In der Oper „Werther“ kommt das Bühnenbild dem Publikum bedrohlich nahe

Katharina Pia Schütz ist freie Bühnenbildnerin. Für ihre erste Produktion an der Staatsoper Stuttgart hat sie ein Szenenbild entwickelt, das den Rahmen sprengt. Welche Gedanken hinter diesem Bühnenbild stecken, erklärt sie in diesem Beitrag.
Katharina Pia Schütz: „Die Oper Werther ist ein Feuerwerk der Affekte. Die Körperlichkeit der Sängerinnen und Sänger hat etwas Aufdringliches, wenn sie sich diesen Affekten hingeben. Das wollte ich ins Bühnenbild übersetzen. Wie Werther in der Version von Jules Massenet der Welt seine Emotionen aufzwingt, so soll man das Bühnenbild hautnah spüren. Es wirkt schon übergriffig. Aber so spürt man jede Nuance der Psychologie. Die weiße Scheibe, auf der gespielt und gesungen wird, ragt in den Zuschauerraum hinein. Im Parkett haben wir eine zusätzliche Stuhlreihe geschaffen, eine Reihe null vor der Reihe eins. Der Graben ist überbaut, das Orchester sitzt auf der Bühne. Werther rückt also gnadenlos in den Fokus: Von hinten schaut ihn das Orchester an, von vorn das Publikum. Die Scheibe besteht aus einem besonderen Material, ist sehr hell und strahlend. Sie bündelt das Licht. Das tut weh. Genau wie die Geschichte, die in dieser Oper erzählt wird.“

Dieser Beitrag erschien bereits in der Juli-Ausgabe des Monatsmagazins Reihe 1.

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