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13.11.2023 Drei musikalische Geschichten
Drei musikalische Geschichten
Literatur trifft Musik: Das 1. Sinfoniekonzert am 19. und 20. November unter der Musikalischen Leitung der litauischen Dirigentin Giedrė Šlekytė bringt drei Werke auf die Bühne der Liederhalle, die jeweils eine Geschichte erzählen: Richard Strauss’ „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, „Die Waldtaube“ von Antonín Dvořák und Béla Bartóks „Der wunderbare Mandarin“. Doch wovon erzählen diese drei Sinfonischen Dichtungen eigentlich? Das erfahren Sie hier!
Richard Strauss
Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28
Till Eulenspiegel ist einer der bekanntesten deutschen Schwankromane, dessen mündliche Quellen bis ins 14. Jahrhundert zurück gehen, und der bis heute in über 280 Sprachen übersetzt wurde. Der Protagonist Till, in der langen Tradition auch Dil Ulenspiegel oder Dyl Ulenspegel genannt, ist ein Schelm, der sich dumm stellt, in Wirklichkeit aber gewieft ist und seinen Mitmenschen immer wieder Streiche spielt.
Der Sage nach wurde Till Eulenspiegel 1290 oder 1300 in Kneitlingen am Elm geboren. Dieser (angeblich „echte“) Till scheint ein anarchischer Charakter gewesen zu sein: Er nahm Redewendungen stets wörtlich und stellte seine Mitmenschen dadurch bloß – das allerdings nicht nur, um anderen zu schaden, sondern viel mehr, um auf die Missstände seiner Zeit aufmerksam zu machen. Über zwei Jahrhunderte wurden die Geschichten mündlich übertragen, bis sie 1510 erstmals in 96 Kapiteln niedergeschrieben wurden. In diesen kurzen Historien begibt sich Eulenspiegel auf eine lebenslange Reise, auf der er am Ende ganz Europa gesehen haben soll.
Weitere knapp 400 Jahre später stieß der damals in Weimar lebende Richard Strauss auf den Stoff. Sofort stand für ihn fest, dass er daraus ein Werk für großes Orchester machen wollte. Am 5. November 1895 feierte Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 im Kölner Gürzenich-Saal unter der Musikalischen Leitung von Franz Wüllner Uraufführung. Von den 96 Historien des Volksbuchs vertonte Strauss 23, dabei orientierte er sich stark an der literarischen Vorlage. Er sah sogar strenge Programmnotizen vor, die sich an den Inhalten orientierten und von ihm mit Tempi und musikalischen Vortragsangaben versehen wurden.
Der Sage nach wurde Till Eulenspiegel 1290 oder 1300 in Kneitlingen am Elm geboren. Dieser (angeblich „echte“) Till scheint ein anarchischer Charakter gewesen zu sein: Er nahm Redewendungen stets wörtlich und stellte seine Mitmenschen dadurch bloß – das allerdings nicht nur, um anderen zu schaden, sondern viel mehr, um auf die Missstände seiner Zeit aufmerksam zu machen. Über zwei Jahrhunderte wurden die Geschichten mündlich übertragen, bis sie 1510 erstmals in 96 Kapiteln niedergeschrieben wurden. In diesen kurzen Historien begibt sich Eulenspiegel auf eine lebenslange Reise, auf der er am Ende ganz Europa gesehen haben soll.
Weitere knapp 400 Jahre später stieß der damals in Weimar lebende Richard Strauss auf den Stoff. Sofort stand für ihn fest, dass er daraus ein Werk für großes Orchester machen wollte. Am 5. November 1895 feierte Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 im Kölner Gürzenich-Saal unter der Musikalischen Leitung von Franz Wüllner Uraufführung. Von den 96 Historien des Volksbuchs vertonte Strauss 23, dabei orientierte er sich stark an der literarischen Vorlage. Er sah sogar strenge Programmnotizen vor, die sich an den Inhalten orientierten und von ihm mit Tempi und musikalischen Vortragsangaben versehen wurden.
Antonín Dvořák
Die Waldtaube, op. 110
Auch Antonín Dvořák ließ sich von Literatur zu seiner Musik inspirieren: Der tschechische Dichter Karel Jaromír Erben veröffentlichte 1853 eine Sammlung von Balladen, die er unter dem Titel Kytice (Blumenstrauß) zusammenfasste. Dvořáks Sinfonische Dichtung Die Waldtaube entstand 1896, nachdem er aus den USA in seine böhmische Heimat zurückgekehrt war, und ist das letzte Werk aus einem ganzen Zyklus von sinfonischen Balladenadaptionen. Zuvor hatte er Der Wassermann (op. 107), Die Mittagshexe (op. 108) und Das goldene Spinnrad (op. 109) verton, die alle ebenfalls aus Erbens Balladenband stammen.
Das Werk ist in fünf Abschnitte gegliedert und erzählt musikalisch die Handlung der literarischen Vorlage. Das Stück beginnt düster mit einem Trauerzug, in dem eine junge Witwe hinter dem Sarg ihres kürzlich verstorbenen Mannes marschiert. Doch schnell stellt sich heraus, dass ihre Trauer nicht echt ist – in Wahrheit hat sie ihren Gatten vergiftet und begegnet im zweiten Abschnitt bereits einem anderen jungen Mann, den sie schon bald heiraten will. Dennoch kehrt sie zum Grab zurück und vernimmt das anklagende Gurren einer Waldtaube, das sie derartig verstört, dass sie nur noch einen Ausweg sieht: den Freitod in den Wellen.
Anders als in Erbens Vorlage fand Dvořák in seiner Musik ein versöhnliches Ende in der Solo-Violine. Schnell wurde das Werk populär und Leoš Janáček, der die Uraufführung 1896 in Brünn dirigierte, nahm den Trauermarsch sogar in seiner Oper Jenůfa auf.
Béla Bartók
Der wunderbare Mandarin
Mit Der wunderbare Mandarin komponierte Béla Bartók eine Tanzpantomime auf die literarische Vorlage des Autors Menyhért Lengyel, die am 27. November 1926 in Köln Uraufführung feierte und einen Skandal auslöste – Kritik und Publikum nahmen gleichermaßen Anstoß an der „unmoralischen Handlung“. Nachdem das Werk vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer verboten wurde, arbeitete Bartók es 1928 zu einer Suite um.
Der wunderbare Mandarin spielt in der damaligen Gegenwart und thematisiert die „Häßlichkeit und Widerlichkeit der zivilisierten Welt“, wie Bartók selbst schrieb. Drei Zuhälter, im Stück „Strolche“ genannt, zwingen ein junges Mädchen zur Prostitution. Sie soll am Fenster Freier anlocken, die die Strolche anschließend ausrauben. Das geht zwei Mal schief, denn die Gäste sind mittellos, bis als Dritter der Mandarin, ein wohlhabender Chinese, den Raum betritt. Die Zuhälter begehen drei Versuche, den Mandarin zu ermorden und scheitern jedes Mal dabei. Erst durch eine Umarmung des Mädchens findet er den Tod.