Werther

von Jules Massenet
Lyrisches Drama nach dem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers von Johann Wolfgang von Goethe
in französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
„Lasst euch berühren, verdammt!“, scheint uns Goethes Werther seit 1774 anzuherrschen. Und sein hartnäckiges Werben um die bereits vergebene Charlotte bis hin zur Selbstmordandrohung ist und bleibt eine Attacke auf alle Verabredungen das geordnete Leben betreffend. Jules Massenet setzte in seiner Interpretation von 1892 noch eins drauf und lässt die Musik gnadenlos die Emotionen hochpeitschen. Die Ekstase, das Kerngeschäft der Oper, macht den Theatersaal zu einem letzten Biotop des Ausnahmezustands, so die These von Regisseur Felix Rothenhäusler und Team. Für ihren Werther werfen sie uns in eine Arena des außer-sich-Geratens ohne Ausweg. „Rachael Wilson – diesen Namen muss man sich ab heute merken!“, schrieb die FAZ zur Premiere 2021. Als Charlotte steht sie auch 2022/23 wieder an der Seite von Star-Tenor Atalla Ayan in der Titelpartie auf der Bühne der Staatsoper Stuttgart.
Ort
Opernhaus
Dauer
Akt I+II: ca. 60 Minuten
ca. 25 Minuten Pause
Akt III+IV: ca. 60 Minuten
Uraufführung
1892 in Wien

Premiere dieser Produktion
11.07.2021


Altersempfehlung
ab Klasse 8
45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.
Das Stück in Kürze
Werther liebt Charlotte, doch die hat geschworen, Albert zu heiraten. Bis zuletzt bleibt offen, ob sie nicht doch auch Werther liebt. Werther stürzt sich bis zur Selbstzerstörung in diese (vordergründig) einseitige amour fou, während er Charlotte zu überzeugen versucht, dass sie an einer Lebenslüge festhält. Johann Wolfgang von Goethe „heilte“ sich mit seinem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers von der Liebe zur bereits verlobten Charlotte Buff und gab gleich einer ganzen Epoche ein Idol an Leidenschaftlichkeit, die bis zum Selbstmord reicht. Jules Massenet setzte in seiner Oper von 1892 mit grenzüberschreitender emotionaler Emphase noch eins drauf. Im 21. Jahrhundert klingt Werthers Dilemma eigentlich nicht nach einem unlösbaren Problem. Trotzdem ist dieses Werk mit seinen gnadenlosen Affekten bis heute auch Stresstest für das Verhältnis des Einzelnen zur geordneten Masse.

Handlung
Akt I
Werther will Charlotte, die älteste Tochter des Amtmanns, zum Ball abholen. Dabei verliebt er sich in sie. Charlottes Verlobter Albert kehrt überraschend von einer Reise zurück und lässt sich von Charlottes Schwester Sophie versprechen, seine Rückkehr geheim zu halten. Charlotte wird immer stärker von Werthers Liebe affiziert. Erst die Stimme des Amtmanns erinnert sie wieder an ihre Verlobung. Werther lässt Charlotte gehen.

Akt II
Albert beschreibt Charlotte das Glück ihrer drei Ehemonate. Werther kann nicht ertragen, dass nicht er ihr Mann ist. Albert fordert ihn auf, sich von Charlotte fernzuhalten. Werther lässt sich davon nicht beeindrucken. Albert preist Sophie als gute, weil freie Alternative zu seiner Frau an. Auch davon lässt sich Werther nicht beeindrucken. Er und Charlotte treffen aufeinander und auch sie bittet ihn, sich die Idee seiner Liebe aus dem Kopf zu schlagen. Werther beeindruckt das alles nicht. Erst als Charlotte ihn bis Weihnachten fortschickt, versteht er und denkt an Selbstmord.
Akt III
Es ist Heiligabend und Charlotte ist alleine. Werther beherrscht weiterhin ihre Gedanken. Sie liest seine Briefe immer und immer wieder. Er schreibt von Einsamkeit und Tristesse. Der letzte Brief ist eine Drohung: Sollte sie ihn an Weihnachten nicht wiedersehen, dann werde sie um ihn weinen müssen – oder aber in Angst vor seiner Rückkehr leben. Sophie versucht vergeblich, für heitere Stimmung zu sorgen. Doch Charlotte will diese Traurigkeit leben. Aus dem Nichts taucht Werther auf. Er bedrängt Charlotte mit Erinnerungen an die Vergangenheit. Obwohl sie ihn zurückweist, kommt es zur Eskalation. Charlotte flieht endgültig vor Werther. Für ihn ist das das Todesurteil.

Akt IV
Werther hat sich erschossen. Charlotte findet ihn noch halb am Leben. Erst jetzt gesteht sie ihm ihre Liebe. Von ferne hört man Kinder fröhliche Weihnachtslieder singen. Werther stirbt. Auch für Charlotte bedeutet das das Ende.
Libretto
Den gesamten Text der Oper in deutscher Übersetzung finden Sie hier:

Audio-Einführung

Bildergalerie

Charlotte wird von der amerikanischen Mezzosopranistin Rachael Wilson so gesungen, dass es einem schier den Atem raubt. So viele Farben, so viel Differenzierung von Dynamik, Klangformung, Artikulation!
Stuttgarter Nachrichten
Susanne Benda, 12.07.2021

Aoife Gibney ist wundervoll. In ihrer Sophie geht das Regiekonzept völlig auf, sie spielt mit betörender Emphase.
Süddeutsche Zeitung
Egbert Tholl, 12.07.2021

Felix Rothenhäusler inszeniert mit Erfolg Jules Massenets "Werther" an der Staatsoper Stuttgart.
Süddeutsche Zeitung
Egbert Tholl, 12.07.2021

Arturo Chacon-Cruz als Werther überzeugt mit seinem strahlkräftigen Tenor, der zu imposanten Höhenflügen fähig ist.
Online Merker
Alexander Walther, 12.07.2021

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