L’Orfeo

von Claudio Monteverdi
Favola in musica in einem Prolog und fünf Akten
Text von Alessandro Striggio
In italienischer Sprache
Oper als Parcours im Club: Gemeinsam mit Orpheus steigen wir tief hinab in den Hades bis zu Proserpina, der Göttin der Unterwelt. Dort klagt er sein Leid und rührt mit seinem Lied die Gattin des finsteren Herrschers der Toten so sehr, dass er seine große Liebe, Euridice, wieder mitnehmen darf in die Welt der Lebenden. Ist sie dadurch erettet? Wäre sie. Wenn, ja wenn er sich nicht umschauen würde und somit doch noch alle Hoffnung fahren lassen müsste auf ein Leben in Liebe. Regisseur Marco Štorman und ein fantastisches Solist*innenensemble erzählen eine der ältesten Geschichten der Oper, Monteverdis „favola in musica“ aus dem Jahre 1607, als Parcours Im Wizemann, überwinden die Trennung der Welten und laden ein zum gemeinsamen Ab- oder Aufstieg in die oder aus der Unterwelt.
Dauer
ca. 1 Std. 45 Min.
Die Veranstaltung ist ein Parcours, deswegen ohne Sitzplätze und nicht barrierefrei.

Aufgrund von Bauarbeiten fährt die U13 von Feuerbach kommend nur bis zum Rosensteinpark, von dort sind es 5 Minuten zu Fuß. Zwischen Pragsattel und Rosensteinbrücke ist außerdem ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Alternativ kann die U12 bis „Löwentor“ genutzt werden, von dort ist das Wizemann in 12–15 Minuten zu Fuß erreichbar.

Handlung
Vor dem Fest
La Musica eröffnet den Abend. Sie erzählt, dass sie es mit ihren Geschichten schafft, die Herzen und Sinne aller Zuhörenden mit Liebe, Traurigkeit, Freude oder auch Zorn zu füllen. Heute soll es um Orfeo gehen, jenen berühmten Sänger, der mit seinem Gesang wilde Tiere zähmen kann und der sogar versucht hat, den Tod zu besiegen.

Auf dem Fest
Eine Gruppe von Hirten und Nymphen feiert ein Fest, auf dem La Musica Orfeo erweckt. Sie huldigen dem großen Sänger, feiern seine Kunst und lassen ihn seine Geschichte noch einmal erzählen. Orfeo singt seine berühmtesten Lieder. Er erzählt auch von Euridice und davon, wie glücklich er ist. Plötzlich erscheint Die Botin und berichtet, dass Euridice gestorben sei. „Ahi, caso acerbo. – Weh, grausames Verhängnis.“
Orfeo will versuchen, die Gött*innen der Unterwelt mit seinem Gesang dazu zu bewegen, ihmEuridice zurückzugeben. La Speranza – die Hoffnung – begleitet Orfeo bis an das Tor zur Unterwelt. Dort muss er – „Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate!“ – alle Hoffnung zurücklassen, um einzutreten. Das Bild Euridices vor Augen, betritt er die andere Welt.


An den Ufern des Styx
Caronte, der die Verstorbenen über den Styx geleitet, versperrt Orfeo den Weg. Kein Sterblicher dürfe die Unterwelt betreten. Orfeo wendet all seine Kunstfertigkeit auf, um Caronte dazu zu bringen, ihn doch durchzulassen – stets das Angstbild vor Augen, Euridice für immer zu verlieren. Caronte lässt sich nicht erweichen, allerdings schläft er ein und gibt so den Weg frei. Orfeo eilt dem Bild Euridices nach.

In der Unterwelt
Der Versuch Orfeos, Euridice aus der Unterwelt zurückzuholen, hat Proserpina, die Gattin Plutones, sehr bewegt. Und so setzt sie sich bei Plutone, der sie einst entführt und in die Unterwelt gebracht hat, für die Rückkehr Euridices ein. Dieser stimmt zu, unter der Bedingung, dass Orfeo sich nicht zu Euridice umdrehen darf, bis sie die Unterwelt verlassen haben.
Voll des Stolzes, dass er mit seinem Gesang die Gött*innen der Unterwelt umstimmen konnte, tritt er den Rückweg an. Als ihn ein Zweifel anweht, ob Euridice ihm auch tatsächlich folge, dreht er sich um und verliert sie so für immer aus den Augen.


Zur Inszenierung
Claudio Monteverdis L’Orfeo im „Im Wizemann“ ist eine Orpheus-Installation, ein Opern-Parcours, der durch verschiedene Seh- und Hörwelten führt. Während im Opernhaus Portal und Orchestergraben Bühne und Zuschauerraum voneinander trennen, wie die Welt der Lebenden und die Welt der Toten durch ein Tor und Unterweltflüsse wie Styx oder Lethe voneinander getrennt sind, wird diese Trennung durch und in L’Orfeo aufgehoben: Wir alle sind in Bewegung und können uns gegenseitig so nahekommen, wie sonst kaum in einer Opernaufführung. Die Inszenierung folgt dementsprechend mehr der Logik des Raumes als der Logik des Werks, sie erzählt L’Orfeo ortsspezifisch.
L’Orfeo ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern vor allem auch eine Geschichte über die Kunst. Die Musik selbst eröffnet und führt als Euridice und Proserpina durch einen Abend, in dem es darum geht, wie Orfeo zu seiner Kunst kommt. Wer erzählt von wem? Orfeo von der Musik oder die Musik von Orfeo? Der Blick in den Spiegel wirft – wie so oft in Kunst und Literatur – nicht nur ein Bild zurück, sondern gleich mehrere, weil auch wir alle aus einem jeweils eigenen Blickwinkel in den Spiegel schauen. Und so werden die Zuschauenden und Mitlaufenden ebenfalls zu Orfeo. Sein Blick zurück wird unser Blick in den Spiegel, der uns vor allem auf uns selbst zurückwirft.
„Eine der ältesten Geschichten der Welt übersetzt sich Stück für Stück organisch ins Hier und Heute. Ein kleines Wunder? Schon, ja.“
Stuttgarter Zeitung
Mirko Weber, 25.07.2022
„Exquisite Stimmen, delikate Musik, große Gefühle.“
Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 25.07.2022
„Moritz Kallenberg als Orpheus, vokal hoch kultiviert und maximal mitreißend zugleich“
Stuttgarter Zeitung
Mirko Weber, 25.07.2022
„Dort präsentiert sich kokett und mit glasklaren Tongirlanden Josefin Feiler als sehr menschliche Allegorie der Musik.“
Stuttgarter Zeitung
Susanne Benda, 25.07.2022
„Im Innenhof zaubert Moritz Kallenbergs Orfeo mit virtuos verziertem Gesang gar ein Lächeln aufs Gesicht des gestrengen Fährmanns Caronte, den Andrew Bogard mit Würde und kraftvollem Bass ausstattet.“
Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 25.07.2022
„[Das] Staatsorchester [bietet] unter Killian Farrell mit Gamben und Theorben einen feinnervig schillernden Soundtrack.“
Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 25.07.2022
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