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25.10.2021 Interview mit Olivier Marger

Blick ins Staatsorchester: Olivier Marger

Bereits seit einem Jahr ist Olivier Marger Cellist im Staatsorchester. Damit hat er das übliche Probejahr erfolgreich überstanden. Im Interview spricht er über seinen bisherigen Werdegang, sein Instrument, Projekte, auf die er sich freut, und seine Heimat Frankreich.
Olivier, im September 2021 hast du dein Probejahr als Cellist im Staatsorchester Stuttgart bestanden. Herzlichen Glückwunsch! Wie hast du deinen Anfang im Orchester erlebt?

Mein Probespiel beim Staatsorchester Stuttgart fand genau drei Wochen vor dem ersten Lockdown statt. Nachdem ich dieses bestanden hatte, durfte ich im Mai 2020 im Orchester anfangen. Es war eine schwierige Zeit für uns Musiker*-innen. Die regelmäßigen Vorstellungen und Konzerte vor Publikum haben uns sehr gefehlt. Umso schöner ist es, dass wir jetzt endlich wieder so groß besetzte Werke wie Giacomo Puccinis Madama Butterfly oder auch Richard Strauss’ Rosenkavalier spielen können.

Worin liegt die Herausforderung, wenn man als junger Musiker neu in ein Orchester kommt?

Man muss auf jeden Fall sein Bestes geben, dabei aber auch natürlich bleiben. Man darf nicht zu viel auf einmal wollen. Das umfangreiche Repertoire des Hauses, das die älteren Kolleg*innen sehr gut kennen, muss man am Anfang erst einmal lernen. Das ist sehr zeitintensiv, zumal ich bisher mehr Konzert als Oper gespielt habe. Aber mit der Zeit fällt es immer leichter und ich bin sehr froh, so nette Kolleg*innen um mich herum zu haben.

Wie bist du zu deinem Instrument gekommen?

Ich komme aus einer Musikerfamilie, daher bin ich schon sehr früh mit Musik in Berührung gekommen. Meine Mutter war Klavierlehrerin. Ich habe sie oft zum Unterricht begleitet. Als eines Tages zwei Jungen zum Unterricht kamen, die Cello spielten, war ich von ihrem Spiel so sehr beeindruckt, dass ich dieses Instrument auch erlernen wollte.

Wann hast du dich dafür entschieden, die professionelle Musikerlaufbahn einzuschlagen?

Schon während meiner Schulzeit in meiner Heimatstadt Lille war mir klar, dass ich Musiker werden möchte. Ich habe erst in Paris, dann auch in Berlin und Leipzig studiert. Der Wunsch, ins Orchester zu gehen, wurde bei mir jedoch erst später geweckt. Entscheidend dafür war die Zeit als Akademist beim Gewandhausorchester Leipzig. In diesen zwei Jahren konnte ich sehr viel lernen und den Arbeitsalltag in einem deutschen Profiorchester kennenlernen. In Frankreich gibt es bei weitem nicht so viele Profiorchester wie in Deutschland, wodurch die Musiker*innen hier eine größere Sicherheit haben.

Du bist bereits seit 9 Jahren in Deutschland. Gibt es etwas aus deiner Heimat, das du vermisst?

Ja, den französischen Wein und Käse, aber zum Glück ist Stuttgart nicht so weit von Frankreich entfernt.

Auf welche zukünftigen Projekte an der Staatsoper Stuttgart freust du dich besonders?

Ganz besonders freue ich mich auf Richard Wagners Ring. Rheingold und Walküre habe ich zwar schon in Leipzig gespielt, nun freue ich mich aber, das ganze Werk aufzuführen. Auch die Oper Rusalka von Antonín Dvořák und die 2. Sinfonie von Gustav Mahler, die Auferstehungssinfonie, in der Liederhalle sind für mich zwei weitere Höhepunkte. Da ich auch die Kammermusik sehr schätze, freue ich mich außerdem auf das 2. Kammerkonzert, bei dem ich in dieser Spielzeit mit dabei sein werde.
Das Interview erschien ursprünglich im Programmheft zum 1. Sinfoniekonzert.
Foto: Sorin Nainer

1. Sinfoniekonzert