Trauer um Eva Kleinitz

Die Mitarbeiter*innen der Staatsoper Stuttgart trauern um Eva Kleinitz: Die ehemalige Operndirektorin des Hauses ist am frühen Morgen des heutigen Himmelfahrtstages nach schwerer Krankheit im Alter von 47 Jahren in Straßburg verstorben.
Eva Kleinitz war seit dem 1. September 2017 Generalintendantin der Opéra national du Rhin in Straßburg und zuvor sechs Jahre stellvertretende Intendantin und künstlerische Betriebsdirektorin der Staatsoper Stuttgart im Team von Jossi Wieler.  

Sie hatte neben großen Erfolgen an ihren bisherigen Wirkungsstätten, zu denen auch die Oper La Monnaie/DeMunt in Brüssel und die Bregenzer Festspiele zählten, für die künstlerische Zukunft der Oper Ideen und Pläne, die wenigstens noch für ein halbes Jahrhundert gereicht hätten. Die aus Hannover stammende Eva Kleinitz war eine Hingebungsvolle, eine Förderin, die sich kümmerte, die Künstlerinnen und Künstlern eine Heimat geben konnte. Sie war aber auch Menschenfängerin für die Opernkunst. Aufführungen und Begleitprogramme für Kinder und Jugendliche lagen ihr besonders am Herzen. Sie hat Zugangsbarrieren zur Kunst überwinden geholfen, Vermittlungsformate aller Arten waren ihr daher ein bedeutendes  Anliegen. Sie war darüber hinaus eine eloquente Kämpferin, wenn es darum ging, die Kunst vor Angriffen und Eingriffen auf ihre Freiheit zu verteidigen und ihr neue Räume in der Gesellschaft zu eröffnen.

Ob Straßburg, Stuttgart, Brüssel oder Bregenz, sie plante ihre Programme jeweils abgestimmt auf die Orte, an denen sie arbeitete und für die Menschen, die dort leben. Sie war Europäerin durch und durch, ausgestattet mit einem Sprachtalent, das sie neben Deutsch fließend Englisch, Französisch und Italienisch sprechen ließ. Hinzu kam ihre Begeisterung für Japan und die japanische Sprache. Seit 2005 hielt sie regelmäßige Gastvorlesungen und Workshops an der Showa University of Music in Shinyurigaoka, Präfektur Kanagawa, Japan. Sie gab ebenso regelmäßig Kurse an der Accademia della Scala in Mailand, Italien. Darüber hinaus war sie Mitglied im Hochschulrat der Universität Freiburg.

So ist es nicht verwunderlich, dass sie 2013 als erste Frau – und erste Deutsche – zur Präsidentin von „Opera Europa“, einem Verband von Opernhäusern und Festivals, mit mehr als 160 Mitgliedsinstitutionen gewählt wurde. Von 2015 bis 2017 war sie außerdem Mitglied des Redaktionsstabs von „The Opera Platform“, einem gemeinsamen Projekt von „Opera Europa“ und dem europäischen Multimedia- und TV-Kanal ARTE, gefördert aus Mitteln des Kultur- und Medienfonds der Europäischen Kommission.  Eva Kleinitz hatte ein untrügliches Gespür für künstlerisches Vermögen und Stimmkultur, was ihr schon früh Plätze in den Jurys renommierter Gesangswettbewerbe einbrachte, wie beispielsweise: der Francisco Viñas Competition, dem Concorso Lirico Internazionale di Portofino, dem AsLiCo Como, der Paris Opera Competition und vielen mehr.

Mit Eva Kleinitz verliert die internationale Opernwelt eine ihrer engagiertesten Protagonistinnen, einen ganz besonderen Menschen und eine Führungskraft, die die Künstlerinnen und Künstler in den Mittelpunkt der Arbeitszusammenhänge stellte. Sie war vielleicht noch zu jung für offizielle Ehrungen und Auszeichnungen, aber verdient hätte sie viele.

Allein die Staatsoper Stuttgart hat ihr sehr viel zu verdanken. So behalten wir sie als kluge und entscheidungsfreudige Kunstermöglicherin in Erinnerung und als liebenden und leidenschaftlichen Menschen in unseren Herzen.