
zurück
06.06.2025 Über meine Wiederbegegnung mit dem „Fundbüro“
Über meine Wiederbegegnung mit dem „Fundbüro“
Ich bin Martin Mutschler, künstlerischer Leiter des JOiN, und Regisseur und Autor von „Fundbüro“, einem Musiktheaterabend, der in der Spielzeit 23/24 gemeinsam mit Mitgliedern des Internationalen Opernstudios entwickelt wurde. Nun ist er wieder auf der Bühne zu erleben – und die Zeit der erneuten Proben war eine ganz besondere für mich.
Ein Theaterstück zur Wiederaufnahme vorzubereiten, ist eine eher praktische Sache: Man schaut sich an, welches Dokumentationsmaterial es gibt (einen Mitschnitt sowie ein Regiebuch mit Eintragungen zu Auf- und Abgängen, Haltungen, Cues für Licht, Ton, Verwandlungen) und sortiert, was zu tun ist. Doch Fundbüro ist ein Stück, das selbst von der Erinnerung, also auch vom Verstreichen der Zeit erzählt, und deswegen beschleichen mich als Regisseur und Autor des Stücks beim Wiederbeleben noch einmal andere Gefühle. Die fünf Sänger*innen des Internationalen Opernstudios, die das Fundbüro beleben, sind am Ende ihrer Studiozeit. Sie haben zwei Jahre lang Erfahrungen gesammelt, bei uns im JOiN, auf der großen Opernbühne, im Leben und in Stuttgart. Sie sind nicht dieselben; es ist schön, das zu beobachten. Sie kehren zu unserem Stück mit anderer Lässigkeit zurück.
Neulich habe ich ihnen auf der Probe das Wort Durchlässigkeit erklärt und was es im Theater nach meinem Verständnis bedeutet: eine Virtuosität in der Art, wie Figur und persönlicher Charakter wechselseitig füreinander transparent sind, wie im einen das andere aufblitzt, bis ich als Zuschauer*in nicht immer sagen kann, wen ich eigentlich gerade erlebe, eine Erfindung oder einen realen Menschen. Bei einer Stückentwicklung wie der unseren ist das besonders wichtig, weil es die Figuren – Teppichmann, Primavera, Faktotum, Ewiges Kind und Ewiger Finder – nicht gäbe ohne Aleksander, Alma, Itzeli, Joe und Jaco. Was ja auch heißt: Wenn Ende Juni der letzte Vorhang fällt, werden wir uns auch von den Figuren für immer verabschieden. Es ist ja nur eine Erfindung! Aber es steckt so viel Liebe in dieser Erfindung, dass es mir schwerfallen wird, sie gehen zu lassen.
„Alles kehrt wieder und ist schon zu Ende“ heißt es in einem Gedicht von Elisabeth Borchers, und das könnte als Motto über dem Fundbüro stehen. Und es mag wie ein Missverständnis wirken, dass man mit der flüchtigen Kunstform Theater etwas festzuhalten versucht. Aber irgendwo muss man doch anfangen, es zu versuchen?
Neulich habe ich ihnen auf der Probe das Wort Durchlässigkeit erklärt und was es im Theater nach meinem Verständnis bedeutet: eine Virtuosität in der Art, wie Figur und persönlicher Charakter wechselseitig füreinander transparent sind, wie im einen das andere aufblitzt, bis ich als Zuschauer*in nicht immer sagen kann, wen ich eigentlich gerade erlebe, eine Erfindung oder einen realen Menschen. Bei einer Stückentwicklung wie der unseren ist das besonders wichtig, weil es die Figuren – Teppichmann, Primavera, Faktotum, Ewiges Kind und Ewiger Finder – nicht gäbe ohne Aleksander, Alma, Itzeli, Joe und Jaco. Was ja auch heißt: Wenn Ende Juni der letzte Vorhang fällt, werden wir uns auch von den Figuren für immer verabschieden. Es ist ja nur eine Erfindung! Aber es steckt so viel Liebe in dieser Erfindung, dass es mir schwerfallen wird, sie gehen zu lassen.
„Alles kehrt wieder und ist schon zu Ende“ heißt es in einem Gedicht von Elisabeth Borchers, und das könnte als Motto über dem Fundbüro stehen. Und es mag wie ein Missverständnis wirken, dass man mit der flüchtigen Kunstform Theater etwas festzuhalten versucht. Aber irgendwo muss man doch anfangen, es zu versuchen?

Jacobo Ochoa – Der Ewige Finder. © Matthias Baus
Mein Name ist Martin Mutschler und ich komme aus Stuttgart. Nach der Schule habe ich eine Handvoll Sprachen gelernt und länger in Tschechien gelebt. Dann habe ich Musiktheaterregie in Hamburg studiert und bin tatsächlich am Theater gelandet, wo ich das Glück hatte, mit engagierten Theatermacher*innen zusammenzuarbeiten, manchmal beratend als Dramaturg, manchmal selber als Regisseur, Schauspieler oder Autor. Ich konnte einige Projekte an Theatern verwirklichen, habe aber auch Stücke für einen Zirkus in Lettland oder die Fassade eines besetzten Hauses in Hamburg inszeniert. Am liebsten arbeite ich im Team, wie mit meinem Musiktheater-Kollektiv „Membra“. Am JOiN bin ich Teil der Künstlerischen Leitung und inszeniere Musiktheater, das immer das Verspielte, Poetische, Mehrsprachige sucht.

© Matthias Baus
Fundbüro
Jun 2025