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13.07.2022 Blick ins Staatsorchester Stuttgart: Pablo Neva Collazo
Blick ins Staatsorchester Stuttgart: Pablo Neva Collazo
Pablo Neva Collazo ist erst 22 Jahre alt, kann aber schon auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Geboren in Marín, Spanien, hat er in seiner Heimat die wichtigsten Preise für junge Musiker*innen abgeräumt und anschließend an der HMDK Stuttgart studiert. Vor Kurzem hat er sein Probejahr im Staatsorchester gewonnen und berichtet im Gespräch mit Konzertdramaturgin Claudia Jahn von seinem Alltag als Solo-Hornist.
Im März 2022 hast du dein Probejahr als Solo-Hornist im Staatsorchester Stuttgart bestanden. Herzlichen Glückwunsch! Wie hast du deinen Anfang im Staatsorchester erlebt?
Die Arbeitsatmosphäre ist im Staatsorchester Stuttgart sehr angenehm. Von Anfang an wurde ich von meinen Kolleg*innen unterstützt. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier schon so früh anfangen durfte. Derzeit studiere ich noch an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. In diesem Jahr mache ich meinen Bachelor-Abschluss. Vorher habe ich in meiner Heimat Spanien studiert, in San Sebastián. Aber noch nie habe ich in so kurzer Zeit so viel gelernt wie während meines Probejahrs im Staatsorchester Stuttgart.
Was war dein schönstes Erlebnis in dieser Spielzeit?
Die 2. Sinfonie von Gustav Mahler mit dem Staatsopernchor und Generalmusikdirektor Cornelius Meister. Es war mein letztes Konzert im Probejahr und gleichzeitig mein erstes Konzert als festes Orchestermitglied.
Was hat dich von Spanien nach Stuttgart geführt?
Vor drei Jahren habe ich mein Studium in Stuttgart begonnen. Ich wollte schon immer in einem deutschen Orchester spielen. Die deutsche Orchestertradition ist wirklich einzigartig und es gibt hier mehr Möglichkeiten für professionelle Musiker*innen als in Spanien.
Wie bist du zu deinem Instrument gekommen?
Meine Eltern hatten viele Bücher über Musikinstrumente, in denen ich als Kind gerne geblättert habe. Das Horn hat mir dabei am besten gefallen. Zuerst war ich noch etwas zu jung für das Instrument, aber mit 6 Jahren durfte ich dann richtig anfangen. Ich wollte alles über das Horn wissen und habe viele Aufnahmen gehört. Mit 8 Jahren habe ich angefangen in Blaskapellen zu spielen. Diese sind in Galicia, meiner Heimatregion an der nordwestlichen Küste Spaniens, besonders beliebt. Sie treten bei Festen auf, spielen viel Volksmusik, aber auch Bearbeitungen von klassischen Orchesterstücken. Dabei konnte ich viel Erfahrung im Zusammenspiel mit anderen sammeln. Der Weg als Berufsmusiker hat sich dann ganz natürlich ergeben. Ich würde nichts anderes machen wollen. Als Solo-Hornist kann ich mich außerdem auch musikalisch stark einbringen, was mir große Freude bereitet.
Was genau sind die Aufgaben von Solo-Hornist*innen?
Unsere Aufgabe ist es, die Horngruppe zusammenzuhalten. Manchmal müssen wir auch entscheiden, wie eine bestimmte Stelle gespielt werden soll. Wenn der*die Dirigent*in einen Wunsch hat, dann vermitteln wir und versuchen eine Lösung zu finden. Die Kommunikation mit der musikalischen Leitung ist sehr wichtig. Aber auch zu den anderen Solo-Bläsern muss man einen engen Kontakt haben. Diese Position ist mit viel Verantwortung verbunden, ich mag die Herausforderung jedoch sehr.
Auf welche Projekte der kommenden Spielzeit freust du dich besonders?
Ich freue mich besonders auf die 5. Sinfonie von Gustav Mahler im 6. Sinfoniekonzert. Für uns Hornist*innen sind die Sinfonien von Mahler immer ein besonderes Erlebnis.
Und noch eine letzte Frage: Vermisst du das Meer in Stuttgart?
Ich versuche immer Orte zu finden, die dem Meer ähnlich sind. In Stuttgart bin ich beispielsweise gerne am Max-Eyth-See oder fahre mit dem Fahrrad den Neckar entlang. Aber die Sommerpause verbringe ich natürlich am Atlantik.