Zaide

von Wolfgang Amadeus Mozart
Ein Singspiel-Fragment in zwei Aufzügen
Nach einem verschollenen Libretto von Johann Andreas Schachtner
in deutscher Sprache
Nicht alle großen Würfe werden vollendet: 1781, im Jahr der Uraufführung seines Idomeneo, brach W.A. Mozart die Arbeit an seinem „ernsten deutschen Singspiel“ Zaide ab, dem ersten Versuch einer exotisierenden „Türkenoper“, auf den die „heitere“ Entführung aus dem Serail folgte. Doch was genau will „das Türkische“ darin und wo kommt es her? (Garantiert nicht aus der Türkei!) Regisseurin Jessica Glause fragt auf Grundlage des überlieferten Zaide-Materials im Ludwigsburger Schlosstheater, wer eigentlich vor dem Hintergrund welcher Tradition ein „Wir und die anderen“ formuliert. Die Geschichte des europäischen Musiktheaters ist ja eng verwoben mit den Rechtfertigungslegenden von Kolonialismus und Rassismus, also der willkürlichen Unterteilung der Menschheit in Überlegene und Unterlegene. Durch den vermeintlich neutralen Standard der zentraleuropäischen Brille als „fremd“ repräsentierte Kulturen wurden so über vier Jahrhunderte immer wieder in schwache, sexualisierte Frauenfiguren oder despotische Wüteriche hineinprojiziert. Entweder, sie werden erobert, gerettet, vernichtet, oder aber sie müssen an ihrer mangelnden Impulskontrolle zugrunde gehen. Die Figurenkonstellation in Mozarts Zaide dreht die Schraube aber noch einmal weiter. Durch „Sklavenhandel“ in die Position der Unterworfenen versetzt, erflehen Zaide und ihr Geliebter, der „Christenhund“ Gomatz, von Sultan Soliman die Einsicht in die aufklärerischen Werte Europas: alle Menschen werden Brüder. In dem Moment, in dem der Sultan die Gnade verweigert, bricht Mozarts Arbeit ab. Zusammen mit einem erlesenen Ensemble junger Mozart-Stimmen erforscht Jessica Glause in diesem partizipativen Projekt in einem Repräsentationsraum des 18. Jahrhunderts, welchen Anteil betörend schöne Musik an der Konstruktion von Fremdheit und Inklusion haben kann. Dass Zaides Arie „Ruhe sanft, mein holdes Leben“ aus keinem Mozart-Recital wegzudenken ist, hat seinen Grund.
Koproduktion mit den Ludwigsburger Schlossfestspielen
Uraufführung
1866 in Frankfurt am Main

Premiere dieser Produktion
Juni 2025

Altersempfehlung
ab Klasse 8
Regie Jessica Glause
Bühne Mai Gogishvili
Kostüm Lena Winkler-Hermaden
Dramaturgie Franz-Erdmann Meyer-Herder, Christoph Sökler
Mit Natasha Te Rupe Wilson, Moritz Kallenberg und weiteren Mitgliedern des Solistenensembles der Staatsoper Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart

Im Juni/Juli 2025

Genaue Termine werden im Herbst bekannt gegeben.

In Koproduktion mit