Tristan und Isolde

von Richard Wagner
Handlung in drei Aufzügen
in deutscher Sprache
„Kind, dieser Tristan wird was Furchtbares. Vollständig gute [Aufführungen] müssen die Leute verrückt machen“, mutmaßte Richard Wagner noch während er an seiner „Handlung in drei Aufzügen“ komponierte. Was könnte einen nun verrückter machen? Die fortwährend auf Erlösung abzielende, rastlos-chromatische Musik mit ihrem Versprechen „schauerlicher und süßer Unendlichkeit“ (so Nietzsche)? Oder dass Wagner, inspiriert von buddhistischem Nirwana und Schopenhauers Verneinungsphilosophie, hier die Liebe als Weg der totalen Selbstauslöschung beschwört? Jossi Wieler und Sergio Morabito werfen in ihrer Inszenierung Licht in die mystifizierende Dunkelheit von Tristan und Isoldes (Catherine Naglestad gibt ihr Rollendebüt!) Liebesnacht und lassen die beiden wagemutig den Wahnsinn ihres unmöglichen Verlangens nach Verschmelzung erkunden.
Ort
Opernhaus
Dauer
I. Aufzug: ca. 85 Min.
Pause: ca. 35 Min.
II. Aufzug: ca. 75 Min.
Pause: ca. 35 Min.
III. Aufzug: ca. 75 Min
Wieder im Repertoire
30. April 2020

Uraufführung
1865 in München
Altersempfehlung
ab Klasse 10
Handlung
Erster Aufzug


Ein englisches Schiff auf der Rückfahrt von Irland ins englische Kornwall. An seinem Steuer steht Tristan, Neffe und Adoptivsohn des englischen Königs Marke. Tristan bringt Isolde, die Königstochter der unterworfenen Iren, nach England. Dort wird er sie mit dem verwitweten Marke verheiraten, um das Bündnis beider Völker und seine eigene Machtposition zu stärken. An Bord hält er sich von Isolde fern. Isolde fordert ihn durch ihre Vertraute Brangäne auf, ihr den gebührenden Respekt zu erweisen. Stattdessen verhöhnt Tristans Getreuer Kurwenal Isolde mit einem Spottlied, in das die gesamte Mannschaft einstimmt. Isolde enthüllt Brangäne daraufhin die Vorgeschichte :

Tristan hatte im Krieg Isoldes Verlobten Morold erschlagen. Im Zweikampf hatte Morold Tristan jedoch eine vergiftete Wunde zugefügt, die nur Isolde heilen konnte. Der sieche Tristan ließ sich in einem Boot vor Irlands Küste aussetzen, um sich als Spielmann »Tantris« in Isoldes Pflege zu begeben. Isolde erkannte ihn schließlich, war zur Rache für den Tod Morolds aber nicht fähig, als der Kranke ihr in die Augen sah. Sie pflegte ihn gesund. Der geheilt entlassene »Tantris« kehrte unter seinem wahren Namen als Brautwerber König Markes zurück. Die geschlagenen Iren hatten keine Wahl als diesen Antrag anzunehmen.

Als Brangäne auf die von ihr mit an Bord geschmuggelten Zaubertränke von Isoldes Mutter verweist, mit deren Hilfe vielleicht alles zum Guten zu wenden wäre, beschließt die tief gedemütigte Isolde, Tristan und sich selbst zu vergiften. Auf ihre Drohung hin, nicht vor den König treten zu wollen, bevor Tristan sie aufgesucht habe, muss dieser erscheinen. Seine arrogante Abwehrhaltung bricht zusammen, als er begreift, dass Isolde das Doppelspiel seiner Tantris-Maskierung durchschaut hat. Er leert mit Isolde einen von Brangäne kredenzten vorgeblichen »Sühnetrank«, obwohl er verstanden hat, dass Isolde ihm ein tödliches Gift einflößen will. Doch Brangäne hat statt des Todestranks einen Liebestrank eingeschenkt. In Erwartung des Todes gestehen sich Tristan und Isolde ihre Liebe. In diesem Moment trifft das Schiff in England ein.
Zweiter Aufzug

