Johannes-Passion

von Johann Sebastian Bach
BWV 245
Uraufführung 1724 in Leipzig
in deutscher Sprache
„In der symbolischen Leere gehen jede sinn- und gemeinschaftsstiftenden Bilder und Metaphern verloren, die das Leben stabilisieren. Die Erfahrung der Dauer nimmt ab.“ (Byung-Chul Han) Zentrale Funktion des Ritus, der im Kollektiv begangenen kultisch-religiösen Feier, ist seit eh und je, symbolischen Kitt herzustellen, mit dem sich Gruppen eines gemeinsamen Ursprungs erinnern (so wurde einst das europäische Theater aus dem griechischen Kultus geboren). Auch in Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion hat die Wiedererzählung der Leidensgeschichte Jesu Christi eine universale, politisch-vergemeinschaftende Seite: Die Frage nach der Herkunft Jesu spaltet eine Gruppe und produziert Stimmen mit unterschiedlichem Identifikationswert. In den herzerschütternden musikalischen Andachtsbildern vertiefen sich die einen in die menschlichen Dimensionen des Leidens Jesu, finden darin Trost und Stärke. Andere zweifeln an seinem göttlichen Ursprung, verlieren ihre Empathie, klagen an und toben. Die Johannes-Passion lenkt den Blick nicht allein aufs Jenseitige, sondern auch auf den Ursprung der individuellen Handlung aus der kollektiven Haltung – auf Fragen von Herrschaft und Zugehörigkeit, das Leid der Anderen und die Verantwortung ihnen gegenüber. Braucht es nicht nach allem, was wir wissen und wie wir gelebt haben, eine Neubewertung für die Verstrickung der Einzelnen mit der Welt? Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche projiziert diese Themen in einen Chor, in dessen Anschuldigung und Mitleiden sich Perspektiven des Gemeinschaftlichen abbilden. Welche davon wir leben wollen und können, wird sich zeigen.

Musikalische Leitung Cornelius Meister
Regie & Bühne Ulrich Rasche
Mitarbeit Regie Dennis Krauß
Mitarbeit Bühne Franz Dittrich
Kostüm Sara Schwartz, Romy Springsguth
Licht Gerrit Jurda
Choreographie Toni Jessen
Video Florian Seufert
Chor Manuel Pujol
Dramaturgie Franz-Erdmann Meyer-Herder

Evangelist Moritz Kallenberg
Jesus Shigeo Ishino
Petrus/Pilatus Andreas Wolf
Magd Fanie Antonelou
Diener Christopher Sokolowski
Jesu Gefolgschaft Beate Ritter, Alexandra Urquiola, Kai Kluge, Johannes Kammler
Jesu Ankläger Fanie Antonelou, Linsey Coppens, Christopher Sokolowski, Jasper Leever und Michael Nagl
Mitglieder des Staatsopernchors Stuttgart, Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart
Ort
Online
06-04-2021
Johannes-Passion
Probeneinblick bei Johannes-Passion
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