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25.06.2019 Die Verwandlung Backstage bei der Maske des Damenchors von „Der fliegenden Holländer“

Die Verwandlung

Backstage bei der Maske des Damenchors von „Der fliegenden Holländer“

Wie läuft das eigentlich ab, wenn der gesamte Damenchor aus 35 Sängerinnen für eine Vorstellung geschminkt werden muss? Ist da Fließbandarbeit im Spiel? Ein kleiner Einblick in die Welt der Maskenbildnerei von Gülce Bengi.
Ca. 2 Stunden vor der Vorstellung trudeln die ersten Sängerinnen in den Maskenraum ein, und die Verwandlung kann beginnen. Jede einzelne bekommt für ihre Rolle ein starkes Beauty-Make-Up und eine Perücke aufgesetzt. Der Damenchor beim Fliegenden Holländer stellt vermeintlich perfekte Beauty-Püppchen, roboterartige Abziehbilder „idealer Hausfrauen“ dar. Inspiriert sind diese von dem Film Die Frauen von Stepford.

Die Verwandlung  passiert dann exakt 35-mal, da der gesamte Damenchor der Staatsoper auf der Bühne steht. Sieben Maskenbildner*innen stecken die Haare zunächst ab, bedecken diese mit Unterziehhauben, schminken und befestigen die Perücken auf dem Kopf. Dieses Werk erschaffen und entfernen sie an jedem Vorstellungsabend aufs Neue.

Im Vorfeld einer Oper gibt der Ausstatter vor, wie er das Maskenbild genau haben möchte. Dieses wird in einem detaillierten Aufschrieb mit Bildern dokumentiert. Die zeitintensivste Arbeit stellt die Herstellung der Perücken dar. Wenn man jeden Tag daran arbeitet, dauert die Herstellung einer Perücke ganze 50 Stunden. Wenn man das auf 35 Stück hochrechnet, sind das ganze 1750 Stunden für diese Produktion. Natürlich wundert es da auch wenig, wenn man bedenkt, dass jedes einzelne Echthaar in das Netzgewebe, die „Montur“, geknüpft werden muss. Um die für jede Sängerin passende Montur zu erhalten, wird davor ein Gipsabdruck des Kopfs gemacht.

Eine genaue Reihenfolge beim gesamten zu schminkenden Damenchor zu koordinieren ist schwierig. Deshalb kommt jede Sängerin zu verschiedenen Zeiten, wodurch es auch mal zu Stoßzeiten im Maskenraum kommt und es räumlich ein wenig eng wird. Bis kurz vor dem Auftritt wird noch gearbeitet und die Vorstellung gleichzeitig auf dem Bildschirm an der Wand verfolgt. „Die Vorstellung hat nun begonnen“: Immer wieder ertönen Durchsagen von der Bühne im Raum. Zwei Kollegen*innen springen noch schnell ein damit es alle rechtzeitig auf die Bühne schaffen.

Und dann leert sich der Maskenraum nach und nach – die Ruhe nach dem Sturm kehrt ein. Es ist Zeit für eine Pause und Gelegenheit das entstandene Chaos zu beseitigen. Später müssen die Maskenbildner*innen noch hinter die Bühne, um die Perücken einzusammeln und das Make-up des Damenchors zu verschmieren. Richtig gelesen: zu verschmieren! Wer sich fragt warum, kann noch in eine der letzten Vorstellungen der Oper in dieser Spielzeit gehen. Nach der Vorstellung wird dann noch abgeschminkt, saubergemacht und aufgeräumt. Dann erst ist die Arbeit getan – bis zur nächsten Vorstellung.