Butter bei die Fische

von Hanna Schlieder
Um es mit den Worten eines bekannten deutschen Hip-Hop Trios zu sagen: ich bin nordisch by nature und wir Norddeutschen lieben es Klartext zu reden. In diesem Sinne...
Um Oper – im doppelten Sinne, also Kunstform und Institution– ranken sich so viele Vorurteile und Klischees, wie es vielleicht bei keiner anderen Sparte der Kulturlandschaft der Fall ist. Es ist also dringend an der Zeit aufzuräumen – ganz nach der Devise: Butter bei die Fische werde ich ein paar Klischees rund um den Besuch der Staatsoper Stuttgart begradigen
Money, money, money must be funny
Untermeinen Freunden sind zahlreiche Nicht-Opernbesucher. Alles sehr aufgeschlossene Menschen, die offen für Neues und eigentlich auch für einen Opernbesuch sind.Wenn da nur die Sache mit dem lieben Geld nicht wäre – das Portemonnaie ist schlank und ein Besuch in der Oper teuer. So wird es zumindest angenommen, denn tatsächlich kostet ein Opernticket nicht zwangsläufig mehr als ein Kinobesuch.Im Opernhaus gibt es drei Ränge – alle mit sehr guter Sicht auf die Bühne – und neun Preiskategorien, das heißt die Ticketpreise gehen bei 8 Euro los. Und alle Studierenden unter Euch haben außerdem bei fast jeder Vorstellung die Möglichkeit an der Abendkasse Restkarten zum ermäßigten Preis in Höhe von 10 Euro in allen Preiskategorien zu ergattern.
La Cenerentola © Martin Sigmund
Pretty woman – die Sache mit der Abendrobe
Kleider machen Leute und genau deswegen musst Du Dich in der Staatsoper Stuttgart nicht verbiegen: Es gibt keinen Dresscode.
Du hast Lust Dich richtig in Schale zu werfen? Warum nicht?! Aber auch Sweatshirt und Jeans sind als Robe angemessen. Die Wahrheit ist, dass nur ein paar ältere Ladies den Erbschmuck auspacken. Der Rest kommt, wie Mann und Frau Lust hat. Alles kann, nix muss.
Don Pasquale © Martin Sigmund
Akademiker mit Niveau
Ich persönlich würde sagen, dass die Frage nach der vorausgesetzten Opernexpertise für einen Besuch (neben der Geldfrage) wohl die am häufigsten gestellte ist. Und vermutlich ist die Dunkelziffer derer, die aus Sorge unwissend zu erscheinen einfach nicht kommen, umso größer.
Oper ist multimedial – das heißt die Musik, die Kostüme, das Bühnenbild und last but not least den Gesang unter einen Hut zu kriegen, kann schon mal überfordern. Mein persönlicher Tipp: Ab und an die Augen schließen und nur der Musik und dem Gesang lauschen.
Manche Opern eigenen sich mehr und andere weniger für den ersten Opernbesuch.Auf unserer Website und den sozialen Medien lassen sich viele Infos und Videos finden. Sollte das als Entscheidungsgrundlage nicht reichen, dann hab keine Scheu und schreib uns einfach eine Mail! Grundsätzlich gilt: Je mehr man weiß, desto mehr Bezüge und Hintergründe kann man entschlüsseln. Aber die Geschichten an sich versteht man immer und die Musik kann man auch einfach ‚nur‘ schön finden.
Weill: Die sieben Todsünden / Peaches: Seven Heavenly Sins © Bernhard Weis
All the single ladies, all the single ladies
Vorab sei gesagt, dass ich mit dieser Unterüberschrift niemanden ausschließen oder diskriminieren möchte – Beyoncés Song wurmt mir nurseit gestern im Ohr rum.
Aber Klartext: Alleine irgendwohin zu gehen, scheint immer etwas heikel. Wirkt man verzweifelt? Wird man verloren in der Ecke stehen? Was denken die anderen von einem?
Die Wahrheit ist, dass ziemlich viele alleine in die Oper gehen – gerade unter der Woche. Vorteil ist, dass es keine Ablenkung gibt und man die Eindrücke erstmal sacken lassen kann und nicht direkt darüber reden muss.Kostet erstmal Überwindung und ist dann wirklich ein Erlebnis.
Für alle, die sich dabei gar nicht wohl fühlen – schnappt Eure Freunde, Oma und Opa, die Nachbarin oder probiert vielleicht mal das WARM-UP mit Sara Dahme aus!
Iphigénie en Tauride © Martin Sigmund
­GreyHairDon’tCare
Ja,der Altersdurchschnitt der Opernbesucher ist eher fortgeschritten. Aber wie es mit Durchschnittswerten immer ist, bilden sie nur zum Teil die Realität ab und am Ende kommt es ganz stark auf das Stück an. Und ist das überhaupt wichtig? Denn wenn man Fragen hat, kann man sich galant nach rechts oder links drehen und den alten Opernhasen behelligen – der weiß bestimmt eine Antwort oder hat den passenden Opernführer im Gepäck.
Weill: Die sieben Todsünden / Peaches: Seven Heavenly Sins © Bernhard Weis
Ich mag kein Gemüse
Diese Aussage ist so absurd, wie zu sagen, dass man per se Oper nicht mag. Es gibt so viele unterschiedliche Stücke und Inszenierungen, sodass man nicht direkt die Flinte ins Korn werfen sollte. Du kannst einfach keine Verbindung zur Oper aus dem 17. Jahrhundert herstellen? Na dann versuch’s doch mal etwas Aktuelleres. Es gibt so vieles zu entdecken!
Und wenn Du einen Tipp brauchst – Fragen koscht nix. Alle die zwischen 16 und 30 Jahren sind, können sich außerdem kostenlos für den Preview Club anmelden und mit uns in die Generalproben reinschnuppern. Für diejenigen, die alterstechnisch nicht mehr in diese Schublade passen: Es finden regelmäßig öffentliche Proben statt, die ebenfalls kostenlos besucht werden können.