Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

von Kurt Weill
Oper in drei Akten
Libretto von Bertolt Brecht
in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
1930 schufen Kurt Weill und Bertolt Brecht einen neuen Typus der großen Oper, radikal in Unterhaltsamkeit wie auch Kritik. Mit dem Witz des epischen Theaters, dem musikalischen Esprit von schrammeligen Kneipensongs und Musik der Avantgarde bauten sie die Fabel einer an den eigenen Utopien zugrunde gehenden Paradiesstadt, in der es nur noch eine Todsünde gibt – die Zahlungsunfähigkeit. Regisseurin Ulrike Schwab untersucht mit einem jungen Ensemble, wer es heute überhaupt noch wagen würde, von einer besseren Zukunft zu träumen.
Ort
Opernhaus
Dauer
I. Teil: ca. 1 Std. 5 Min.
Pause: ca. 30 Min.
II. Teil: ca. 1 Std. 5 Min.
Uraufführung
1930 in Leipzig

Premiere dieser Produktion
11. Mai 2024
Altersempfehlung
ab Klasse 9
45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.
Mehr dazu
„Ihr bekommt leichter das Gold von Männern als von Flüssen“, sagt die Witwe Begbick, Kopf des Stadtgründungstrios von Mahagonny. Aber lag nicht vor dem Bekenntnis zum grenzenlosen Konsum mal eine Utopie darin, irgendwo im Nirgendwo einen Pflock in die Erde zu hauen und zu sagen: „Hier ist jetzt das Paradies.“? Wie auch in Wagners Ring geht es in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny am Anfang um große Gedanken von einem in goldenem Licht leuchtenden Morgen. Doch wer sorgt dafür, dass es im Neuland den Himmel und nicht die Hölle auf Erden gibt? Kurt Weills und Bertolt Brechts Oper stellt Stadt und Sachzwänge in den Mittelpunkt. Regisseurin Ulrike Schwab und ihr Team interessieren sich für die Menschen, die hier heute zu leben versuchen würden: Woher sollte eine radikale Bejahung des Neuanfangs kommen, wenn sämtliche Utopien schon einmal ohne Erreichung ihrer Ziele gelebt worden sind? Wie bei Wagner muss die Welt zugrunde gehen – nur eben ohne Erlösungsmetaphysik. Ausgerechnet der Glücksritter Jimmy, der die Pleite zur Todsünde erklärt, wird das erste Opfer seines eigenen Gesetzes (irgendwo im Hintergrund winkt Wotan). Die Suche nach Status, Liebe und Gestaltbarkeit der Welt führt entlang gelernter Strukturen und eines Hurrikans, der einen letzten Bogen um die Stadt und ihre bibbernden Bewohner*innen macht, zur großen Frage der Gegenwart: Wer wagt noch, von einer besseren Zukunft zu träumen? GMD Cornelius Meister führt durch Weills schillerndes Panorama populärer wie auch avantgardistischer Musikstile der Weimarer Republik: zwischen schrammeligen Songs direkt aus der Kneipe, Operettenschlagern, Blues, barocker Passionsmusik und Opern-Finali, wie Verdi sie nicht mit größerer Grandezza hätte schreiben können. Die jungen Stimmen unseres Ensembles versprechen eine Reihe spannender Rollendebüts.
Zur Raumkonzeption
Kommen Sie mit uns nach Mahagonny! Regisseurin Ulrike Schwab und ihr Team haben für diese Neuproduktion eine außergewöhnliche Raumkonzeption gewählt: Der gesamte Zuschauerraum des Littmann-Baus wird zur Bühne! Die Sänger*innen spielen teilweise im gesamten Zuschauerraum. Das Staatsorchester Stuttgart sitzt nicht im Graben, sondern auf der Bühne. Der überbaute Orchestergraben wird zur Spielfläche, und ins Parkett ragt ein Steg.

