Das Musiktheater ist weiblich – oder? Heldinnen wie Brünnhilde, Norma, Tosca, Alcina und Rusalka sind omnipräsent auf den Opernspielplänen der Welt und auch hier in Stuttgart. Aber wie sieht es hinter den Kulissen aus? Immer noch stehen zu wenig Frauen oder nichtbinäre Personen an den Dirigierpulten der Orchester, inszenieren zu wenig Regisseurinnen, leiten zu wenig Intendantinnen ein Theater. Unser Business ist vielfach ein männerdominiertes. Das betrifft einerseits die Bereiche hinter den Kulissen, aber auch die auf der Opernbühne erzählten Geschichten haben sich hauptsächlich Männer ausgedacht, sie vertextet und vertont.

Der heutige Weltfrauentag gibt einmal mehr Anlass, über Geschlechtergerechtigkeit und die Schieflage im Theaterbetrieb hinsichtlich der Repräsentanz von Frauen und Männern nachzudenken. Die deutsche Opernlandschaft ist sehr männlich, sehr weiß und nicht besonders divers. Auch wenn in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht wurde: Gleichberechtigt sind Frauen oder nichtbinäre Menschen längst nicht in allen Bereichen und häufig ändern sich die Strukturen nur langsam. Es tut sich zwar etwas: Es gibt mehr und mehr weibliche Dirigentinnen und Regisseurinnen in den Opernhäusern des Landes, doch noch ist der Wandel nicht ganz so spürbar wie erhofft – auch in den Führungsetagen.

Wir sehen das und wissen: Es gibt noch viel zu tun! Und wir an der Staatsoper Stuttgart beschäftigen uns damit und versuchen das anzupacken, strukturell, aber auch inhaltlich. Diverse Vorbilder auf der Bühne ist das eine, Diversität in den Reihen der Mitarbeiter*innen aber ebenso wichtig und absolut anzustreben.

Eine schöne Gelegenheit, den weiblichen Blick auf einen alten Stoff zu feiern, ist unsere Produktion von Antonio Vivaldis Juditha triumphans, deren letzte Vorstellung in dieser Saison am Samstag, 12. März, ab 19 Uhr im Livestream zu sehen sein wird. Ich lade Sie sehr herzlich ein, diese ganz besondere Aufführung zu sehen!