Eine Sommernacht im Garten von Markes Königsburg. Isolde lebt nun als Königin an der Seite Markes. Während der König mit seinem Gefolge zur Jagd zieht, fiebert Isolde Tristans heimlichem Besuch entgegen. Brangäne vermutet hinter der Jagd einen Hinterhalt des verwachsenen Höflings Melot, doch Isolde schlägt ihre Warnung in den Wind. Sie löscht die Fackel: das Zeichen für Tristan, sie zu besuchen. Die Liebenden begrüßen sich stürmisch. Doch bald bringt Isolde Tristans Liebesverrat, durch den er sie an König Marke verschachert hat, zur Sprache. Tristan macht die »Tageswelt« und ihr vernunftbestimmtes Ordnungs- und Erfolgsdenken, dem er verfallen gewesen sei, dafür verantwortlich. Er preist die Gegenwelt des »Wunderreichs der Nacht«und ihr Versprechen »ewiger Liebeswonne«. Doch für Isolde gibt es keinen Ausweg aus dem Ehegefängnis, in das Tristan sie gesperrt hat. Beider Sehnsucht nach Liebe wandelt sich in Todessehnsucht. Willentlich lassen sie sich von Marke und Melot überraschen. Auf Markes verzweifelte Klage über Tristans ungeheuerlichen Vertrauensbruch weiß dieser keine Antwort zu geben. Stattdessen stürzt er sich in Melots Schwert.

Dritter Aufzug

Tristan ist seiner Verletzung nicht erlegen. Sein Getreuer Kurwenal hat ihn in der vergeblichen Hoffnung auf Heilung auf dessen Familiensitz Kareol in die Bretagne gebracht. Nun hofft Kurwenal auf die Ankunft Isoldes als der einzigen, die das Leben seines Herrn noch retten könnte. Ein Hirte verspricht, die traurige Weise seiner Schalmei mit einer freudigen Melodie zu unterbrechen,
sobald er ihres Schiffes ansichtig wird.

Tristan erwacht aus einer Betäubung. Er kann nicht sterben, solange ihn die Sehnsucht nach Isolde noch ans Leben fesselt. Er versucht seinem Scheitern einen Sinn abzugewinnen und steigert sich zu einer Verfluchung seines eigenen Begehrens und zu einer ekstatischen Vision von Isoldes Ankunft. Als der Hirte endlich das erlösende Signal von Isoldes Nahen gibt, reißt sich Tristan seine Wunden auf und verblutet.

Marke, Melot und Brangäne sind Isolde in der Absicht gefolgt, sie mit Tristan zu vermählen. Doch Kurwenal, der dies nicht begreift, tötet Melot und wird von Marke in Notwehr erschlagen.

Isolde imaginiert an Tristans Leiche dessen Auferstehung.
„Die Staatsoper Stuttgart zeigt den Bayreuthern kurz vor Festspielbeginn, wo der Wagner-Hammer hängt.“

„Diese Liebe ist nicht zum Vollzug bestimmt“ von Eleonore Büning
Frankfurter Allgemeine Zeitung
22.07.2014
„Solch einen Tristan, so eine Isolde hat man noch nicht gesehen.“

„Blinde Augen, blöde Herzen“ von Helmut Mauró
Süddeutsche Zeitung
23.07.2014
„Eine ungewöhnliche, eine ganz und gar nicht aktuarische Inszenierung dieser an vordergründiger Handlung so armen Oper.“

„Isolde ist nervös, Tristan arrogant“ von Rainer Zerbst
Bayerischer Rundfunk, BR-Klassik
21.07.2014
„So radikal ist [Richard Wagner] noch nie befragt worden.“

„Auswüchse unfreier Geister“ von Christoph Schmitz
Deutschlandfunk - "Kultur heute"
22.07.2014
„Die enge Beziehung zwischen Bühnenraum und dem Innenleben der Figuren zählt mit der akribisch genauen Personenführung zu den Stärken dieser Inszenierung. Bert Neumanns Räume sind dabei nie statisch, sondern entwickeln sich mit der Handlung weiter.“

„Nicht alles lässt sich hier dechiffrieren, was aber gerade eine Stärke dieser Inszenierung ist. Denn umso stärker wirken ihre Bilder.“

„Wer sich küsst, hat sich schon verloren“ von Frank Armbruster
Stuttgarter Zeitung
22.07.2014
„Grandios Shigeo Ishino, der den großen Auftritt Kurwenals im dritten Aufzug mit Aplomb und blendender Diktion, mit Wachheit im Rhythmischen und weitem Ambitus bewältigt.“

„Ideal und Alltag“ von Peter Hagmann
Neue Zürcher Zeitung
23.07.2014