Der Steg im Parkett und Teile des überbauten Orchestergrabens sind nicht von allen Plätzen aus sichtbar – diese Sitze sind im Online-Saalplan beim Kaufvorgang mit dem Hinweis „Teilweise Sichteinschränkung“ gekennzeichnet. Aber keine Sorge: Die wesentlichen Aspekte entgehen Ihnen trotzdem nicht: Alle szenischen Aktionen auf dem Steg werden live gefilmt und sind per Projektion auch in den hinteren Rängen sichtbar. Die Hauptbühne ist während des ersten Teils durch einen halbtransparenten Vorhang verdeckt, im zweiten Teil des Abends verschwindet dieser.
Apr 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Mi
16
19:00 – 21:45
Opernhaus
Wieder im Repertoire
8 / 17 / 26 / 40 / 53 / 66 / 82 / 99 / 115 €
Besetzung
Musikalische Leitung Michele Gamba
Regie Ulrike Schwab
Bühne Lena Schmid, Pia Dederichs
Kostüme Rebekka Dornhege Reyes
Licht Jakob Flebus
Dramaturgie Franz-Erdmann Meyer-Herder, Julia Schmitt
Chor Manuel Pujol
Leokadja Begbick Alisa Kolosova
Fatty Elmar Gilbertsson
Dreieinigkeitsmoses Joshua Bloom
Jenny Hill Josefin Feiler
Jim Mahoney Matthias Klink
Jakob Schmidt / Tobby Higgins Florian Panzieri
Bill Laureano Quant
Joe N.N.
Sechs Mädchen von Mahagonny N.N.
Staatsorchester Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Sa
19
19:00 – 21:45
Opernhaus
8 / 18,50 / 29 / 43 / 58 / 72 / 90 / 108 / 126 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Di
22
19:00 – 21:45
Opernhaus
8 / 17 / 26 / 40 / 53 / 66 / 82 / 99 / 115 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Sa
26
19:00 – 21:45
Opernhaus
8 / 18,50 / 29 / 43 / 58 / 72 / 90 / 108 / 126 €
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Di
29
19:00 – 21:45
Opernhaus
8 / 17 / 26 / 40 / 53 / 66 / 82 / 99 / 115 €
Besetzung
Mai 2025
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Fr
9
19:00 – 21:45
Opernhaus
8 / 18,50 / 29 / 43 / 58 / 72 / 90 / 108 / 126 €
Besetzung
Das Stück in Kürze
„Auf nach Mahagonny!“ tönt es vom Narrenschiff, mit dem Jim Mahoney mit seinen drei Freunden Bill, Joe und Jakob Schmidt nach Jahren harter Arbeit und mit vollem Portemonnaie auf der Suche nach billigem Alkohol und Frauen in der Paradiesstadt Mahagonny ankommt. Mahagonny – das ist ein Utopieversuch der Kriminellen Leokadja Begbick und der Sexarbeiterin Jenny, nachdem schon so viele andere gescheitert sind. Das Geschäft geht zunächst auf, doch schon bald kommt es zu Machtspielchen zwischen den Gründer*innen und Bewohner*innen der Stadt. Vor allem Jim beginnt sich nach einiger Zeit zu langweilen und sich an den vielen Verbotsschildern der Stadt zu stören. Als ein Taifun auf Mahagonny zurast und die Stadt zu vernichten droht, ergreift er die Gelegenheit, sein eigenes Gesetz ausrufen: „Du darfst!“ Dürfen darf man fortan alles in Mahagonny – außer arm zu sein. Doch möglicherweise ist es genau dieser neugefundene alte und überlebte Leitspruch, der Jim und die Stadt Mahagonny ins Verderben stürzt?
Handlung
Prolog
Begbick und Jenny sinnieren über die Zerstörung der Paradiesstadt Benares durch ein Erdbeben. Eine neue Paradiesstadt muss her – und diesmal werden sie das Ruder in die Hand nehmen.

