Der Prinz von Homburg
Oper in drei Akten nach dem Schauspiel von
Heinrich von Kleist, für Musik eingerichtet von
Ingeborg Bachmann
in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Heinrich von Kleist, für Musik eingerichtet von
Ingeborg Bachmann
in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Wer wachen Auges träumt, lebt gefährlich. Er erfährt die Welt anders, vielleicht so, wie sie sein könnte. Dabei kann das Gewohnte in beängstigende Ferne rücken. Der Prinz von Homburg lebt bisweilen in Traumzuständen. Dadurch handelt er in der Schlacht wider höchsten Befehl, führt sein Heer mit traumwandlerischer Sicherheit aber zum Sieg. Dann wacht er im realen Albtraum auf – Befehlsverweigerern droht die Todesstrafe. Hans Werner Henze verließ Mitte der 1950er Jahre Deutschland in Richtung Italien, nicht aus Wirklichkeitsflucht, sondern um sich dort eine Welt nach eigenen Wünschen zu schaffen – mit Platz für „die sinnliche Lust auf einen neuen Schönheitsbegriff, eine neue ästhetische Glücksvorstellung“. Diese fand nördlich der Alpen im Elan von Aufbau plus Verdrängung ebenso wenig eine Heimat wie im strengen Regelwerk der musikalischen Nachkriegsavantgarde. In der Begegnung mit Heinrich von Kleists Schauspiel formulierte er mit Ingeborg Bachmann so etwas wie eine Utopie: Nicht Sach- und Systemzwänge, nicht Funktionen und Dienstgrade bestimmen die Beziehungen der Menschen, sondern Empfindungen. Ihre Opernfiguren begeben sich ins Risikogebiet der Traumverlorenheit, um zu sich und zueinander zu finden. Auf die Gefahr hin, die Wirklichkeit dabei als hinfällig zu erkennen.
#StgtHomburg
Dauer
Die Einführung findet 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Foyer I. Rang statt.
I. Akt: ca. 45 min
Pause: ca. 25 min
II. + III. Akt: ca. 65 min
Die Einführung findet 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Foyer I. Rang statt.
I. Akt: ca. 45 min
Pause: ca. 25 min
II. + III. Akt: ca. 65 min
Uraufführung 1960 in Hamburg
Revidierte Fassung von 1991
Premiere in Stuttgart
17. März 2019
Revidierte Fassung von 1991
Premiere in Stuttgart
17. März 2019
Altersempfehlung
ab Klasse 10
ab Klasse 10
Regisseur Stephan Kimmig spricht über seine Sicht auf Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg. Ein Mitschnitt der Konzeptionsprobe am Beginn der Probenarbeit.
Das Stück in Kürze
Der Prinz von Homburg begibt sich zuweilen in Traumzustände und erlebt sie intensiv und greifbar wie die Wirklichkeit. Seinem Traumsinn folgend handelt er in der Schlacht gegen den Befehl – und erringt dadurch den Sieg. Dann wacht er in der Wirklichkeit auf, die einem Albtraum gleichkommt: Auf Befehlsverweigerung steht die Todesstrafe. Einzig der Kurfürst von Brandenburg könnte das Todesurteil aufheben und den Prinzen begnadigen. Er stellt dem Prinzen frei, das Urteil selbst außer Kraft zu setzen. Der erkennt sich als schuldig an, überwindet seine Furcht vor dem Tod und träumt zuletzt von der Unsterblichkeit. Am Ende wird er begnadigt. Die Träume des Prinzen gehen in Erfüllung, er aber bleibt sich unsicher, ob nicht gerade das nur ein Traum sein kann.
Programmheft (Auszüge)
Handlung
Erster Akt
Eine entscheidende Schlacht steht bevor, doch wird Prinz von Homburg, der General der Reiterei, vermisst. Der Kurfürst von Brandenburg und sein Gefolge finden ihn wachen Auges träumend im nächtlichen Garten. Sie suchen nach einer Erklärung für sein eigentümliches Verhalten: Träumt der Prinz bereits den Heldenruhm für die noch zu schlagende Schlacht voraus? Der schlafwandelnde Prinz erblickt unter den nächtlichen Besuchern die geliebte Prinzessin Natalie von Oranien und ergreift einen ihrer Handschuhe. Der Kurfürst zieht sich mit seinem Gefolge aus dem Traum des Prinzen zurück.
Nur Graf Hohenzollern bleibt und weckt seinen Freund. Der erinnert sich an das eben Geträumte, kann sich jedoch den Handschuh nicht erklären, den er – offensichtlich als Relikt seines Traumes – ganz greifbar in den Händen hält.
Feldmarschall von Dörfling diktiert den Offizieren den Schlachtplan. Der Prinz von Homburg sinnt weiter über sein Traumerlebnis nach und ist ganz auf Prinzessin Natalie fixiert, die ihren fehlenden Handschuh sucht. Vom ausgefeilten Schlachtplan bekommt er nur Bruchstücke mit. Über eines ist er sich sicher: sein Traum verheißt ihm Glück auf dem Schlachtfeld und in der Liebe.
