Platée

von Jean-Philippe Rameau
Ballet bouffon in einem Prolog und drei Akten

Libretto von Adrien-Joseph
Le Valois d’Orville
in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Der Streich, den sich Jupiters Buddies ausgedacht haben, um dessen Gattin Juno von ihrer Eifersucht zu kurieren, verspricht einen Riesenspaß: Jupiter soll die hässliche Sumpfnymphe Platée umwerben. Die fühlt sich tatsächlich begehrt und willigt in einem Moment tragikomischer Selbstverkennung sogar in eine Ehe mit dem obersten Gott ein. Die groteske Scheinhochzeit ist zweifellos der komödiantische Höhepunkt von Rameaus effektvoller Partitur. Zumindest auf die liebeshungrige Titelfigur wartet jedoch ein grausames Erwachen. In gängiger Opernpraxis der Behandlung grotesker Rollen ist die Partie für einen Tenor komponiert. Bei Calixto Bieito wird die Nymphe Platée zu einem jungen Drag-Künstler, der in einem Nachtclub sich selbst und nach Anerkennung sucht.
Ort
Opernhaus
Dauer
1.Teil (Prolog/I. Akt): ca. 60 Min.
Pause: ca. 30 min.
2.Teil (II./III. Akt): ca. 65 Min.
Uraufführung
1745 in Versailles

Premiere der Produktion
2012

Altersempfehlung
ab Klasse 10
45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.
Begleiten Sie Drag-Queen Vava Vilde in die letzte Platée-Vorstellung der Saison!
Das Stück in Kürze
Der Streich, den sich Jupiters Buddies ausgedacht haben, um dessen Gattin Juno von ihrer Eifersucht zu kurieren, verspricht einen Riesenspaß: Jupiter soll die hässliche Sumpfnymphe Platée umwerben. Die fühlt sich tatsächlich begehrt und willigt in einem Moment tragikomischer Selbstverkennung sogar in eine Ehe mit dem obersten Gott ein. Die groteske Scheinhochzeit ist zweifellos der komödiantische Höhepunkt von Rameaus effektvoller Partitur. Zumindest auf die liebeshungrige Titelfigur wartet jedoch ein grausames Erwachen.
Handlung
Prolog
Die Geburt der Komödie
Eine Party-Gesellschaft. Der Dichter Thespis schläft seinen Rausch aus. Ein Satyr versucht ihn zu wecken, damit er die Feiernden mit neuen Songs unterhält. Als Thespis – vom Wein inspiriert – droht, in seinen Liedern sämtliche Geheimnisse auszuplaudern, versucht man vergeblich, Thespis zum Weiterschlafen zu überreden. Der Reihe nach treten Thalia (die Theaterkunst), Momus (der Gott des Spotts), und Amor (die Liebe) auf den Plan: Ohne sie könne keine Komödie entstehen. Gemeinsam wollen sie ein neues Spektakel kreieren, das nicht nur die Fehler der Menschen, sondern auch die der Götter anprangert. Alle huldigen Bacchus.

