Ein Konzertabend zwischen Barock und Moderne: Im 5. Kammerkonzert dieser Saison sind viele Raritäten von teils eher unbekannten Komponisten zu hören. Wie kam es zu dieser Auswahl? Wie nähert man sich diesem Repertoire? Wir haben mit der Violinistin Kathrin Scheytt über das Suchen und Finden eines Kammermusik-Abends gesprochen.
Im 5. Kammerkonzert sind einige Raritäten von eher unbekannten Komponisten zu hören. Wie kam es zur Auswahl in Eurem Programm?
Meistens entwickle ich Vorschläge für ein Kammerkonzert, weil ich irgendwo ein Stück gehört oder mit ihm in Berührung gekommen bin, und es dann so interessant finde, dass ich es gerne auch selbst spielen möchte. So war es zum Beispiel auch mit der Sonata à 3 von Heinrich Ignaz Franz von Biber. Ich hörte das Stück zum ersten Mal in der Kammermusikprüfung meiner Tochter und es gefiel mir so gut, dass ich es auch gerne selbst spielen wollte.

Kurzentschlossen fragte ich den Posaunisten Christian Hammerer, ob er mitmachen würde, und er sagte sofort zu. Da das Stück relativ kurz ist, machte sich Christian auf die Suche nach weiteren Stücken in gleicher oder ähnlicher Besetzung und wurde fündig: Johann Heinrich Schmelzer und Antonio Bertali waren vermutlich Lehrer von Biber, alle drei waren auch berühmte Violinvirtuosen. Daniel Speer war ebenfalls ein Zeitgenosse, der in der zweiten Lebenshälfte in Göppingen Organist und Kantor war. So kam eins zum anderen und unser Programm für das Konzert ist immer mehr gewachsen.
Wie nähert ihr euch dem barocken Repertoire spielerisch?
Christian spielt auf einer Barockposaune, und wir Streicher benutzen Barockbögen. So lässt sich der originale Klang wie zu Bibers Zeiten erzeugen.
Juan Crisóstomo de Arriaga wird nicht nur „der spanische Mozart“ genannt, er ist auch auf den Tag genau 50 Jahre später als der Österreicher geboren. Was macht Arriagas Kompositionsstil aus?
Das erste Streichquartett von Arriaga habe ich entdeckt, als ich auf einem Kammermusikkurs für Senioren unterrichtete und eines der anwesenden Ensembles dieses Stück mitbrachte. Wie schön, dachte ich, das möchte ich auch einmal spielen! Die drei Streichquartette von Arriaga, der ein Zeitgenosse Schuberts war und schon mit 20 Jahren starb, sind die einzigen Kompositionen, die zu seinen Lebzeiten verlegt worden sind. Er wird als der „spanische Mozart“ bezeichnet, weil er ebenso wie Mozart ein Wunderkind war; man kann sich gar nicht vorstellen, welch schöne Werke er wohl noch komponiert hätte, wenn er älter geworden wäre. Seine Streichquartette stehen stilistisch zwischen Haydn und Mozart, aber man kann auch den frühen Beethoven und Schubert assoziieren.
Wie ist es, mal so eng mit den Kollegen anderer Instrumentengruppen zu spielen, mit denen man im Alltag nicht so viel zu tun hat?
Ich spiele sehr gerne und schon seit meinem Studium Kammermusik auch mit Bläsern. Man kann sehr viel von Bläsern lernen, das gemeinsame Atmen und das gemeinsame Ansetzen eines Tones, zum Beispiel. Und menschlich ist es erst recht bereichernd, wenn man auch einmal ganz nahe mit einem Kollegen oder einer Kollegin musiziert, die sonst weit weg sitzt.