Die Staatstheater Stuttgart beim Christopher Street Day

Kein Regenbogen ohne Regen

Was für ein außergewöhnlicher Saisonabschluss für die Staatsoper Stuttgart, das Stuttgarter Ballett und das Schauspiel Stuttgart: Über 50 Mitarbeiter*innen des Hauses aus den unterschiedlichsten Abteilungen gingen im Rahmen der Politparade des Christopher Street Days für Vielfalt, Respekt und Freiheit auf die Straße.
Der Stuttgarter CSD feierte in diesem Jahr unter dem Motto „Mut zur Freiheit“ gleich zwei Jubiläen: Vor 50 Jahren gab es im New Yorker Stonewall Inn in der Christopher Street die ersten Proteste der LGBTIQ-Community – die Initialzündung der bis heute andauernden Emanzipationsbewegung für Freiheit und Gleichberechtigung. Und 1979 fand in Stuttgart der erste Christopher Street Day statt – und so jährt sich dieser erste Stuttgarter Protestmarsch dieses Jahr zum 40. Mal. Zwei Gründe für den CSD, eine besondere Schirmherrschaft zu wählen: Statt einer einzelnen Person sollte es 2019 erstmals eine „Schirmherrschaft der Vielen“ geben. Neben vielen anderen Kulturinstitutionen der Stadt wurden auch die vier Intendanten der Staatstheater Viktor Schoner (Staatsoper Stuttgart), Tamas Detrich (Das Stuttgarter Ballett), Burkhart Kosminski (Schauspiel Stuttgart) und Marc-Oliver Hendriks (Die Staatstheater Stuttgart) angefragt, die dieses Ehrenamt gerne übernahmen. 

Die Intendanten dazu: „Die Staatstheater Stuttgart selbst sind eine Gemeinschaft der Vielen mit ihren etwa 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus mehr als 80 Ländern in künstlerischen, handwerklichen, technischen und anderen Berufsfeldern. Im Zentrum unserer Arbeit steht die Bühnenkunst mit ihren vielfältigen Ausprägungen in Oper, Schauspiel und Ballett. Wir singen, spielen und tanzen in Gemeinschaft für unser Publikum der Vielen. Gelingen kann dies nur in Freiheit und in einer Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung. Kunst kann nur entstehen, wenn der Einzelne sich in ihr verausgaben kann, im Bewusstsein völliger Akzeptanz. Kunst braucht den Mut, neue und unbekannte Wege zu gehen, ohne Angst, dabei scheitern zu können. Kunst öffnet das Bewusstsein für Gefühle. Kunst erlaubt dem Verstand mit Gefühlen mutig umzugehen, sie zuzulassen und anzunehmen.“

Für die Mitarbeiter*innen des Hauses war es also nur konsequent, sich erstmals auch selbst mit einem Wagen und einer Fußtruppe an der Parade zu beteiligen. Bereits mittags trafen sich die Kolleg*innen in der Maske des Opernhauses, um sich paradenfein zu machen: Mit Regenbogenfarben, Glitter und mit großer Unterstützung der Maskenbildner*innen des Hauses schufen sich alle ein passendes Make-up. Dazu gab’s noch ausgemusterte Hemden aus dem Fundus, die in Handarbeit mit dem leicht abgewandelten Motto des CSD bedruckt waren: „Mut zur Vielfalt“.

Herzstück der Parade-Truppe: eine goldene Kutsche, die der (mittlerweile abgespielten) Produktion von Der gestiefelte Kater des Schauspiels Stuttgart entnommen wurde. Sechs Kolleg*innen bespielten die Kutsche, die auf einem Anhänger fixiert von einem Transporter gezogen wurde. Viel Begeisterung begegnete der Truppe auf dem Weg durch die Stuttgarter Innenstadt vom Marienplatz zur Planie – und selbst ein kleiner Regenschauer konnte der Begeisterung aller Beteiligten nichts anhaben. 

Denn wir wissen: ohne Regen kein Regenbogen!