Die Schlacht beginnt im Morgengrauen. Aus der ihnen zugewiesenen Stellung beobachten der Prinz und seine Untergebenen das Gefecht. Als sie sehen, dass sich der Gegner zurückzieht, gibt Homburg Befehl zum Angriff, ohne das Kommando des Kurfürsten abzuwarten, wie es der Schlachtplan vorschreibt. Die Mahnungen seiner Offiziere schlägt er in den Wind: Seine Order empfange er vom Herzen.
Die Schlacht ist gewonnen, doch hat sie große Verluste gefordert. Auch der Tod des Kurfürsten wird gemeldet. Die Kurfürstin ringt um Fassung. Homburg und Natalie bekennen einander inmitten all der Verwüstung ihre Liebe. Da wird die Nachricht vom Tod des Kurfürsten widerrufen. In ihrer Freude über diese Botschaft eröffnen sich Homburg und Natalie ganz neue Wege, einander und sich selber wahrzunehmen.
Der Kurfürst fordert, dass derjenige, der eigenmächtig die Reiterei in die Schlacht geführt hat, vor das Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt werde. Als der Prinz von Homburg ihm Siegestrophäen überbringt, lässt er ihn entwaffnen und gefangen nehmen.
Eine entscheidende Schlacht steht bevor, doch wird Prinz von Homburg, der General der Reiterei, vermisst. Der Kurfürst von Brandenburg und sein Gefolge finden ihn wachen Auges träumend im nächtlichen Garten. Sie suchen nach einer Erklärung für sein eigentümliches Verhalten: Träumt der Prinz bereits den Heldenruhm für die noch zu schlagende Schlacht voraus? Der schlafwandelnde Prinz erblickt unter den nächtlichen Besuchern die geliebte Prinzessin Natalie von Oranien und ergreift einen ihrer Handschuhe. Der Kurfürst zieht sich mit seinem Gefolge aus dem Traum des Prinzen zurück.
Nur Graf Hohenzollern bleibt und weckt seinen Freund. Der erinnert sich an das eben Geträumte, kann sich jedoch den Handschuh nicht erklären, den er – offensichtlich als Relikt seines Traumes – ganz greifbar in den Händen hält.
Feldmarschall von Dörfling diktiert den Offizieren den Schlachtplan. Der Prinz von Homburg sinnt weiter über sein Traumerlebnis nach und ist ganz auf Prinzessin Natalie fixiert, die ihren fehlenden Handschuh sucht. Vom ausgefeilten Schlachtplan bekommt er nur Bruchstücke mit. Über eines ist er sich sicher: sein Traum verheißt ihm Glück auf dem Schlachtfeld und in der Liebe.
Die Schlacht beginnt im Morgengrauen. Aus der ihnen zugewiesenen Stellung beobachten der Prinz und seine Untergebenen das Gefecht. Als sie sehen, dass sich der Gegner zurückzieht, gibt Homburg Befehl zum Angriff, ohne das Kommando des Kurfürsten abzuwarten, wie es der Schlachtplan vorschreibt. Die Mahnungen seiner Offiziere schlägt er in den Wind: Seine Order empfange er vom Herzen.
Die Schlacht ist gewonnen, doch hat sie große Verluste gefordert. Auch der Tod des Kurfürsten wird gemeldet. Die Kurfürstin ringt um Fassung. Homburg und Natalie bekennen einander inmitten all der Verwüstung ihre Liebe. Da wird die Nachricht vom Tod des Kurfürsten widerrufen. In ihrer Freude über diese Botschaft eröffnen sich Homburg und Natalie ganz neue Wege, einander und sich selber wahrzunehmen.
Der Kurfürst fordert, dass derjenige, der eigenmächtig die Reiterei in die Schlacht geführt hat, vor das Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt werde. Als der Prinz von Homburg ihm Siegestrophäen überbringt, lässt er ihn entwaffnen und gefangen nehmen.
Zweiter Akt
Hohenzollern besucht seinen Freund im Gefängnis. Das Kriegsgericht hat den Prinzen zum Tode verurteilt, doch zeigt sich dieser ungerührt. Er vertraut auf sein Gefühl, der Kurfürst werde das Urteil wieder aufheben. Hohenzollern muss ihm die Gewissheit nehmen: Der Kurfürst hat das Urteil sogar schon zur Unterschrift angefordert. Dem Prinzen wird seine aussichtslose Lage bewusst. Er beschwört Hohenzollern, mit ihm nach Wegen der Rettung zu suchen.
„Auf leerer Bühne ein Grab.“ Der Prinz wird von Todesfurcht ergriffen.
Homburg fleht die Kurfürstin an, sich für seine Begnadigung einzusetzen. Diese rät ihm, Haltung zu bewahren. Als Homburg sich bereit erklärt, für seine Rettung sogar Natalie aufzugeben, bekennt Natalie sich zu ihren Gefühlen für den Prinzen. Sie verspricht, selbst beim Kurfürsten für ihn vorzusprechen.