Erster Akt
Die drei Kriminellen Begbick, Fatty und Dreieinigkeitsmoses finden sich auf der Flucht vor den Konstablern mitten im Nirgendwo Amerikas wieder. Die Vorstellung, Gold aus den Flüssen zu schöpfen, erscheint ihnen zu anstrengend und so gründen sie an Ort und Stelle eine neue Paradiesstadt namens Mahagonny. Mit dem Versprechen billigen Alkohols und anderer Vergnügungen erhoffen sie sich, reiche Männer anzulocken, um ihnen mit möglichst geringem Aufwand das Geld aus der Tasche zu ziehen. Schnell finden sich dort auch die junge Jenny und weitere Mädchen ein, um mit Sexarbeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Jim Mahoney, Jakob Schmidt, Joe und Bill – vier Männer, die sieben Jahre mit harter Arbeit in der Kälte Alaskas zugebracht haben – folgen dem Lockruf der Stadt und wollen jetzt für ihr hart verdientes Geld Spaß haben. Zu ihrer Überraschung und zum Leidwesen des Trios um Begbick verlassen die ersten Leute die Stadt bereits wieder. Doch die Skepsis weilt nicht lange: Die vier aus Alaska werden bei ihrer Ankunft sogleich mit Jenny und den Mädchen bekannt gemacht. Jim nimmt Jenny nach kurzer Preisverhandlung als sein Mädchen. Nach einiger Zeit beginnt Jim jedoch, sich über die Verbote der Stadt und die Einfachheit der Vergnügungen zu empören. Als schließlich ein Taifun auf die Stadt zurast und sie auszulöschen droht, packt er die Gelegenheit beim Schopfe und verkündet der vor Angst erstarrten Bewohnerschaft sein eigenes Gesetz: „Du darfst!“ Ab sofort ist alles erlaubt, außer arm zu sein.
Zweiter Akt
Kurz vor Mahagonny dreht der angekündigte Sturm ab. Das ermuntert die Mahagonny-Leute, Jims neues Gesetz ganz nach ihrem Ermessen auszuleben. Ab sofort gilt die oberste Priorität dem Fressen, dem Lieben, dem Boxen und dem Saufen. Getrieben von seiner Hingabe zu den neuen Regeln der Stadt überfrisst sich Jakob Schmidt und stirbt. Jenny und die Mädchen hingegen sehen sich Unmengen von potentiellen Freiern gegenüberstehen. Joe fordert Dreieinigkeitsmoses zum Boxkampf heraus, bei welchem er stirbt. Jim hingegen lädt, nachdem er schon seinen Wetteinsatz auf Joe verloren hat, ganz Mahagonny zum Trinken ein und muss überrascht feststellen, dass er die Zeche nicht begleichen kann. Er hat somit gegen sein eigenes Gesetz – das Verbot der Mittellosigkeit – verstoßen und wird festgenommen.

Dritter Akt
Während Jim auf seine Gerichtsverhandlung wartet, wird der Mörder Tobby Higgins nach Bestechung vom Gericht wegen Abwesenheit Geschädigter genauso freigesprochen wie der Totschläger Dreieinigkeitsmoses. Jenny und Bill, der letzte verbleibende von Jims Freunden aus Alaska, wollen ihn in seiner Not nicht unterstützen und kaufen ihn nicht frei. Jim wird schließlich für schuldig befunden und wegen Mittellosigkeit zum Tode verurteilt. Mit seinem Ende verfällt auch die Stadt Mahagonny in Chaos, sodass von der utopischen Vorstellung der Paradiesstadt nur noch Schutt und Asche übrigbleiben.

Audio-Einführung

Bildergalerie

Trailer

„Ida Ränzlöv gibt die als Verbindung von Marilyn Monroe und Madonna angelegte Jenny mit Aplomb, stets schönstimmig, im berühmt gewordenen ‚Moon of Alabama‘ mit geradezu hinreißender Belcantilität.“
Orpheus – das MusikTheatermagazin
Jörg Riedlbauer, 01.07.2024
„Riesenjubel in der Staatsoper nach der Premiere von „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny““
Südwest Presse
Jürgen Kanold, 13.05.2024
„Regisseurin Ulrike Schwab treibt das Lehrstückhafte teils ins Groteske, verliert aber nicht die Attacke aus den Augen.“
Südwest Presse
Jürgen Kanold, 13.05.2024
„Ida Ränzlöv […] gestaltet (sie) ihren Part als sopranleuchtende Jenny so hervorragend wie Alisa Kolosova mit markig-sonorem Mezzo den ihren als Begbick.“
Stuttgarter Zeitung
Martin Mezger, 11.05.2024
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