Otello

von Giuseppe Verdi
Dramma lirico in vier Akten mit Video-Interventionen von John Akomfrah
Libretto von Arrigo Boito nach dem gleichnamigen Schauspiel Othello von William Shakespeare
in italienischer Sprache mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache
Anziehend, weil abstoßend – so ließe sich das widersprüchliche Faszinationspotenzial von William Shakespeares schillerndstem Charakter, Otello, beschreiben. Wahrscheinlich hätte es ihn zu seiner Entstehungszeit gar nicht geben können: Schwarz, ein Fremder, und doch durch Verdienst und spektakuläre Eloquenz an die Spitze der venezianischen Gesellschaft gelangt, heiratet er die schöne Desdemona. Aber natürlich stört sich sein Umfeld an ihm, dem aus ihrer Sicht weniger zustehen sollte. Otellos engster Vertrauter Jago zettelt eine Eifersuchtsintrige an, durch die Otello zuerst seine Braut und dann sich selbst tötet. Arrigo Boito, der kongeniale Librettist von Giuseppe Verdis Spätwerk, stellt Jagos Bekenntnis zur Grausamkeit als ein gleichberechtigtes Element zur Tugend ins Zentrum des Dramas. In Rückgriff auf die gesellschaftlich verabredete Andersartigkeit Otellos gelingt es Jago, die Verhältnisse zugunsten einer vermeintlichen Ordnung zurückzubiegen: einer, in der Otello in der rassifizierten Hierarchie wieder nach unten verwiesen wird. Als eines der aufregendsten Opernwerke des späten 19. Jahrhunderts, stellt uns auch Verdis Otello vor ein Problem: Wer sollte eigentlich Verantwortung für diese weiße Fantasie von Schwarzsein übernehmen? Regisseurin und Bühnenbildnerin Silvia Costa rückt nach ihrer ausladend sinnlichen Inszenierung von Juditha triumphans die zugrundeliegenden Konstruktionen in den Fokus: Wer definiert von wo aus und mit welcher Sprache, was fremd und was eigen, wer würdig und wer verworfen ist? Zusammen mit Dirigent Stefano Montanari, der nach einem aufregenden Hausdebüt mit Iphigénie en Tauride und einer fulminanten Platée-Serie an die Staatsoper Stuttgart zurückkehrt, verspricht ihre Auseinandersetzung mit Shakespeare, Verdi und Boito eine aufregende Reise durch die verschiedenen Seelenräume einer der zwiespältigsten Figuren der Theatergeschichte zu werden.

Hinweise zu sensiblen Inhalten und sensorischen Reizen
Ort
Opernhaus
Dauer
ca. 3 Std. 15 Min.
Uraufführung
1887 in Mailand

Premiere dieser Produktion
18. Mai 2025

Altersempfehlung
ab Klasse 10
In dieser Produktion kommen Stroboskop-Effekte zum Einsatz.

45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.
Mai 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

So
18
18:00
Opernhaus
Premiere
- / - / - / - / - / 89 / 108 / 128 / - €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
21
19:00
Opernhaus
- / - / - / - / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

So
25
19:00
Opernhaus
- / - / - / - / - / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
28
19:00
Opernhaus
- / - / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
Jun 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Fr
27
19:00
Opernhaus
- / 20,50 / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mo
30
19:00
Opernhaus
8 / 20,50 / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
Jul 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

