4. Kammerkonzert

Erinnern und Vergessen

Werke von Enescu, Gubaidulina, Ullmann, Laks u.a.
George Enescu Impressions d’enfance
Sofia Gubaidulina Quasi Hoquetus
Viktor Ullmann Die arme Seele aus Geistliche Lieder op. 20
Szymon Laks 3. Streichquartett: II. Poco lento, sostenuto
György Kurtag S. K. Remembrance Noise op. 12
Carlos Gardel Volver
Astor Piazzolla Oblivion
Wenn es um Kindheit geht, ist Erinnerung oft Konstrukt der Gegenwart und historisches Dokument zugleich. In Enescus Impressions d’enfance verschwimmen immer wieder kindliche und erwachsene Idiome ineinander. Weit über das eigene Leben hinaus reicht Gubaidulinas Erinnerung an die mittelalterliche Hoquetus-Technik, die aus Melodiebruchstücken organische Linien macht. Zwischen erinnern- und vergessen wollen bewegen sich Viktor Ullmann und Szymon Laks: Ullmann 1939, kurz vor der Deportation nach Auschwitz, in einem arglosen Schweizer Volkslied; Laks 1945 in seiner ersten Komposition nach der Rückkehr aus Ausschwitz, die polnische Volkslieder erinnert. In ewiger Wiederkehr kann Erinnerung, wie sie Gardels Volver besingt, so bitter wie süß schmecken. Erlösung utopisch: Das Vergessen, das Tangokönig Piazzolla in Oblivion beschwört, mag Erinnerungsschmerzen betäuben, aber nicht heilen.