie über Polliones Entfremdung von ihr und ihre Zukunftsängste nicht hinwegzutäuschen.
Pollione eröffnet der von Liebe, Angst und Schuldgefühlen bedrängten Adalgisa, dass er nach Rom zurückkehren wird. Adalgisa entscheidet sich, dem Geliebten zu folgen.
Norma gesteht ihrer Vertrauten Clotilde ihre Ängste ein. Sollte Pollione sie verlassen, wird sie ihre ständig von Entdeckung bedrohten Kinder nicht mehr schützen können.
Adalgisa bekennt Norma, dass sie sich in einen Mann verliebt hat. Zu ihrer Über­raschung entbindet Norma sie von ihrem Keuschheitsgelübde und fordert sie auf, dem Geliebten zu folgen. Die Offenbarung von dessen Identität mit Pollione, der un­erwartet hereinkommt, ist für alle drei ein Schock. Pollione bekennt sich zu Adalgisa, doch diese stößt den Lügner zurück. Norma verflucht ihn.
2. Akt

Norma glaubt, ihre Kinder töten zu müssen, um ihnen das Schicksal der Sklaverei zu ersparen. Sie vermag es nicht. Hierauf fordert sie Adalgisa auf, Pollione zu heiraten und ihre beiden Kinder mit nach Rom zu nehmen und als Stiefkinder bei sich zu be­halten: so wären sie vor den Galliern sicher. Adalgisa gelingt es, der zum Sterben ent­schlossenen Norma wieder Hoffnung zu geben: Sie selbst will Pollione dazu bewegen, zu Norma und den Kindern zurückzukehren.
Die gallischen Krieger unterlaufen Normas Friedensgebot und Orovesos Stillhalte­taktik, indem sie einen Anschlag auf die Römer vorbereiten.
Clotilde bringt Norma die Nachricht, dass Adalgisas Vermittlungsversuch gescheitert ist. Um sich an Pollione für seinen Verrat zu rächen, ruft Norma zur Überraschung aller den Kriegszustand aus. Pollione wird gefangen hereingeschleppt. Er hatte ver­sucht, die sich ihm verweigernde Adalgisa aus dem Tempel zu entfuhren. Unter dem Vorwand, ihn verhören zu müssen, schickt Norma alle hinaus. Dann macht sie Pol­lione ein letztes Angebot: wenn er bereit ist, auf Adalgisa zu verzichten, wird sie ihm die Flucht ermöglichen. Pollione schlägt es aus. Erst ihre wütende Drohung, Adalgisa vor seinen Augen töten zu lassen, vermag seinen zynischen Gleichmut zu erschüt­tern. Doch nun fleht er vergeblich um Gnade.
Norma ruft das Volk zurück. Sie habe den Landesverrat einer eidbrüchigen und abtrünnigen Priesterin anzuklagen. Doch statt Adalgisa zu denunzieren, antwortet sie, ihrer Handlungsweise plötzlich innewerdend, auf die erregten Fragen nach deren Namen: »Ich bin es«. Polliones Reue angesichts ihres Selbstopfers kommt zu spät. Seine Bitte um Verzeihung beantwortet Norma nicht.
Ihrem Vater gesteht Norma, dass sie Mutter ist. Bevor sie zur Hinrichtung geführt wird, vermag sie dem Widerstrebenden das Versprechen abzuringen, die Kinder vor der Wut ihres Volkes zu schützen.

Audio-Einführung

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