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26.06.2020 Zum Urteil über Kirill Serebrennikov Zum Urteil über Kirill Serebrennikov

Zum Urteil über Kirill Serebrennikov

Der Regisseur Kirill Serebrennikov wurde heute vom Meschtschanskij-Gericht in Moskau schuldig gesprochen – auf Bewährung, er muss nicht in Haft. Intendant Viktor Schoner im Namen der Staatsoper Stuttgart über den Urteilsspruch:
Ich hatte auf einen Freispruch für Kirill Serebrennikov gehofft. Das Gericht hatte ja noch im September letzten Jahres den Fall an die Staatsanwaltschaft zurückgegeben, da es keine gerichtsverwertbaren Unterlagen gab, die eine Anklage gerechtfertigt hätten. Die Staatsanwaltschaft hatte da über zwei Jahre lang versucht, Material zu sammeln. Jetzt also ist es nach nur acht Monaten gelungen, dieses Material beizubringen. Mich würde interessieren, ob das Material öffentlich gemacht werden kann, damit man sich ein Bild davon machen kann, was zu einer Verurteilung geführt hat. Es mutet nicht wie ein Zufall an, dass die Urteilsverkündung just wenige Tage nach der großen Militärparade und in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Abstimmung über eine Gesetzesänderung erfolgte, die Wladimir Putin weitere 16 Jahre an der Macht ermöglichen könnte.

Schockierend ist, dass neben der Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 800.000 Rubel außerdem ein „Kompensationsbetrag“ für entstandenen Schaden in Höhe von etwa 2 Mio. US-Dollar von allen drei Angeklagten zusammen gezahlt werden muss. Das bedeutet den wirtschaftlichen Ruin. Wir alle, die wir Kirill und dessen künstlerische Arbeit schätzen, sind nun aufgerufen, einen Beitrag zu leisten, diesen wirtschaftlichen Schaden von ihm und seinen Mitangeklagten abzuwenden.