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23.09.2025 Nachruf Reinhard Traub

Wir trauern um Reinhard Traub

Die Staatsoper Stuttgart trauert um Reinhard Traub. Der Lichtdesigner ist am 12. September im Alter von 63 Jahren in Prag verstorben. Mit ihm verlieren wir nicht nur den langjährigen Leiter der Beleuchtungsabteilung des Opernhauses, sondern auch einen der profiliertesten Lichtdesigner der Gegenwart. Ein Nachruf von Intendant Viktor Schoner.
Schon lange, bevor ich in Stuttgart als Opernintendant wirken durfte, bin ich Reinhard Traub begegnet – in Paris, in München, in Salzburg: Er stand selten selbst im Licht, denn bei Beleuchtungsproben ist der Saal radikal abgedunkel. Und der begnadete Be-Leuchter Reinhard Traub scheute das Rampenlicht von Premierenfeiern wie der Teufel das Weihwasser. Reinhard Traub arbeitete mit den großen Regiemeistern einer ganzen Generation zusammen: Martin Kušej, Calixto Bieito, Christof Loy und natürlich Jossi Wieler – um nur einige wenige Namen zu nennen. Für viele weitere Regisseure gestaltete er das Licht, durch das die Kostüme, die Bühnenbilder, die Darsteller*innen überhaupt erst sichtbar werden. Vor allem wird dadurch aber die Atmosphäre eines Opernabends kreiert.

Er galt in der ganzen Opernwelt als streitbar, schnell und auf eine fast heimliche Weise poetisch. Reinhard Traub kämpfte für „seine“ Sache, bei den Diskussionen über die notwendige Beleuchtungszeit in jeder einzelnen Produktion genauso wie als Beleuchtungschef des Stuttgarter Opernhauses. Von 2006 bis 2022 füllte er diese Position, und es ist seiner Kennntis fast aller internationaler Opernhäuser und seiner unermüdlichen Neugier zu verdanken, dass die Instandhaltung und die technische Aktualität des Equipments im Littmannbau an dieser Stelle wirklich State of the art ist.

Reinhard Traubs Licht wird uns noch in vielen Vorstellungen unseres Repertoires begleiten! Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freund*innen und all den Menschen, die seinen Weg begleitet haben.
Reinhard Traub machte zunächst zwei Ausbildungen als Grafik-Designer und Berufspilot. Von 1980 bis 1985 war er Assistent bei Chenault Spence, anschließend gestaltete er zwei Welttourneen mit den Produktionen Sophisticated Ladies und Carmen Jones. Ab 1992/93 war er bei den Bühnen Graz tätig und konzipierte Lichtdesigns für die Opernhäuser in London, Rom, Kopenhagen, Zürich, Brüssel, München, Dresden und Hamburg, die Festspiele von Bayreuth, Salzburg, Aix-en-Provence und Glyndebourne, außerdem für das Hamburger Thalia Theater, die Volksbühne Berlin und das Wiener Burgtheater. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verband ihn mit Regisseuren wie David Alden, Peter Konwitschny, Johann Kresnik, Martin Kušej, Christof Loy, Calixto Bieito und Jossi Wieler. Von 2001 bis 2015 unterrichtete er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Von 2006 bis 2022 war Reinhard Traub Leiter der Beleuchtungsabteilung des Opernhauses Stuttgart. Hier war er als Licht-Designer für Produktionen wie Jenufa, Der Schaum der Tage, Ariadne auf Naxos, Nabucco, Die Nachtwandlerin, Platée, Der fliegende Holländer und Parsifal, wunderzaichen, La Bohème, Berenike, Königin von Armenien, Così fan tutte und viele andere verantwortlich. Zu den Stuttgarter Produktionen der vergangenen Jahre zählten Die Liebe zu drei Orangen, Werther, BORIS, Die Verurteilung des Lukullus, Hänsel und Gretel und Rusalka. Zuletzt erarbeitete er gemeinsam mit Calixto Bieito eine Neuproduktion von Mozarts Idomeneo in Prag. Noch vor der geplanten Premiere verstarb er am 12. September im Alter von 63 Jahren.