So
6
18:00
Opernhaus
8 / 20,50 / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
9
19:00
Opernhaus
8 / 20,50 / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
16
19:00
Opernhaus
8 / 20,50 / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Fr
18
19:00
Opernhaus
8 / 20,50 / 33 / 49 / 66 / 82 / 99 / 119 / 139 €
Besetzung
Okt 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Sa
11
19:00
Opernhaus
Wieder im Repertoire
8-139 € / I
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Sa
18
19:00
Opernhaus
8-139 € / I
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
Musikalische Leitung Killian Farrell
Regie und Bühne Silvia Costa
Co-Regie Rosabel Huguet Duenas
Co-Bühnenbildner Michele Taborelli
Videokunst John Akomfrah
Kostüme Gesine Völlm
Licht Marco Giusti
Chor Manuel Pujol
Kinderchor Bernhard Moncado
Dramaturgie Julia Schmitt, Martin Mutschler
Otello Alfred Kim
Cassio Joseph Tancredi
Desdemona Esther Dierkes
Emilia Olivia Johnson
Herold Kyung Won Yu, Sebastian Bollacher
Jago Daniel Mirosław
Lodovico David Steffens
Montano Dylan Gregg
Rodrigo Sam Harris
Staatsorchester Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart, Kinderchor der Staatsoper Stuttgart
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
22
19:30
Opernhaus
8-126 € / H
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Sa
25
19:30
Opernhaus
8-139 € / I
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
Nov 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Fr
7
19:00
Opernhaus
8-139 € / I
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Do
13
19:00
Opernhaus
8-126 € / H
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Sa
15
19:00
Opernhaus
8-139 € / I
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
19
19:00
Opernhaus
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit
8-126 € / H
Karten ab Vorverkaufsbeginn
Besetzung
Das Stück in Kürze
Verdis kongeniale Opernadaption verdichtet Shakespeares Othello auf das Wesentliche und setzt schon mit dem anfänglichen Sturm den Tonfall für das vom offenen Meer bis ins Schlafgemach reichende Drama: Als Kriegsheimkehrer wird der Feldherr Otello für seine Erfolge gefeiert, bleibt durch seine Markierung als Schwarzer jedoch ein Außenseiter, unter Beobachtung einer Gesellschaft, die in Jago ihren extremsten Akteur hat. Dessen „Credo“ – eine genuine Erfindung von Verdis Librettist Arrigo Boito – zeigt als negatives Glaubensbekenntnis das Böse im Moment seiner Entstehung. Die Folgen sind subtiler, aber nicht minder brutal in ihrer Konsequenz, denn wie wenige andere zeigt der Stoff auf, wie schnell ein System, das auf Ungleichheit beruht, durch den Funken des Argwohns zum Hort von Hass und Paranoia werden kann. Wir wohnen bei, wie sich die Intrige in verbale und schließlich in körperliche Gewalt verwandelt, die in das Privateste vorstößt und Otello in die Rolle drängt, welche die rassistische Gesellschaft für ihn vorgesehen hat: Er wird zum Aggressor und tötet aus Eifersucht seine eigene Frau Desdemona.
Handlung
1. Akt
Das Volk und besonders Desdemona erwarten mit Anspannung, Angst und Vorfreude die Rückkehr Otellos, der als Oberbefehlshaber der venezianischen Flotte eine große Seeschlacht zu schlagen hatte. Jedoch nicht alle sind erleichtert über seine sichere Landung, Roderigo und Jago wünschten ihm eher den Schiffbruch. Aber Otello ist siegreich. Dennoch wirkt er von seinen Erlebnissen gezeichnet.


Jago, der sich von Otello bei einer militärischen Beförderung zugunsten Cassios übergangen fühlt, stachelt Roderigo, den einst zurückgewiesenen Verehrer von Desdemona, zur Rache an; vor allem solle er seinen angeblichen Nebenbuhler Cassio im Blick behalten. Mit dem Hinweis, dass in der heutigen Hochzeitsnacht Otellos und Desdemonas alle auf die Schönheit der Braut anzustoßen hätten, verleitet Jago Cassio zum Trinken. Allzuschnell nicht mehr Herr seiner Sinne, reagiert dieser gewalttätig auf die Provokationen Roderigos und verletzt dabei Montano, einen ehemaligen Gouverneur. Erst Otello kann den Streit beenden, degradiert Cassio und befiehlt – erbost, weil auch Desdemona vom Tumult aufgeschreckt wurde – allen, in ihre Häuser zurückzukehren. Das Paar ist erstmals seit der Hochzeit wieder allein. Mit der Erinnerung an den Beginn der gemeinsamen Liebe kehrt der Wunsch nach Zweisamkeit wieder. Desdemona glaubt, die Liebe könne alle durch Krieg geschlagenen Wunden Otellos heilen.

