So waren doch die Kothurnen nach dem „klassischen“ Muster wieder im Rennen. Natürlich sind Kothurnen nicht das übliche Schuhwerk, das ich als gelernter Schuhmacher normalerweise herstelle. Deshalb habe ich mich an verschiedene Werkstätten im Haus gewandt, um herauszufinden, welches möglichst leichte Material sich dafür am besten eignen würde. Letztlich bin ich bei der Theaterplastik gelandet. Dort wurde mir eine Styroporart empfohlen, die für Bühnenbilder verwendet wird. Die Kollegin hat mir also „Klötze“ in den verschiedenen gewünschten Höhen ausgesägt, aus denen ich die Kothurnen mit Messer und Raspel in eine leicht konische Form buchstäblich zurechtgeschnitzt habe. Anschließend wurde das Styropor mit Nesselstoff kaschiert, um die Oberfläche zu versiegeln, sowie eine rutschfeste Sohle aufgeklebt.

Im nächsten Schritt habe ich mir dann in der Schreinerei passende Holzplatten für das „Fußbett“ der Kothurnen zuschneiden lassen. Durch diese sollten später die Klettbänder zur flexiblen Befestigung geführt werden – vergleichbar mit Riemchensandalen – mit ein bisschen Spiel, um auf verschiedene Schuhgrößen anpassbar zu sein. Zusätzlich hat mir die Rüstmeisterei noch einen kleinen Blechstreifen als Anschlag für die Ferse passend gefertigt. Dieser wurde an der Holzplatte befestigt und zusätzlich mit einer Gummischicht beklebt, um ein Rutschen oder Scheuern zu vermeiden. Und da die Kothurnen farblich auf die Hose des Jago abgestimmt sein müssen, damit alles wie aus einem Guss erscheint, habe ich mir anschließend von der Färberei noch eine passende Stofffarbe geben lassen und die Kothurnen schwarz eingefärbt.

Auf diese Weise wurden insgesamt drei Versionen der Kothurnen angefertigt – mit einer Höhe von 15 cm, 30 cm und 45 cm – die wir dann für die Proben an die Garderobe übergeben haben. Die Modelle mit 45 cm Plateau wurden jedoch schon bei den ersten Proben verworfen, da der Darsteller sich darauf zu unsicher fühlte. Während der Proben wurden noch weitere kleine Anpassungen vorgenommen, um den Stand des Darstellers zu verbessern. Zudem stellte sich bei den Endproben heraus, dass die Hosen des Jago – die in der Länge an die jeweiligen Kothurnen angepasst sind – am Nesselstoff hängen blieben. Also musste über den Nesselstoff noch eine Schicht glattes Kunstleder aufgebracht werden, an dem der Hosenstoff heruntergleiten kann. Und auch ein letztes Quietschgeräusch, das von den Kothurnen beim Laufen ausging, wurde mithilfe eines Stückes Filz noch beseitigt.

Alles in allem bringt jede der 30 cm-Kothurnen fast 2 Kilo auf die Waage und auch das Anziehen muss geübt werden. Aber die vielen Stunden Recherche und Handarbeit haben sich bezahlt gemacht und ermöglichen so die Illusion, dass Jago quasi vor den Augen des Publikums wachsen kann.