Bernhard Lang

Komponist

Der 1957 in Linz geborene Bernhard Lang ist einer der produktivsten Komponisten seiner Generation. Er komponierte für beinahe jedes Genre: von Kammermusik bis zu groß angelegten Chor- und Orchesterwerken, Musik für Hörspiele und Tanzperformances, Film- und Theatermusik, Klanginstallationen und Musiktheater. Nach seinem Studium (Germanistik und Philosophie sowie Klavier, Jazztheorie und Komposition) tourte Lang mehrere Jahre als Pianist, Arrangeur, Komponist und Improvisationsmusiker mit diversen Jazzrock-Bands durch Europa. Seit Mitte der 1980er Jahre beschäftigt er sich mit elektronischer und computergenerierter Musik und entwickelte Tools für computergestütztes Komponieren. Langs musikalisches Denken ist ebenso von seiner philosophischen Neugier wie von seinen Erfahrungen in Jazzimprovisation geprägt, er verbindet die hochkomplexe Sprache der europäischen Moderne mit der Musizierhaltung von Jazz, Rock, Punk oder Techno. Neben klassischen europäischen Instrumenten nutzt Lang deren verstärkte Pendants sowie gegeneinander mikrotonal verstimmte Ensemblegruppen, analoge und digitale Synthesizer, Keyboards und Rock-Instrumente.
Im Zentrum vieler seiner Werke steht die Beschäftigung mit dem Phänomen der Wiederholung. Angefeuert von Fragestellungen, die der französische Philosoph Gilles Deleuze in seinem Buch Différence et répétition aufgeworfen hat, spielt Lang fast obsessiv mit den Möglichkeiten des Loopings von harmonisch wie rhythmisch hochkomplexem Material. Viele seiner Kompositionen sind Teil sich permanent weiterentwickelnder Werkzyklen. Der Zyklus Differenz/Wiederholung mit mittlerweile 39 Einzelwerken erkundet mit DJ-Techniken wie Loops und Scratching die Rolle der Wiederholung für die Wahrnehmung von Musik. Im Zyklus Monadologie spielt Lang durch das Recyclen und Umschreiben historischen Materials mit unseren Vorstellungen von Kanon und musikalischer Tradition.
Oper und Musiktheater bilden mittlerweile einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Seit dem 2002 uraufgeführten Theater der Wiederholungen komponierte Lang bislang 17 Musiktheaterwerke, darunter das performative Spiel mit musikalischen „Meisterwerken“ I hate Mozart, die Kammeroper Der Reigen nach Arthur Schnitzler (UA 2014) und die Oper Hiob nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth (UA 2023). Zusammen mit dem Künstler Jonathan Meese kreierte Lang 2017 ParZeFool als zeitgenössische Lektüre von Wagners Parsifal. Die 2021 uraufgeführte Oper Der Hetzer ist eine Neuinterpretation von Shakespeares und Verdis Otello vor dem Hintergrund aktueller Auseinandersetzungen mit Rassismus und Rechtsextremismus. Die mittlerweile drei Werke umfassende Serie cheap operas, in der Lang auf dokumentarische Weise mit Textquellen wie politischen Reden, Zeitungsartikeln oder autobiographischen Schriften arbeitet, bietet Ensembles und Theatern Möglichkeiten, sich ohne einen großen Aufführungsapparat mittels des Musiktheaters mit aktuellen sozialen und politischen Fragestellungen auseinanderzusetzen.
© Harald Hoffmann