10+1 Fakten zur „Zauberflöte“

Oper auf Abstand und mit Mund-Nasen-Schutz: Barrie Koskys Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Klassiker „Die Zauberflöte“ kommt in einer besonderen Fassung nach Stuttgart. Die „Corona-taugliche“ Variante des Stückes hält einige Besonderheiten bereit.
Die drei Damen: Catriona Smith, Maria-Theresa Ullrich und Stine Marie Fischer

1. Auf Abstand, und doch nah dran

Sechs Meter Abstand nach vorne und drei Meter zur Seite, so lautet die aktuell gültige Regelung. Die Solist*innen verlassen daher ihren Stammplatz auf der Bühne und singen von den Logen aus – untereinander auf Abstand und doch besonders nah am Publikum. Johannes Kammler, der den Papageno singt, sieht die Situation positiv: „Es ist auch mal schön, die Vorstellung von den Rängen aus zu betrachten, man bekommt dabei eine völlig neue Perspektive auf das Stück.“

Auf der Bühne: Tänzer Michael Fernandez als Papageno

2. Bühne frei für die Tänzer*innen

Den Platz auf der Bühne nehmen stattdessen die Tänzer*innen als szenische Doubles der Sänger*innen ein. Höchstens sechs Personen spielen gleichzeitig. „Die Produktion kommt uns hier sehr entgegen“, meint Regieassistentin Verena Silcher. „Es gibt außer den Chorszenen keine Szene mit allzu großen Personengruppen, was bedeutet, dass das Stück fast ohne Kürzungen aufgeführt werden kann.“ In der größten Szene befinden sich 12 Statist*innen auf der Bühne – mit Mund-Nase-Schutz und Handschuhen unter ihren Kostümen.

Tänzerin Martina Borroni als Pamina

3. Sicherheit geht vor

Mittlerweile ein gewohntes Bild aus dem Alltag, jedoch neu im Opernsaal: Die Personen auf der Bühne tragen einen Mund-Nase-Schutz. Damit können Abstände auf der Bühne verringert und die Sicherheit hinter der Bühne gewährleistet werden. Die Masken verstärken zudem die Comic-artige Ästhetik der Inszenierung.

Die drei Damen: Miriam Markl, Daura Hernández García, Alexandra Mahnke sowie Sebastian Petrascu als Monostatos

4. Do it yourself

Eine der herausforderndsten Neuerungen betrifft die Maske: Alle Darsteller*innen müssen sich vor den Aufführungen selbst schminken. Ein Workshop der Maskenbildner*innen sollte Abhilfe schaffen. „Es war auf jeden Fall interessant“, erzählt Verena Silcher. „Einige haben zum ersten Mal eine Wimperntusche in der Hand gehalten, bei anderen gab es erstaunlich gute Ergebnisse.“ Mittlerweile haben die Darsteller*innen Übung beim Schminken und der Premiere am Samstag steht nichts im Weg.

Die kammermusikalische Besetzung im Orchestergraben

5. (Ein)Blick in den Orchestergraben

Platz im Orchestergraben: Um ausreichenden Abstand zu gewährleisten, spielt das Orchester in kleiner Besetzung. Die vorgenommene Adaption bedeutet jedoch keine Reduktion der Qualität. Die Mozartsche Partitur kommt in einem Arrangement des deutschen Komponisten Andreas N. Tarkmann in kammermusikalischer Besetzung. Die musikalische Leitung des Staatsorchesters Stuttgart übernimmt Hossein Pishkar. Um an die Luftzirkulation im Saal angeschlossen zu sein, wird der Orchestergraben außerdem nicht vollständig heruntergefahren – es ist also besser als sonst möglich, einen Blick auf die Musiker*innen zu erhaschen!

Die Königin der Nacht wird gesungen von Beate Ritter

6. In schwindelerregender Höhe

Ein vermeintlich einfacher Bühnenaufbau in Form einer leeren Wand wird durch wechselnde Projektionen laufend neu in Szene gesetzt. Sechs versteckte Türen kommen im Laufe des Stückes zum Einsatz, teilweise in drei Metern Höhe – Schwindelfreiheit vorausgesetzt! Das digitalisierte Bühnenbild bietet eine willkommene Erweiterung der klassischen Requisiten – so tritt beispielweise die Zauberflöte nahezu lebendig auf. Lassen Sie sich überraschen!

7. Zeitreise inklusive

Barrie Koskys mehrfach prämierte Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte feierte 2012 an der Komischen Oper in Berlin Premiere und konnte weltweit Erfolge verbuchen. Als ein Vorbild für die verwendeten Animationen dienen verfilmte Scherenschnitte, angefertigt von der deutschen Filmemacherin Lotte Reiniger im Jahr 1935.

8. Bekannte Vorbilder

Angelehnt ist diese Inszenierung außerdem an die Ästhetik der Stummfilme. So dient Buster Keaton als Vorlage für Papageno; die Rolle der Pamina wurde Louise Brooks nachempfunden. Um die typischen Bewegungen der Stummfilm-Darsteller*innen zu adaptieren, kamen in den Proben alte Filmaufnahmen als Vorbild zum Einsatz.

Der Chor im Probensaal (vor Corona)

9. Stimmen aus dem Off

Ganz und gar nicht stumm ist hingegen der Opernchor. Für die Zuschauer unsichtbar wird der Gesang aus dem Off eingespielt. Die Sänger*innen singen live aus dem Probensaal. Durch die ausgeklügelten Installationen der Tontechniker klingt es, als sei der Chor mit dabei im Opernsaal.

Papageno und Papagena

10. Für Jung und Alt

Neben den normalen Vorstellungen finden in den kommenden Monaten auch Familienvorstellungen um die Mittagszeit statt. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen in Begleitung ihrer Eltern, Großeltern oder Paten nur 10 Euro in allen Kategorien. Die Termine für die Zauberflöte sind Sonntag, 4. Oktober und 8. November sowie Samstag, 28. November. Weitere Informationen hier.

…und das sagt der Chef

Intendant Viktor Schoner: „Für uns an der Staatsoper Stuttgart heißt es trotz aller Einschränkungen durch das Virus: Wir machen weiter Kunst. So, wie wir bereits in der letzten Spielzeit versucht haben flexibel auf die Situation zu reagieren, wollen wir auch hier aus der Not eine Tugend machen. Es ist uns glücklicherweise gelungen, nicht nur für Barrie Koskys Zauberflöte, sondern auch für alle anderen Premieren Corona-taugliche Konzepte zu entwickeln, die künstlerisch volle Gültigkeit besitzen und trotzdem gesundheitliche Risiken vermeiden!“