Im Alter von fünf Jahren hat sie begonnen, die Blockflöte zu erlernen und wechselte schon bald zur Querflöte. Julia Köhl ist leidenschaftliche Musikerin und hat im November 2022 das Probejahr im Staatsorchester bestanden. Im Interview erzählt die Piccolistin von ihrem Werdegang und den schönsten Erlebnissen in Stuttgart. Im 5. Sinfoniekonzert am 21. und 22. Mai ist sie in Mahlers 6. Sinfonie an der Piccoloflöte zu erleben.
Im November 2022 hast du dein Probejahr als Solo-Piccolistin im Staatsorchester Stuttgart bestanden. Herzlichen Glückwunsch! Was waren bisher deine schönsten Erlebnisse?
Eines der schönsten Erlebnisse war mein erstes Sinfoniekonzert im Staatsorchester Stuttgart: die Zweite Sinfonie von Gustav Mahler unter der Leitung von Generalmusikdirektor Cornelius Meister. Das war ein sehr herausfordernder Start, unter anderem weil es in der Sinfonie im letzten Satz ein großes Solo für Piccolo und der Solo-Flöte gibt. Besonders viel Spaß haben mir auch die Vorstellungen von Verdis Falstaff und Tschaikowskys Nussknacker gemacht. Sowohl bei Verdi als auch bei Tschaikowsky gibt es viele tolle und ungewöhnliche Stellen für die Piccolo-Flöte.
Was hat dich zur Staatsoper Stuttgart geführt?
Für mich war klar, dass ich gerne eine Stelle als Piccolo-Flötistin an einem großen Opernhaus übernehmen möchte. Mit der Stelle im Staatsorchester Stuttgart hat sich dieser Wunsch erfüllt. Zuvor war ich Akademistin bei den Düsseldorfer Symphonikern an der Deutschen Oper am Rhein, wo ich den Repertoire-Betrieb kennenlernen konnte. Ich schätze diese Vielseitigkeit sehr, dass man innerhalb einer Woche drei oder vier verschiedene Vorstellungen spielt. Als Akademistin in Düsseldorf habe ich meistens die 2. Flötenstimme gespielt und nur manchmal Piccolo-Stellen übernommen. Dabei habe ich gemerkt, wie gerne ich die Piccolo-Flöte spiele.
Was reizt dich an der Piccolo-Flöte?
Mich begeistert die herausfordernde Aufgabe dieses kleinen Instruments im Orchester. Zum einen wird es häufig solistisch eingesetzt, zum anderen ist es die Aufgabe, den Klang des Instruments, der durch die hohe Lage meist über allem schwebt, mit den anderen Instrumenten zu mischen. Die Piccolo-Flöte erfordert viel Disziplin beim Üben. Durch ihren filigranen Bau reagiert sie auf jegliche körperliche Anspannung viel stärker als die große Flöte. Übungen für die Ansprache von leisen Tönen in der hohen Lage oder ein gesundes Staccato sind aus meinem Übeprogramm nicht wegzudenken.
Wie bist du zur Flöte gekommen?
Ich wollte ein Instrument lernen, mit dem ich auch im Orchester spielen kann. Als Kind war ich oft im Theater in Saarbrücken, wo mein Vater im Extrachor gesungen hat. Dadurch ist auch die Liebe zur Oper entstanden. Nachdem ich mit 5 Jahren mit der Blockflöte angefangen hatte, wurde mir im Musikverein meines Heimatortes in der Nähe von Saarbrücken vorgeschlagen, zur Querflöte zu wechseln. Die Arbeitsphasen im Landes-Jugend-Sinfonie-Orchester Saar sowie das Üben haben mir immer große Freude bereitet, sodass sich mit etwa 14 Jahren der Wunsch entwickelte, Querflöte zu studieren. Nach meinem Bachelor an der Musikhochschule Karlsruhe, habe ich in Luzern zwei Masterstudiengänge abgeschlossen.
Als Mitglied des Staatsorchesters Stuttgart engagierst du dich im Kammermusikausschuss. Welche Aufgaben hat der Ausschuss?
Im Kammermusikausschuss gestaltet man die Programme der Kammerkonzertreihe im Mozartsaal der Liederhalle zusammen mit anderen Orchestermitgliedern und der Konzertdramaturgin Claudia Jahn-Schuster. Da ich selbst sehr gerne Kammermusik spiele, ist es eine sehr schöne Aufgabe, die Programme der Konzertreihe aktiv mitgestalten zu können.
Wie findest du einen Ausgleich zur herausfordernden Tätigkeit als Orchestermitglied?
Ich gehe gerne joggen, klettern, wandern und mache viel Yoga. Ich habe auch eine Ausbildung als Yoga-Lehrerin gemacht. Sportlich aktiv zu sein und Yoga zu praktizieren geben mir viel Energie und sind für mich der beste Ausgleich zur Musik.