Der Tod in Venedig

von Benjamin Britten
Oper in zwei Akten
Libretto von Myfanwy Piper
nach der Novelle von Thomas Mann
in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
++22. Mai 2020 (17 Uhr) – 29. Mai 2020 (17 Uhr) als Video-on-Demand bei Oper trotz Corona++

In der Fremde Italiens entdeckt der alternde Schriftsteller Gustav von Aschenbach die Sinnlichkeit in Gestalt eines polnischen Jünglings. Zerrissen zwischen Begehren und künstlerischer Askese verliert er die Bindung ans Leben. Schönheit bringt ihm in Form eines einseitigen Liebesbekenntnisses Tod wie Erlösung. Kurz vor seinem Lebensende vertonte Benjamin Britten die Künstlernovelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann und schuf eine letzte große Rolle für seinen Lebensgefährten Peter Pears. Demis Volpi inszenierte Brittens Oper 2017 virtuos als Koproduktion mit dem Stuttgarter Ballett. Matthias Klink übernimmt ein weiteres Mal die Rolle des Gustav von Aschenbach, für dessen Darstellung er als „Sänger des Jahres 2017“ und mit dem FAUST-Preis 2018 ausgezeichnet wurde.
Koproduktion mit dem Stuttgarter Ballett
Ort
Online
Wieder im Repertoire
9. Mai 2020

Uraufführung
1973 im Rahmen des Aldeburgh Festival in Snape bei Aldeburgh
Altersempfehlung
ab Klasse 9
Handlung
1. Akt

Der erfolgreiche Schriftsteller Gustav von Aschenbach ist am Ende. Seine auf Disziplin und Selbstbeherrschung beruhende Arbeitsweise hat ihn in eine Sackgasse geführt. Vom Anblick eines fremden Reisenden fühlt er sich ermuntert, nach Venedig zu reisen. Statt wie gewohnt einen Arbeitssommer in den Bergen zu verbringen, will er sich im warmen Süden erholen. Auf dem Schiff nach Venedig ist Aschenbach schockiert vom ordinären Benehmen eines ältlichen Gecken und anderer Passagiere. Ein Gondoliere rudert den Schriftsteller gegen dessen ausdrücklichen Wunsch an seinen Zielort, das Seebad Lido. Unter Ehrenbezeugungen führt der Hotelmanager Aschenbach in sein Zimmer und preist die schöne Aussicht.
Unter den Hotelgästen fällt Aschenbach der polnische Junge Tadzio auf. Er ist überwältigt von dessen Schönheit. Bei einem Ausflug in die Altstadt fühlt Aschenbach sich von verschiedenen Händlern und Dienstleistern bedrängt. Der Schirokko verursacht ihm Übelkeit. Er beschließt seinen Aufenthalt abzubrechen. Aschenbachs Abreise misslingt aufgrund seines falsch adressierten Gepäcks. Innerlich jubiliert er, Tadzio nicht aus den Augen verlieren zu müssen. Aschenbach verbringt seine Tage am Strand mit der Beobachtung Tadzios. Er empfindet das Ebenmaß seines Körpers als Inspiration für seine Arbeit. Den Jungen anzusprechen, vermag er nicht. In Tagträumen phantasiert er die »Spiele des Apollon«, in denen Tadzio in allen Disziplinen als Sieger hervortritt. Endlich gesteht sich der Dichter ein, dass er den Jungen liebt.
2. Akt

Aschenbach ringt mit der Erkenntnis seiner Liebe. In dem Wunsch, jünger zu wirken, widmet er sich zunehmend seinem äußeren Erscheinungsbild. Aus verschiedenen Richtungen dringen Gerüchte zu Aschenbach über eine gefährliche Seuche, die in Venedig grassieren soll. Aschenbach stellt Tadzio und seiner Familie bei deren Stadtspaziergängen nach. Der Auftritt dreier vulgärer Schausteller im Hotel stößt Aschenbach ab. Er fühlt sich einzig Tadzio verbunden, der sich ebenfalls nicht zu amüsieren scheint.
Die Gerüchte werden zur Gewissheit : In Venedig wütet die Cholera. Aschenbach gelingt es nicht, Tadzios Mutter zu warnen. In der Phantasie sieht er sich und Tadzio als einzige Überlebende der Katastrophe. In einem Traum erlebt Aschenbach wie Apollon, der Gott von Form und Maß, Dionysos, dem Gott des Rausches, unterliegt. Die Hotelangestellten bereiten die Abreise der verbliebenen Gäste vor. Am menschenleeren Strand beobachtet Aschenbach Tadzio und andere Knaben noch einmal beim Spiel. Diesmal wird Tadzio niedergerungen und gedemütigt. Aschenbach will ihm zu Hilfe eilen, aber ihm fehlen die Kräfte. Er stirbt an der Seuche, während der einsam aufs Meer zuschreitende Tadzio ihm zuwinkt.
„So deutlich mehrdeutig zu bleiben, ist hohe Regie-Kunst.“

„Schonungsloses Kopftheater“ von Vesna Mlakar
Die Deutsche Bühne online
08.05.2017
„Ebenso schlicht wie faszinierend.“

„Wenn man sich einlässt auf [Regisseur] Demis Volpis sehr eigenen Dialog von Stimmen und Körpern, auf die Art, mit der er als Choreograf stumme Figuren schlicht bewegt, anstatt sie kompliziert zu erklären, dann bemerkt man die Feinheit, mit der hier Bilder entwickelt und Personen gelenkt werden.“

