Ihr plant, den Stream von „Cavalleria rusticana“ anzuschauen? Zu jeder Aufführung im „Oper trotz Corona“-Programm stellt das JOiN, die Junge Oper im Nord, eine kleine Handreichung zusammen – mit Fragen, Inspiration und hilfreichen Fakten zum Stück und zur Inszenierung!
Fragen der Ehre sind für Manche vielleicht ein wenig aus der Mode gekommen, auch wenn der „Ehrenmann“ oder die „Ehrenfrau“ besonders der Jugendsprache nicht unbekannt sind. Ob man es nun aber „Ehre“ nennt oder „Respekt“: es gibt auch heute viele gesellschaftliche Regeln dafür, was und wer anerkannt und respektiert wird – und was und wer nicht. Manche Regeln werden gar nicht erst direkt und offen eingefordert, sondern wir tragen sie als „Gewissen“ oder als das, was „die Anderen dazu sagen würden“ mit uns herum. In Barbara Freys Inszenierung von Pietro Mascagnis Oper Cavalleria rusticana tritt die Gesellschaft erst gar nicht auf die Bühne. Als gleichgültige „Stimmen im Kopf“ lässt sie die eigenartigen Figuren dieses mitreißenden Liebes- und Eifersuchtsdramas gänzlich allein – auf einer großen Treppe ins Nirgendwo.

Good to know

Mascagnis Cavalleria ist die erste Oper, die man mit dem Schlagwort des „Verismo“ bezeichnet. Gemeinsam ist diesen Opern, dass sie für sich in Anspruch nehmen, das „wahre Leben“ auf die Opernbühne zu bringen, wo sich bis dahin eher mythische Gestalten, Götter und Könige getummelt haben. Gefühle werden ungeschönt, direkt und rau zum Ausdruck gebracht, ohne Rücksicht auf „musikalische Schönheit“. Wer mehr über den Verismo wissen will, findet im Internet nicht nur bei Wikipedia zahlreiche kleine Einträge und Beiträge dazu. Hier sind ein paar Anregungen:

Uns interessiert besonders...

…wer auf der Bühne zu sehen ist und wer nicht. Wie wirkt diese (nur akustisch anwesende) Gesellschaft auf euch? Wer sind die stummen Figuren auf der Bühne? Kommen sie von außen oder träumen sich die Hauptfiguren ihre Mit-Menschen?

…die Abstände auf der Bühne. Wie erzählt sich eine Liebes- und Eifersuchtsgeschichte auf Distanz? Was macht die Distanz mit großen Gefühlen? Corona verbietet viel mitmenschliche Nähe – auf der Bühne und im „wahren Leben“. Aber wie nah sind wir uns in Corona-freien Zeiten tatsächlich?

Zum Selbermachen

Wie könnte eine veristische Musik heute gemacht werden? Wie komponiert man „das wahre Leben“? Mit realen Geräuschen wie Schreien, Töpfe-Klappern und Automotoren? Gibt es bestimmte Songs oder Musikstücke, die für euch besonders nah an eurer jeweiligen Wirklichkeit sind? Egal ob gefunden oder selbst aufgenommen: Schickt uns Musikfiles an join@staatstheater-stuttgart.de und schreibt uns gerne kurz dazu, was ihr mit ihnen verbindet!