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02.12.2025 Ein Neujahrstag in Leipzig
Ein Neujahrstag in Leipzig
Zwei der bedeutendsten Komponisten der Romantik treffen im 3. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart unter der Leitung von Generalmusikdirektor Cornelius Meister aufeinander: Pjotr I. Tschaikowsky und Johannes Brahms. Auch ihre Lebenswege führten die beiden Künstlerpersönlichkeiten zusammen. Sie trafen sich erstmals im Jahr 1888, als Tschaikowsky auf Einladung des Gewandhausorchesters in Leipzig weilte. Am Heiligabend 1887 nahm Adolph Brodsky, Konzertmeister des Gewandhausorchesters, den gerade angereisten Tschaikowsky in Empfang, wie seine Ehefrau Anna Brodsky in ihren Memoiren festhielt.
„Es war ein kalter, frostiger Abend, und der Schnee lag dick auf dem Boden. Mein Mann fuhr zum Bahnhof, um Tschaikowsky abzuholen, und meine Schwester Olga und ihr kleiner Sohn, die zu dieser Zeit bei uns zu Gast waren, halfen mir, unseren Weihnachtsbaum vorzubereiten. Wir wollten, dass er fertig war, bevor Tschaikowsky eintraf, und dass er so hell wie möglich leuchtete, um ihn willkommen zu heißen. Als wir die Kerzen anzündeten, hörten wir das Geräusch eines Schlittens, und kurz darauf betrat Tschaikowsky den Raum (…) Sein Äußeres war weder auffällig noch künstlerisch, aber alles an ihm – der Ausdruck seiner blauen Augen, seine Stimme, vor allem sein Lächeln – zeugte von einer großen Freundlichkeit. Ich habe noch nie einen Mann gekannt, der eine so herzliche Atmosphäre mit sich brachte wie Tschaikowsky. Er war noch keine Stunde in unserem Haus, da hatten wir schon ganz vergessen, dass er ein großer Komponist war. Es wäre schwierig, zwei Männer zu finden, die unterschiedlicher sein könnten. Tschaikowsky, von Geburt Adliger, hatte etwas Elegantes und Raffiniertes in seiner ganzen Haltung und war von größter Höflichkeit. Brahms mit seiner kleinen, eher kantigen Gestalt und seinem kräftigen Kopf war ein Bild von Kraft und Energie; er war ein erklärter Feind aller sogenannten ‚guten Manieren‘. Sein Gesichtsausdruck war oft leicht sarkastisch. Als A. B. (Anm.: Adolph Brodsky) sie einander vorstellte, sagte Tschaikowsky mit seiner sanften, melodiösen Stimme: ‚Störe ich Sie nicht?‘ ‚Ganz und gar nicht‘, antwortete Brahms mit seiner eigentümlichen Heiserkeit. ‚Aber warum wollen Sie sich das anhören? Es ist überhaupt nicht interessant.‘“
Dez 2025
3. Sinfoniekonzert
Besetzung