Lange Nacht des Brütens

Musik trifft Kunst: Mit Werken von Astor Piazzolla bis Arnold Schönberg laden Sie die Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart ein, an einem Abend durch die Staatsgalerie Stuttgart, das Kunstmuseum Stuttgart und den Württembergischen Kunstverein zu wandeln.

17.00 Zwischenwelten - Staatsgalerie Stuttgart

Die Walküren in Richard Wagners Ring des Nibelungen, der an der Staatsoper Stuttgart neu produziert wird, sind weibliche Geistwesen aus der nordischen Mythologie. Der von Cosima Wagner verwendete Begriff der Walkürennester und die damit eng verknüpfte Assoziation des Brütens bilden den thematischen Ausgangspunkt dieser Langen Nacht.

Die Staatsgalerie Stuttgart wird dabei als erste Station des Abends selbst zum Nest für die unterschiedlichsten Zwischenwesen, die in den Musikstücken mit Mitgliedern des Staatsorchesters Stuttgart facettenreich porträtiert werden – sei es der Engel Ariel, der als Herrscher über die Elemente, insbesondere der Erde, gilt oder der römische Gott Faun, der mal als gehörnter Waldgeist und mal als Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock dargestellt wird.

Die Musik sorgt dabei für spannende Verbindungslinien zu den drei zeitgenössischen Künstlerinnen Ulla von Brandenburg, Kalin Lindena und Haegue Yang, die sich in ihren Arbeiten auf die Figurinen des Triadischen Balletts von Oskar Schlemmer beziehen.

Snack Time

Zwischen den Programmpunkten in der Staatsgalerie Stuttgart und dem Kunstmuseum Stuttgart gibt es die Möglichkeit für eine Snack-Pause im Fresko, direkt neben der Staatsgalerie.
Reservierung möglich! Alle Speisen auch „to go“.

18:40-19:45 Uhr im Fresko

20.00 Innenleben - Kunstmuseum Stuttgart

Der Begriff des Brütens ist in erster Linie eng mit dem biologischen Prozess des Brütens von Eiern im schützenden Nest verbunden. Auf einer geistig-emotionalen Ebene lässt sich das Brüten auch als Ausbrüten von Gedanken verstehen, als ein in sich versunkenes Sinnieren. In den Ausstellungsräumen des Kunstmuseums Stuttgart steht jene Innenschau, das nachdenkliche In-Sich-Gekehrt-Sein im Zentrum.

In der Ausstellung Tobias Rehberger "I do if I don’t" erklingen zwei Bratschen mit dem Stück Contemplation von Yannis Ioannidis unter einem Himmel aus farbigen Glühbirnen. Während bei der Ausstellung Gego. Die Architektur einer Künstlerin eine Oboe in dem Stück Lyrika von Alfredo del Monaco mit den Kunstwerken interagiert. Beide Komponisten waren mit der Künstlerin Gertrud Goldschmidt eng befreundet, die in den 1950er Jahren im venezolanischen Exil über die Architektur ihren Weg in die Kunst fand.

22.00 Ausbruch - Württembergischer Kunstverein

In der Ausstellung The Evidence of Things not Seen mit Werken der US-amerikanischen Künstlerin Carrie Mae Weems im Württembergischen Kunstverein steht die Percussion-Performanceinstallation von Lisa Streich, eine schwedische Komponistin, im Fokus. Jede*r der Schlagzeuger*innen kann die Instrumente des anderen betätigen. Die Objekte selbst werden zu musikalischen Akteuren, sodass sich die Frage stellt, wer ist der*die Spieler*in und wer ist das Objekt, das bespielt wird. Wer hält die Fäden in der Hand?

Nach der Performance steht der Endpunkt eines Entwicklungsprozesses wie dem Brüten im Mittelpunkt: der Ausbruch. Im Besonderen die lange Geschichte der Gewalt gegen People of Color, Frauen und sozial Benachteiligte. Dieser Erzählung setzt Weems die ebenso lange Geschichte des Widerstands entgegen und legt die ungehörten und ungesehenen Geschichten marginalisierter Gruppen frei. In der Performance für Gesang und Elektronik beschäftigen sich Josefin Feiler und Jonas Bolle mit den vielschichtigen Verbindungslinien zwischen Carrie Mae Weems‘ Arbeiten und der Welt der Oper, um die Relevanz der durch die Ausstellung aufgeworfenen Fragen auch für die über Jahrhunderte tradierte Kunstgattung aufzudecken.

Den Abschluss bilden Werke für Streichquartett des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. In ihnen stehen einmal mehr die Verwandlungen der Natur, die Welt der Zwischenwesen sowie das tänzerische Element im Fokus, wodurch mit diesem letzten Programmpunkt der Langen Nacht des Brütens der Faden der vorherigen Stationen aufgegriffen wird.