Erster Akt
Verwandlung – die Komödie beginnt: Der Satyr nimmt die Gestalt von Kitheron an, König des Kithairon-Gebirges. Er beklagt die fortwährenden Unwetter, die Hänge und Felder verwüsten. Thespis, der sich in Merkur, den Götterboten verwandelt hat, kennt die Ursache des Donnerwetters – Junos Eifersucht. Um Junos Zorn zu besänftigen, hecken sie gemeinsam einen Plan aus: Jupiter soll eine Hochzeit mit einer anderen Frau vortäuschen, deren Unwürdigkeit Juno die Grundlosigkeit ihrer Eifersucht vor Augen führt. Merkurs Sorge, dass sich Jupiter tatsächlich neu verlieben könnte, zerstreut Kitheron: von der hässlichen Sumpfnymphe Platée, die er für seinen Streich auserkoren hat, habe sich Amor längst abgewandt.
Platée macht sich Hoffnungen, dass Kitheron in sie verliebt sei. Als dieser sich ihr nähert, glaubt sie, dass Amor sie endlich erhört habe und versammelt die Bewohner ihres Reiches zum Freudentanz. Kitheron und Merkur verkünden ihr jedoch, dass Jupiter selbst sich auf dem Weg zur Erde befinde, angelockt von ihren Reizen. Platée begrüßt jubelnd das sich nähernde Gewitter: Durch ihre Tränen erhöhe die verlassene Juno ihren, Platées Triumph und vergrößere das feuchte Reich der Sumpfnymphen. Platées Freundin Clarine stimmt ein Lied an, in dem sie die Sonne auffordert, sich für immer zurück zu ziehen.
Zweiter Akt
Um Zeit zu gewinnen, hat Merkur Juno auf eine falsche Fährte gesetzt. Jupiter erscheint in einer Wolke. Als Platée es wagt, sich dieser zu nähern, erscheint ihr Jupiter in Gestalt eines Esels. Sie lässt sich von der Verkleidung nicht täuschen und schmachtet ihn an. Da verwandelt sich Jupiter in einen Vogel und entfliegt. Platée ist verzweifelt, da erscheint Jupiter ihr erneut in einem prächtigen Wagen. Er verspricht, sich nur noch mit Platée der Liebe widmen zu wollen. Bis zur Hochzeit soll Momus sie mit einem Fest unterhalten. Momus’ Gefolge huldigt Platées Schönheit mit einem spöttischen Lied. Überraschend erscheint Amor in Gestalt von La Folie, der Torheit. Sie hat Apollo die Leier gestohlen und zeigt, wie virtuos sie Freude in Leid und Leid in Freude verkehren kann. Sie animiert die Festgesellschaft, einen Hymnus auf die Ehe anzustimmen, durch die Jupiter Platée als seine neue Juno krönen will. Platée ist eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die der Torheit zuteil wird. Jupiter besänftigt sie durch das Geschenk eines Rings.

Dritter Akt
Juno ist rasend und lässt ihre Wut an Merkur aus, dessen Ablenkungsmanöver sie durchschaut hat. Merkur versichert ihr, dass Jupiter ihr treu sei und sie sich bis zum Beweis nur noch ein wenig gedulden müsse. Platée erscheint im Brautkleid. Sie vermisst Hymen, den Schutzgott der Ehe, und Amor – wenigstens einer von beiden sei notwendig zu ihrem Glück. Tänze verzögern den Beginn der Hochzeitszeremonie und Platées Ungeduld wächst. Statt Hymen und Amor erscheinen schließlich der verkleidete Momus und die Torheit. Sie hält noch immer Apollos Leier in Händen, mit der sie nun Amors Pfeile auf die Festgesellschaft abfeuert. Neue Hochzeitsgäste, Tänze und Preislieder zögern die Eheschließung weiter hinaus. Schließlich wird auch Jupiter ungeduldig. Kurz bevor er sein Ehegelöbnis spricht, erscheint Juno. Sie reißt Platée den Schleier herunter und bricht in furchtbares Lachen aus, in das alle einstimmen. Gedemütigt bleibt Platée allein zurück.

Audio-Einführung

Bildergalerie

"Selten macht Oper so viel Spaß."

"Lieben, lachen, leben" von Susanne Benda
Suttgarter Nachrichten
Susanne Benda, 02.04.2015
„Eine rundum geglückte, stürmisch gefeierte Produktion.“

„Die Geburt derTragödie aus dem Geiste des Weins“ von Manuel Brug
Die Welt
04.07.2012
„Zum Ausklang der Spielzeit gelang der Stuttgarter Oper ein rauschender Publikumserfolg.“

Rezension von Peter Jungblut
BR Klassik
02.07.2012
„Jubel, Beifall, Bravo-Stürme.“

