Martin Mutschler und Keith Bernard Stonum werden ab der nächsten Spielzeit die Leitung des JOiN, der Jungen Oper im Nord, übernehmen. In diesem Beitrag stellen sie sich selbst, ihre Ambitionen und Wünsche fürs JOiN vor.
Lebendig, neuartig, bewegt – das ist die Tradition des JOiN. Daran wollen wir anknüpfen und uns gleichzeitig stärker an ein Publikum wenden, das neu in der Oper ist oder wenig Theatererfahrung hat. Das J in JOiN steht für „jung“. Aber wer ist hier jung? Wir definitiv nicht. Andererseits sind wir auch nicht alt. Vielleicht können wir von unserer Position gut in beide Richtungen schauen und Menschen jeden Alters einladen, die zum ersten Mal oder aus einem neuen Blickwinkel die Welt des Musiktheaters erleben wollen.

Wir beide sind Experten für Musiktheater, interessieren uns aber auch für die Neugier und die Lebensbedingungen unseres Publikums. Privat hören wir nicht nur Klassische Musik, sondern auch Genres wie K-Pop, Discotrap, R&B, Folklore und Elektro. Nicht nur deshalb wollen wir Einflüsse aus anderen Musikstilen und Stimmkünsten auch im JOiN zeigen.

Gerade weil die Diversität von Lebenserfahrungen in den Themen und Arbeitsweisen der Oper oft noch nicht dargestellt wird, fragen wir uns: Für wen ist unser Angebot attraktiv? Und für wen (noch) nicht? Dazu gehört für uns auch, die Räume des JOiN zu teilen, besonders in einer so „vollen“ Stadt wie Stuttgart. Erst wenn sich hier Menschen begegnen, die sich sonst nie kennenlernen würden, wird diese Idee aus einer besseren Zukunft zu einem konkreten Ort von heute. Dem JOiN eben.

Martin Mutschler

Mein Name ist Martin Mutschler und ich komme aus Stuttgart. Nach der Schule habe ich eine Handvoll Sprachen gelernt und länger in Tschechien gelebt. Dann habe ich Musiktheaterregie in Hamburg studiert und bin tatsächlich am Theater gelandet, wo ich das Glück hatte, mit engagierten Theatermacher*innen zusammenzuarbeiten, manchmal beratend als Dramaturg, manchmal selber als Regisseur, Schauspieler oder Autor. Ich konnte einige Projekte an Theatern verwirklichen, habe aber auch Stücke für einen Zirkus in Lettland oder die Fassade eines besetzten Hauses in Hamburg inszeniert. Am liebsten arbeite ich im Team, wie mit meinem Musiktheater-Kollektiv „Membra“. Um zur Ruhe zu kommen, mache ich Musik und übersetze aus dem Tschechischen. Die letzten Jahre habe ich an der Staatsoper Hannover den Theaterbetrieb und die großen Opernwerke der letzten vierhundert Jahre kennengelernt. Nebenbei habe ich an der Hochschule unterrichtet. Jetzt bin ich gespannt darauf, in meine Geburtsstadt zurückzukommen und gemeinsam mit meinem Kollegen Keith die Leitung der Jungen Oper im Nord zu übernehmen.

Keith Bernard Stonum

Mein Name ist Keith Bernard Stonum. Gebürtig bin ich aus Houston, Texas, USA. Als ich 16 war, besuchte ich mit meiner Schulklasse eine Probe an der Oper. Ich fand die Kombination zwischen den Orchesterklängen, den dramatischen Aktionen auf der Bühne und den schönen, lauten Stimmen ziemlich abgefahren und entschied mich auf der Stelle, klassischen Gesang zu studieren. Jahre später wurde daraus eine Karriere als Sänger auf Opernbühnen und in Konzerthallen in ganz Europa. Es macht mir Spaß großformatige, bekannte Werke wie Die Zauberflöte von Mozart oder das Weihnachtsoratorium von Bach zu singen. Noch cooler finde ich die Zusammenarbeit mit Komponist*innen und Regisseur*innen, um gemeinsam eine Uraufführung auf die Bühne zu bringen – dabei experimentell zu arbeiten, um neue Formen zu kreieren. Vor einigen Jahren habe ich festgestellt, dass diese Arbeit nicht nur als Sänger spannend sein kann, sondern auch als Vermittler, als Dramaturg und als Produktionsleiter. Obwohl ich noch singe, liegt mein Fokus jetzt in diesen Bereichen. Inzwischen bin ich schon 15 Jahren in Deutschland. Ich lebe gern hier, vor allem, weil Musiktheater und Oper wichtige Teile der Kulturlandschaft dieses Landes sind. Das liebe ich. Das muss so bleiben. Wir sehen uns im JOiN.