2. Akt
Jago empfiehlt Cassio, sich an Desdemona zu wenden, um seine Gunst bei Otello wiederzugewinnen. In der für ihn neuen Erkenntnis, wie leicht die Menschen auf seine Intrigen eingehen und er sein Umfeld selbst gestalten kann, formuliert Jago ein diabolisches Glaubensbekenntnis: sein Credo für ein Dasein als Verkörperung des Bösen. Otello bildet sich ein, Cassio bei Desdemona gesehen zu haben; mit suggestiven Nachfragen sät Jago in Otello Zweifel an dessen bisherigem Freund – gipfelnd in dem vergifteten Ratschlag, sich vor der Eifersucht zu hüten. In einer Art Prozession huldigt das Volk Desdemona wie einer Heiligen. Doch als sie ihren Mann um Gnade für Cassio bittet, wittert Otello sogleich Verrat. Unwirsch wehrt er Desdemona ab und wirft dabei ihr Taschentuch zu Boden, welches er ihr zur Hochzeit als einziges, mit einem Zauber versehenes Erbe seiner Vorfahren geschenkt hatte. Jagos Frau Emilia hebt es auf und überlässt es widerwillig ihrem Ehemann, der die Chance wittert, damit seine Intrige durch ein Indiz zu untermauern. Otello verlangt von Jago Beweise für Desdemonas Untreue. Der berichtet, wie Cassio im Schlaf von Desdemona gesprochen habe; auch ihr Taschentuch habe er bei ihm gesehen. Otello glaubt seinen Verdacht bestätigt. Jago kann ihn sogar zum Schwur verleiten, Rache zu üben.
3. Akt
Nochmals setzt sich Desdemona bei ihrem Mann für Cassio ein. Dass ein falscher Verdacht ihn verblendet haben könnte, liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft, aber dass Jago ein falscher Freund sein könnte, kommt auch Otello nicht in den Sinn. Er verlangt eben jenes Taschentuch zu sehen, das Jago heimlich in seinen Besitz gebracht hat. Erzürnt darüber, dass Desdemona es verloren hat, und im Glauben, sie habe es an einen Liebhaber verschenkt, beschimpft er sie zynisch und schickt sie fort. Sein Lebensmut ist gebrochen. Jago inszeniert für den lauschenden Otello ein Gespräch mit Cassio, in dem dieser scheinbar seine Affäre mit Desdemona offenbart und sogar das vermeintlich verlorene Taschentuch zeigt. Rasend vor Eifersucht ist Otello nun von Desdemonas Schuld überzeugt. Lodovico, venezianischer Gesandter, bringt die Nachricht von Otellos Rückberufung nach Venedig; Cassio wird zu seinem Nachfolger ernannt. Otello demütigt Desdemona öffentlich. Ihr wird klar, dass ihre Beziehung zu Otello irreparabel zerbrochen ist. Jago stachelt Roderigo zum Mord an Cassio und Otello zur tödlichen Rache an Desdemona an. Otello schickt alle fort, seine Worte entschwinden ihm, er bricht zusammen. Jago triumphiert.

4. Akt
Desdemona, die voll Selbstvertrauen überzeugt war, sie könne gegen alle gesellschaftlichen Widrigkeiten mit Otello glücklich werden, ist nun von dunklen Vorahnungen erfüllt. Sie singt das Lied von der Weide, das eine Dienerin ihrer Mutter einst gesungen hatte, die von ihrem Geliebten verlassen worden und daran zugrunde gegangen war. Sie betet ein Ave Maria. Otello betritt ihr Schlafgemach. Er betrachtet nochmals ihre Schönheit und kündigt ihren Tod an. Ihren Unschuldsbeteuerungen zum Trotz, hört Otello ihre Argumente nicht an und erstickt sie. Emilia stürzt herein und berichtet, Cassio habe Roderigo getötet. Otello wähnt sich noch immer im Recht. Erst als Jago und Lodovico hinzukommen, kann Emilia die Intrige ihres Mannes aufdecken. Otello wird sich mit Schrecken seines Irrtum bewusst und folgt Desdemona in den Tod.
Libretto
Den gesamten deutschen Text der Oper finden Sie hier:

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