5. Kammerkonzert

No More Heimat

Werke von Dvořák, Schulhoff, Tansman und Weinberg

Antonín Dvořák Terzetto C-Dur op. 74
Erwin Schulhoff Streichsextett op. 45
Alexandre Tansman Streichquartett Nr. 3
Mieczysław Weinberg Klaviertrio op. 24
Sinfonisch verarbeitete Volksmusik ebnete Dvořák den Weg zum Weltruhm, doch erst in der Neuen Welt wird ihm bewusst, was Heimat bedeutet. Er kehrt dahin zurück, wo er sich 1887 als aufstrebender Sinfoniker in der Dachkammer des Elternhauses von der Hausmusik des Untermieters ablenken ließ. Sein Terzett schrieb er, um mitspielen zu können. Das Prager Wunderkind Erwin Schulhoff wuchs zu einem der radikalsten Avantgardisten seiner Zeit heran: Dodekaphonie, Dada, Jazz – alles, was den traditionellen Rahmen sprengte, landete in seiner Musik. Mitten im Leben stand er, als er 1941 deportiert wurde und wenig später starb. Tansman, wie Schulhoff Kind jüdischer Eltern, verließ Polen bereits in den 20er Jahren. Nach der deutschen Besatzung gelang ihm die Flucht von Paris in die USA, wo er den
Krieg überdauerte. Polen sah er nie wieder. Seine Heimat blieb ihm nur in Reminiszenzen polnischer Volkslieder lebendig. Was der deutsche Überfall auf Polen 1939 bedeutete, war Weinberg, damals 20-jährig, sofort klar. Von Warschau floh er über Minsk und Taschkent nach Moskau. Spuren seiner jüdischen Herkunft ziehen sich durch sein Klaviertrio, das 1945 zu Kriegsende entstand.