„Wenn die Schickeria quakt“ von Otto Paul Burkhardt
Südwest Presse
03.07.2012
„Das Staatsorchester brilliert mit einer grandiosen Leistung. Christian Curnyn ist ein Klangfarbenmagier und –dramaturg.“

„Ich geb mir die Diskokugel“ von Götz Thieme
Stuttgarter Zeitung
03.07.2012
„Christian Curnyn zeigt mit dem Staatsorchester, wie viel Rhythmus, wie viel Modernität in Rameaus Musik steckt – auch heute noch Musik zum Mitwippen und Mitschnippen.“

„Ein paar Ideen – und viele viele Einfälle“ von JürgenStrein
Fränkische Nachrichten
03.07.2012
„Calixto Bieito überraschte mit seiner witzig frivolen Eleganz. Die musikalische Qualität der Produktion – vom Ensemble über den spielfreudigen Chor bis zum Orchester – fügt sich bruchlos ein und trägt dazu bei, dass Stuttgart wieder zum interessantesten Opernhaus Deutschlands geworden ist.“

„Barock der rockt und poppt“ von Joachim Lange
Frankfurter Rundschau
04.07.2012
„Ein Glühbirnenfirmament verbreitet seinen poetischen Charme über der Szene so üppig, wie Bieito ein Füllhorn von hinreißenden Detail-Einfällen ausschüttet und Lydia Steiers Choreographie das gesamte Personal mit handfestem Spielwitz von der Versailler Hofbühne in einen angenommenen Musical-Palast versetzt.“

„Barock der rockt und poppt“ von Joachim Lange
Frankfurter Rundschau
04.07.2012
„Das Stuttgarter Publikum war hingerissen von Bieitos eigenwilliger, aber stimmigen und detailfreudigen Inszenierung und von einem über sich hinauswachsenden Sängerteam – tosender Beifall für alle Beteiligten.“

„Sumpfnymphe und Göttertrottel“ von Robert Jungwirth
KlassikInfo.de
03.07.2012
„Barockoper als Hochgenuss: Calixto Bieito richtet ein überbordendes Panoptikum saftiger menschlicher Affekte in grandiosen szenischen Bildern an."

„Närrische Götter und elegante Musik“ von Monique Cantré
Reutlinger General-Anzeiger
03.07.2012
„Thomas Walker spielt die Titelrolle der von allen verspotteten und erniedrigten Nymphe mit einer Glaubwürdigkeit, einem Körpereinsatz und einem Temperament, wie es an Opernhäusern selten geworden ist.“

Rezension von Peter Jungblut
BR Klassik
02.07.2012
„Ana Durlovski ist eine Stimmakrobatin par excellence, eine Art Super-Zerbinetta.“

„Rameau besucht eine Prominenten-Disco“ von Gerhard Rohde
Frankfurter Allgemeine Zeitung
03.07.2012
„Hochvirtuos jongliert Ana Durlovski mit schnellen Tönen, als wären es Bälle: ein vokalartistisches Meisterwerk.“

„Und hinter dem Lachen wartet der Tod“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
03.07.2012
„Der wunderbar überdrehte, dabei seinen feinen Haute-Contre-Tenor durch alle Parlando- und Legatomöglichkeiten jagende Cyril Auvity mutiert als Merkur zum Spielmacher.“

„Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste des Weins“ von Manuel Brug
Die Welt
04.07.2012
„Cyril Auvity und André Morsch sorgen mit Witz, Tempo und Timing für die wichtigsten Zutaten einer Komödie. Als oft hinreißend komisches Duo wissen sie mit Windmaschine und Donnerblech ebenso fantasievoll umzugehen wie mit Perücken und Pappkarton.“

„Und hinter dem Lachen wartet der Tod“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
03.07.2012
„Die voller Glühbirnen hängende Bühne von Susanne Gschwender trägt ihren Teil bei zu einer Inszenierung, die pralle Komik immer wieder mit poetischen Bildern verbindet.“

„Auf Plateausohlen ins Barock“ von Elisabeth Schwind
Südkurier
03.07.2012
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