„Großartiger als hier war der großartige Sänger-Darsteller Matthias Klink in Stuttgart noch nie: Weit ist der Ambitus seiner Stimme […] und als über drei Stunden hinweg dauerpräsenter Aschenbach verausgabt sich der Tenor mit Hingabe und packender Wirkung.“

„Apollon ist tot – es lebe Dionysos!“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
08.05.2017
„Ein großer Abend für Stuttgart.“

„Die Lieblinge der Götter“ von Ralf-Carl Langhals
Mannheimer Morgen
09.05.2017
„Wie Matthias Klink diesen Menschen [Gustav von Aschenbach] zeichnet, das ist große Bühnenkunst.“
 
„Wie viel Eros ist erlaubt?“ von Marco Frei
Neue Zürcher Zeitung
10.05.2017
„Tenor Matthias Klink, [übertrifft] sich in der Rolle des Aschenbach selbst und [erreicht] hier ein künstlerisches Profil, das allein den Besuch der Aufführung nahe legt. Seine Bühnenpräsenz ist überragend, Kondition, Ausdauer, Intensität und sängerische Perfektion sind nahezu unfassbar, denn er hat während der gesamten Aufführungsdauer kaum eine Pause.“ 

„Es geht um den Eros im Wort“ von Lotte Thaler
BR-KLASSIK "Leporello"
08.05.2017
Matthias Klink mit seinem Bariton-Pendant Georg Nigl singen und spielen mit höchstem Ausdruck und schon fast beängstigend facettenreich ihre Partien, als hätten sie jeweils nur diese Rolle und nur einen Bühnenlebenabend. Es gibt keinen Stillstand, keinen unmotivierten Gang und erst recht keine Pose. [...] Analog entwickelt die Bühnenbildnerin Katharina Schlipf ein eigenständiges Zeichensystem, das sich nicht nur im Zitat erschöpft.“

„In Aschenbachs Kopf“ von Mirko Weber
Stuttgarter Zeitung
08.05.2017
„Mit viel Liebe zum Detail und großer Körperlichkeit erzählt der Regisseur Demis Volpi von den Irrungen und Wirrungen des zwischen Depression und Ekstase schwankenden Schriftstellers und feiert das Leben, anstatt den Tod Aschenbachs zu betrauern.“

„Depression und Ekstase“ von Georg Rudiger
Badische Zeitung
11.05.2017
„Gezielt lässt Brittens Partitur Deutung und Bebilderung vieler Szenen weit offen. Genau das nutzt Demis Volpi für eine hochmusikalische, detailverliebte, von vielerlei Symbolen durchzogene und vor allem spannende Inszenierung.“

„[Der Chor agiert] großartig, ebenso die Sänger und Tänzer in den vielen kleinen und kleinsten Solorollen, die Kinder von der John Cranko Schule.“

Matthias Klink absolviert die Tour de force der Rolle mit müheloser Stimmkraft, ohne jegliche Einbußen – seine englische Diktion ist beispielhaft, vom lyrischen Piano über die raue Anklage bis zum Sprechgesang stehen ihm alle Nuancen zur Verfügung. Er tanzt mit Apollon und den Kindern, hüpft von Buch zu Buch, krümmt sich oder triumphiert. Der Sängerschauspieler dürfte die Rolle seines Lebens gefunden haben.“

„Im Kopf des Schriftstellers“ von Angela Reinhardt
Esslinger Zeitung
09.05.2017
Matthias Klink [singt und spielt] den Aschenbach grandios: sehr menschlich angreifend, mit kraftvollem Charaktertenor wie mit heftig darstellerischer Hingabe."

„Spiel mir die Oper vom Tod“ von Jürgen Kanold
Südwest Presse
09.05.2017
„[Matthias Klink] zeichnet die Gedankengänge Aschenbachs mit akribischer Tonintensität nach und ist zu ekstatischen Aufschwüngen fähig, dabei von nie nachlassender darstellerischer Eloquenz.“

„Ironischer Schlenker in Venedig“ von Nikolaus Schmidt
Badische Neueste Nachrichten
09.05.2017
„Ein rauschender ungetrübter Erfolg, für Matthias Klink gar ein mit Haus erschütternden Ovationen gefeierter Triumph!"

„Es ist schwer zu sagen, was an [Matthias Klink] mehr bewundert werden soll: die jegliches Fachgrenzen-Denken widerlegende Stimme mit hellem Tenorkern, die sich allen geforderten Nuancen von tragender Kraft, anklingenden Lyrismen, selbstreflektierendem Sprechgesang in den monologischen Rezitativen bis zu fast tonlosen Phrasen spielerisch anverwandelt; der expressive Überbau, den er über den gesamten literarisch anspruchsvollen und im englischen Original vorgetragenen Text zu spannen vermag- oder die manchmal beängstigende Intensität, mit der er sich dem innerlich zerrissenen und immer mehr treiben lassenden Schriftsteller auch in körperlichen Belangen hingibt. In kurzen Momenten der versuchten Kommunikation mit Tadzio zeigt er obendrein sogar noch gute tänzerische Ansätze.“

„Phantastische Reise ins Innere“ von Udo Klebes
Online Merker
09.05.2017