Erstmals lädt das Staatsorchester Stuttgart sein Patenorchester, das Landesjugendorchester Baden-Württemberg, zu einem gemeinsamen Sinfoniekonzert in die Stuttgarter Liederhalle ein. Einige der Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart, wie der Kontrabassist Manuel Schattel, waren in ihrer Jugend ebenfalls Mitglieder des LJO. Zusammen mit dem LJO-Kontrabassisten Anton Vogel erzählt er von Konzertreisen, Freundschaften und der Fähigkeit, anderen beim Spielen zuzuhören.
Was ist das Besondere an einer Mitgliedschaft im Landesjugendorchester Baden-Württemberg?
AV: Es ist eine tolle Gemeinschaft. Das Orchester vereint viele Jugendliche, die die gleichen Interessen teilen. Die erste Arbeitsphase, die ich miterleben durfte, war so schön, dass sie mich zum Üben motiviert hat. Durch die Mitgliedschaft im LJO ist mir auch klar geworden, dass ich in drei Jahren gerne Kontrabass studieren möchte.

MS: Auch ich war bei der ersten Arbeitsphase im Jahr 2004 so begeistert von diesem besonderen Gemeinschaftsgefühl. Da war immer viel los, man hat den ganzen Tag viel Musik gehört und die Melodien gingen einem ständig als Ohrwürmer durch den Kopf. Das hat auch bei mir den Wunsch geweckt, Orchestermusiker zu werden.
Wie seid ihr zum LJO gekommen?
AV: Vor einem Jahr hat das LJO noch Kontrabässe für seine Arbeitsphase gesucht. Mein Musikschulleiter hat mich damals gefragt, ob ich dort mitspielen möchte. Das war 1 1/2 Wochen vor der ersten Arbeitsphase. Wenige Tage vorher habe ich dann die Noten bekommen. Es war ein schweres Programm und da hatte ich noch nicht so große Lust zu üben. Die Arbeitsphase hat mich aber so motiviert, dass ich jetzt sehr gerne und viel übe.

MS: Ich habe mich mit 18 Jahren direkt für ein Probespiel beworben. Es war sozusagen die letzte Chance, denn damals lag das Höchstalter für die Teilnahme an Probespielen bei 18 Jahren. Ich habe zwar auch vorher schon im Orchester der Musikschule gespielt, aber noch nicht auf so einem Niveau wie im LJO. Nicht jedes Musikschulorchester kann das große sinfonische Repertoire spielen, weil oft nicht genügend Leute da sind.
Was konntest du, Manuel, während deiner Zeit beim LJO lernen?
MS: Man lernt, den anderen beim Spielen zuzuhören. Das ist im Orchester eine sehr wichtige Fähigkeit. Prägend waren für mich auch die Kontakte, die ich im LJO knüpfen konnte. Der damalige Leiter Christoph Wyneken hat mich unglaublich gefördert. Ich durfte solistisch auftreten und war auch in einem Kammerorchester des LJO aktiv. Dadurch habe ich ein Stipendium für einen Kammermusikkurs in die USA bekommen. Aber auch Kontakte zu anderen LJO-Mitgliedern waren wichtig, wie zum Beispiel zu Steven Walter, der das Podium Festival in Esslingen gegründet hat. Dadurch habe ich dann auch bei seinem Festival öfters gespielt. Im LJO entstehen Freundschaften, die einen jahrelang begleiten.
Wie sieht eine Projektphase beim LJO aus?
AV: Die Mitglieder kommen aus ganz Baden-Württemberg. Meistens finden die Proben während der Schulferien in der Musikakademie Schloss Weikersheim oder der Landesakademie Ochsenhausen statt. Am Tag der Anreise wird in der ersten Probe bereits geschaut, woran man arbeiten muss. In den Tagen darauf folgen neben Tutti-Proben auch Proben für einzelne Stimmgruppen mit Dozent*innen, von denen manche auch Mitglieder des Staatsorchesters Stuttgart sind. Nach einer Woche Probenphase folgt dann die Konzerttournee. Im April waren wir beispielsweise in Straßburg und Brüssel.
Was waren eure schönsten Erlebnisse mit dem LJO?
AV: Es ist etwas ganz Besonderes, dass wir unsere Konzerte auch in der Liederhalle spielen dürfen. Wenn man dort auf der Bühne steht, dann stimmt einfach alles. Das ist ein toller Saal.

MS: Während meiner Zeit im LJO haben wir eine Ägypten-Tournee gemacht, das war sehr eindrucksvoll. Aber auch mein erstes Konzert mit dem LJO war ein besonderes Erlebnis. Danach war man einfach sprachlos, weil es so beeindruckend war. Selbst wenn man nicht Orchestermusiker*in werden möchte, ist eine Mitgliedschaft im LJO sehr bereichernd und inspirierend. Neulich habe ich eine ehemalige Kollegin aus dem LJO getroffen, die Musiklehrerin geworden ist. Gerne haben wir uns an die gemeinsame Zeit zurückerinnert.
Was wünschst du dir, Anton, für deine weitere Zeit beim LJO?
AV: Dass ich noch viele weitere Werke der sinfonischen Literatur als LJO-Mitglied kennenlernen kann. Sehr schön wäre auch noch mal eine große Tournee, die vielleicht noch weitere Teile Europas einschließt.
Das Interview führte Claudia Jahn