Natalie gibt dem Kurfürsten zu bedenken: Sosehr das Gesetz herrschen soll, sowenig darf es die Autorität der Gefühle auslöschen. Den Kurfürsten befremdet es zu erfahren, wie sehr der Prinz an seinem Leben hängt. Er verspricht, ihn freizulassen, und übergibt Natalie ein Schreiben an ihn.
Natalie überbringt dem Prinzen den Brief des Kurfürsten, in dem dieser ihm die Freilassung in Aussicht stellt, sofern er das Urteil als ungerecht betrachte. Homburg versteht, was diese Freiheit impliziert, und verfasst seine Antwort: Er erkenne das Urteil und seine eigene Schuldigkeit an. Natalie beschließt, den Prinzen mit Gewalt aus seiner Lage zu befreien.
Dritter Akt
Dem Kurfürsten droht Rebellion: Prinzessin Natalie hat das ihr unterstellte Regiment anrücken lassen, zugleich verlangen Hohenzollern und andere Offiziere vorzusprechen: Sie drängen auf die Begnadigung des Prinzen. Der Kurfürst erhält Homburgs Brief. Er lässt den Gefangenen vorführen. Der Prinz erklärt den Versammelten, dass ausschließlich der Tod sein Wille sei, und verlangt vom Kurfürsten die gerechte Strafe für sein Verschulden. Der Kurfürst lässt ihn zurück ins Gefängnis bringen.
Hohenzollern führt den Prinzen mit verbundenen Augen zum Richtplatz. Der Prinz richtet all seine Sinne auf die Ewigkeit, die ihn im Tod erwartet, kann sich jedoch nicht ganz vom Leben lösen. Als Hohenzollern ihm die Augenbinde abnimmt, glaubt der Prinz, sich in einem Traum wiederzufinden: Der Kurfürst, die Kurfürstin, Natalie und alle anderen sind versammelt, um ihn in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.
Hohenzollern besucht seinen Freund im Gefängnis. Das Kriegsgericht hat den Prinzen zum Tode verurteilt, doch zeigt sich dieser ungerührt. Er vertraut auf sein Gefühl, der Kurfürst werde das Urteil wieder aufheben. Hohenzollern muss ihm die Gewissheit nehmen: Der Kurfürst hat das Urteil sogar schon zur Unterschrift angefordert. Dem Prinzen wird seine aussichtslose Lage bewusst. Er beschwört Hohenzollern, mit ihm nach Wegen der Rettung zu suchen.
„Auf leerer Bühne ein Grab.“ Der Prinz wird von Todesfurcht ergriffen.
Homburg fleht die Kurfürstin an, sich für seine Begnadigung einzusetzen. Diese rät ihm, Haltung zu bewahren. Als Homburg sich bereit erklärt, für seine Rettung sogar Natalie aufzugeben, bekennt Natalie sich zu ihren Gefühlen für den Prinzen. Sie verspricht, selbst beim Kurfürsten für ihn vorzusprechen.
Natalie gibt dem Kurfürsten zu bedenken: Sosehr das Gesetz herrschen soll, sowenig darf es die Autorität der Gefühle auslöschen. Den Kurfürsten befremdet es zu erfahren, wie sehr der Prinz an seinem Leben hängt. Er verspricht, ihn freizulassen, und übergibt Natalie ein Schreiben an ihn.
Natalie überbringt dem Prinzen den Brief des Kurfürsten, in dem dieser ihm die Freilassung in Aussicht stellt, sofern er das Urteil als ungerecht betrachte. Homburg versteht, was diese Freiheit impliziert, und verfasst seine Antwort: Er erkenne das Urteil und seine eigene Schuldigkeit an. Natalie beschließt, den Prinzen mit Gewalt aus seiner Lage zu befreien.
Dritter Akt
Dem Kurfürsten droht Rebellion: Prinzessin Natalie hat das ihr unterstellte Regiment anrücken lassen, zugleich verlangen Hohenzollern und andere Offiziere vorzusprechen: Sie drängen auf die Begnadigung des Prinzen. Der Kurfürst erhält Homburgs Brief. Er lässt den Gefangenen vorführen. Der Prinz erklärt den Versammelten, dass ausschließlich der Tod sein Wille sei, und verlangt vom Kurfürsten die gerechte Strafe für sein Verschulden. Der Kurfürst lässt ihn zurück ins Gefängnis bringen.
Hohenzollern führt den Prinzen mit verbundenen Augen zum Richtplatz. Der Prinz richtet all seine Sinne auf die Ewigkeit, die ihn im Tod erwartet, kann sich jedoch nicht ganz vom Leben lösen. Als Hohenzollern ihm die Augenbinde abnimmt, glaubt der Prinz, sich in einem Traum wiederzufinden: Der Kurfürst, die Kurfürstin, Natalie und alle anderen sind versammelt, um ihn in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.
Susanne Benda, 18.03.2019
Gerhard R. Koch, 19.03.2019
Peter Jungblut, 18.03.2019
Jürgen Kanold, 19.03.2019
„Sängerisch und darstellerisch leisten die Stuttgarter Großes.“
Judith von Sternburg, 20.03.2019