SATYAGRAHA von Philip Glass:
Darum geht es!

Ein Klassiker der Minimal Music kehrt zurück: Mit Satyagraha zeigen wir Ihnen im Rahmen von #OpertrotzCorona von 24. April bis 1. Mai die hymnisch gefeierte Aufführung von Philip Glass‘ Oper aus den 1980er-Jahren – die legendäre Produktion der deutschen Erstaufführung, an die sich noch viele Zuschauer*innen schwärmerisch erinnern! Doch worum geht es in dem Stück? Die Handlung haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Tolstoj – Vergangenheit

I,1 Der Konflikt: Im Suchen nach Identität findet der junge Gandhi die Kraft, den Kampf gegen Unrecht aufzunehmen.
1893 Der junge Rechtsanwalt Gandhi erfährt in Südafrika die Rassendiskriminierung der Inder an seiner eigenen Person, als er auf seiner ersten Reise aus dem Zug geworfen wird.
Das Studium der Bhagavadgita, des religiösen Epos der Hindus, bringt ihn zu der Erkenntnis, dass man dem Unrecht nicht ausweichen darf, sondern eine Kampfform dagegen entwickeln muss. „Die Gita beschreibt den Zweikampf, der in unseren Herzen vor sich geht“.

I,2 Handeln: Mit ähnlich Gesinnten und Betroffenen entwickelt und praktiziert er Satyagraha, das ist: aktiver gewaltloser Widerstand.
1909 Briefwechsel mit Tolstoj nach dem Studium seines Buches „das Reich Gottes ist in Euch“.
1910 Der deutsche Architekt Kallenbach stellt Gandhi und der Gemeinschaft, unter anderem seiner Frau Kasturbai, Miss Schlesen, Naidoo und Parsi Rustomji, eine Farm zur Verfügung, die den programmatischen Namen Tolstoj-Farm erhält. Sie wird zu einem autarken Wirtschaftsgebilde, in dem die Ideen einer neuen Lebensform konsequent umgesetzt werden.

I,3 Der Schwur: Freunde um Gandhi verpflichten sich der Gewaltlosigkeit im Denken und gemeinsamen Handeln für den notwenigen Winderstand.
Satyagraha, wörtlich: Festhalten an der Wahrheit, wird durch den zunehmenden Druck einer rassenfeindlichen Gesetzgebung (black act: Farbige müssen ihre Aufenthaltsgenehmigung ständig bei sich tragen, Polizei darf ohne besondere Erlaubnis Wohnungen durchsuchen etc.) zur einzigen Lebenschance.

Tagore – Gegenwart

II,1 Die Konfrontation: Die Öffentlichkeit sieht die Privilegien durch Satyagraha bedroht und reagiert darauf mit zunehmender Gewalt.
1896 Gandhi widersetzt sich bei seiner Rückkehr aus Indien dem Einreiseverbot und wird von den weißen Einwohnern niedergeschlagen. Nur das Einschreiten von Mrs. Alexander, der Frau des Polizeipräsidenten der Stadt, rettet ihm das Leben.

II,2 Denken: Die Gemeinschaft formuliert und verbreitet ihre Ideen.
1904 Gründung der Zeitung „Indian Opinion“ (20.000 Leser).
1909 Gandhi schreibt sein erstes Buch. „Hind Swaray lehrt das Evangelium der Liebe an der Stelle des Hasses. Es setzt an die Stelle der Gewalt die Selbstaufopferung. Es getont Seelenstärke gegenüber brutaler Gewalt.“
1915 Der indische Dichter und Philosoph Rabindranath Tagore wird Weggenosse und Freund Gandhis.

II,3 Der Protest: Im Bekenntnis zu Selbstbestimmung protestieren die Satyagrahis gegen Reglementierung und aufgezwungene Identität.
1908 Als öffentliche Demonstration verbrennen die Inder während einer Gebetsversammlung ihre Registrierausweise. Gandhi und etwa 200 Inder werden in verschiedenen Gefängnissen des Landes eingekerkert.

Martin Luther King – Zukunft

III Der Marsch: Wahrheit ist kein ewiger Besitz. Sie muss immer neu erkämpft werden.
1913 Am 6. November brechen Gandhi und 3000 Männer, Frauen und Kinder auf, die für Farbige verbotene Grenze zu überschreiten und sich verhaften zu lassen.
Die Kampfmethode des demonstrativen Marsches, ähnlich den Ostermärschen und Friedensdemonstrationen in der Gegenwart, praktiziert Gandhi mehrmals.
Die direkte politische Wirksamkeit Gandhis wurde mehr und mehr gefährdet durch Persönlichkeitskult und die Ferne, in die er als Idol gerückt wurde.