Wir trauern um Elke Wolter

Die Mitarbeiter*innen der Staatstheater Stuttgart sind erschüttert vom plötzlichen Tod einer Kollegin: Am 27. August verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit Elke Wolter, die Kostümdirektorin der Staatstheater Stuttgart im Alter von nur 51 Jahren. Intendant Viktor Schoner über eine wunderbare Kollegin und Freundin.
Seit unserer gemeinsamen Zeit bei der ersten RuhrTriennale in den Jahren 2001 bis 2004 hat mich Elke Wolter fasziniert: die ungewöhnliche Verbindung aus thüringischer Bodenständigkeit, tiefer Fachkenntnis ihres Metiers in all seinen Facetten, einer verspielten Freude an Glamour und der (in unseren Kreisen nicht unbedingt verbreiteten) Fähigkeit, Künstler*innen, Mitarbeiter*innen, Kolleg*innen und Intendanten zuzuhören und empathisch zu machbaren und gleichwohl inspirierten, immer von der Kunst gedachten Lösungen zu verführen – das ist, das war einmalig. Ihre Disziplin, das ungeheure Arbeitspensum des Berufs mit den Pflichten und Freuden einer alleinerziehenden Mutter ihrer Söhne, die sie einer Löwenmutter gleich liebevoll und bedingungslos vor den Fallstricken dieser Welt zu schützen gewillt war, „unter einen Hut zu bringen“, beeindruckte genauso wie ihre Lebensfreude, die in ihrem Falle sehr wörtlich zu nehmen ist.

Eine gewisse Unruhe und souveräne Ignoranz gegenüber konventionellen „Tellerrändern“ konnte man ihr nie absprechen: Allein die Anzahl der verschiedenen Wohnorte und durchwegs verantwortungsvollen Arbeitsstellen in den besten europäischen Institutionen in den vergangenen 20 Jahren ist beeindruckend. In Stuttgart/Esslingen allerdings hatte sie sich – so war mein Eindruck – erstmals entschieden, zu bleiben. Dass sich in den vergangenen anderthalb Jahren außerdem eine neue Liebe entwickelte, die man in ihrer Lebenskonstellation als unkonventionell bezeichnen könnte und uns in ihrer Unbedingtheit und Freiheit und Strahlkraft alle sehr erfreute, bestätigte diesen Eindruck.

Es ist diese Dialektik, die uns Zurückgebliebene irritiert: Da ging ein Mensch von uns, der gerade sehr glücklich zu sein schien mit sich und seiner Umwelt. Das ist ja auch etwas Schönes. Aber es ging auch ein Mensch von uns, mit dem wir alle noch sehr viel lebensfrohe Zeit zu verbringen sicher waren und uns darauf freuten. Nun entzog ihr eine gnadenlose Krankheit die Lebensgeister in atemberaubender Schnelligkeit. Das schmerzt. Und es wird uns umso ausführlichere Zeit abverlangen, mit dieser Leerstelle klarzukommen. Heute können wir nur feststellen: Elke Wolter fehlt uns ungemein – als Freundin, als Kollegin, als Mit-Mensch.
Elke Wolter war seit der Spielzeit 2014/15 Kostümdirektorin der Staatstheater Stuttgart und damit verantwortlich für das gesamte Kostümwesen der Staatsoper Stuttgart, des Stuttgarter Balletts sowie des Schauspiels Stuttgart. Sie wurde 1969 in Weimar geboren und studierte zunächst Theaterausstattung/Kostümgestaltung an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, das sie mit Diplom abschloss. Frühere Stationen ihrer Karriere führten sie zunächst als freie Kostümbildnerin an unterschiedliche nationale wie internationale Häuser. Von 2007 bis 2012 leitete sie die Kostüm- und Maskenabteilung der Salzburger Festspiele, wo sie in den Jahren 2000 bis 2001 bereits als Kostümschneiderin arbeitete. Ab 2002 war sie bei der Ruhrtriennale beschäftigt, zunächst unter Leitung von Gérard Mortier als Produktionsleiterin der Abteilung Kostüm und Maske, von 2005 bis 2007 als Leiterin der Abteilung Kostüm und Maske unter Leitung von Jürgen Flimm.