ERDA SPEAKING HELLOHELLO

Live-Performance

in englischer Sprache
Fest schläft sie und ist vielleicht die träumende Erde, die ihre Schöpfung ohne Ansehen der Person betrachtet: Wagners Erda, „der Welt weiseste Wala“ und Wotans einzige unerschrockene Mahnerin, die er immer wieder für seine Zwecke zu missbrauchen versucht hat. In Zusammenarbeit mit dem Künstliche-Intelligenz-Textgenerator GPT3 und dem Avantgarde-Musiker Ville Haimala hat Regisseur Felix Rothenhäusler den Ring des Nibelungen aus ihrer Sicht noch einmal neu geschrieben. Kommen Sie mit uns auf eine Traumreise in Erdas Visionen und begegnen Sie ihr vielleicht auch direkt.
Dauer
ca. 1 Std. 20 Min.
Zur Entstehung
Der Diskurs rund um Risiken und Nebenwirkungen von Künstlicher Intelligenz wird ja gerade zwischen extremem Alarmismus der Digitalisierungskritik und Glorifizierung in unhinterfragtem Fortschrittsoptimismus geführt. Als Fortsetzung des Gedankens vom Tod des Autors aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergeben sich aber die spannendsten Perspektiven auf dieses neue Tool: KIs können literarische Agent*innen sein, denn sie wissen, über was und auf welche Art die Menschheit bereits geschrieben hat. In Rückgriff auf kollektive Wissensbestände kann man diesen Werkzeugen immer wieder Fragen in eine bestimmte Richtung stellen: Wie sähe eine Zukunftserzählung nach Wagner’schem Vorbild ohne uns aus? Wie eine, in der wir wieder Teil der Schöpfung werden und nicht Ingenieur*innen von Leben und Schicksal? In Auseinandersetzung mit dem Schaffen von Essayist*innen, Filmemacher*innen und Autor*innen wie Elvia Wilk, Alex Garland, Darren Aronofsky, Jeff Vandermeer, Margaret Atwood u.v.m. ist eine neue Ring-Fabel entstanden, die Wagners Erfindungen und Charaktere nicht komplett aufgibt, sie aber jeweils nur als Folie für die Erzählung einer Zukunft des Mehr-als-Menschlichen gebraucht: einer Zukunft, in der der Mensch vielleicht so weit aus der Zentralperspektive herausgenommen ist, dass er (wieder) Teil der Landschaft und der ihn umgebenden Natur wird.
Die Rauminstallation
Die Arbeitsweise des temporäre-Architektur-Kollektivs studio umschichten nennt sich „Precycling“: Dinge/Materialien zu leihen bevor sie verbaut werden, aus ihnen vorübergehende Gebäude und Strukturen konstruieren, und sie dann wieder für den ursprünglichen Verwendungszweck zurückgeben. Im Falle ihrer extra für das Frühjahrsfestival #4 angefertigten Installation ist es anders herum: Vom Bauunternehmen Züblin haben die Künstler*innen rund um Alper Kazokoglu und Peter Weigand nicht mehr benötigte Verschalungselemente von den Gussarbeiten für die sogenannten „Kelchstützen“ der Stuttgart-21-Baustelle zur Verfügung gestellt bekommen. Bevor diese zu Müll werden, sind sie überarbeitet worden und bilden die Landschaft, in der Sie für eine angeleitete Meditation mit der Stimme von Mezzosopran Shannon Keegan verweilen dürfen – wie auch in der Auseinandersetzung mit Wagners opus magnum geht es darum, das Übergroße wieder auf das menschliche Maß zu beziehen.

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