Claras großes Solo

Für Clara Schwind stand nach mehreren Jahren im Kinderchor in der Produktion „La Fest“ ihre erste große Solorolle an. Wir haben mit ihr über die Arbeit hinter den Kulissen, ihre Rolle des Kindes in dieser besonderen Produktion und ihre erste Erfahrung mit einer solch zentralen Rolle gesprochen.
Wie hast Du erfahren, dass Du die Kinder-Solorolle in La Fest verkörpern würdest?
Ich war gerade im Kunstunterricht. Die Zusage kam per E-Mail an meine Mutter, und die hat mir gleich eine Nachricht geschrieben: „Du hast die Solorolle!“ Ich hab mich mega gefreut!
Wie lief das Casting denn ab?
Wir mussten zwei Lieder lernen, eins war ein vorgegebenes Wiegenlied, das andere konnten wir uns aussuchen. Ich habe „Empire States of Mind“ von Alicia Keys gesungen, und von den vorgegebenen Liedern habe ich mir „Es schaukeln die Winde“ ausgesucht.
Als Mitglied des Kinderchors kennst du ja die große Opernbühne. Diesmal hattest du allerdings einen Solo-Auftritt. Wie war das für dich?
Ja, das war schon ungewohnt. Zwar ist man bei manchen Produktionen auch nicht im großen Kinderchor, sondern in einer kleineren Besetzung – deswegen war es für mich nicht ganz so neu, im Rampenlicht zu stehen. Aber natürlich schon was anderes! Diesmal habe ich ja ganz alleine auf der Bühne gesungen, da war ich schon aufgeregt. Wenn man im Chor singt, ist der Druck nicht ganz so hoch. Nachdem ich die Szenen in den Proben ein paar Mal gespielt und gesungen hatte, wurde das besser. Aber ja, es war schon auf jeden Fall sehr aufregend!
Wie läuft denn so ein Vorstellungstag normalerweise für dich ab?
Also, am Anfang gehe ich erst mal in die Maske. Dann bekomme ich auch eine Haarverlängerung, weil ich ja einen langen Zopf habe auf der Bühne. Dann geht’s noch ins Kostüm, danach kommt der Soundcheck und dann auch schon der erste Auftritt. Der ist gleich sehr aufregend: Ich komme immer über die Feuergasse auf die Bühne. Dort gibt es ein rotes Licht. Wenn das ausgeht, muss ich loslaufen. Danach habe ich bis zu meinem zweiten Auftritt ganz am Ende des Abends eine lange Pause. Also esse ich dann meistens erstmal etwas. Ich habe im Opernhaus immer eine Betreuerin an meiner Seite, die sich um mich kümmert. Manchmal spielen wir auch ein Brettspiel. Nach etwa einer Stunde kommt dann der nächste Einruf vom Inspizienten für meinen zweiten Auftritt: „Das Kind bitte auf die Bühne.“ Meine Rolle hat ja keinen Namen, deswegen einfach „das Kind“.
Diana Haller und Clara Schwind in La Fest; Foto: Matthias Baus
Und wie würdest du die Figur beschreiben, die du auf der Bühne verkörperst?
Ich würde sagen, ich bin so eine Art Engel für die alte Frau, die von Diana Haller gespielt wird – oder ihre letzte Erinnerung im Moment des Sterbens. Die Choreografin hat gesagt, ich sei der Todesengel von Diana. Ich würde das aber gar nicht so negativ beschreiben. Ich schmücke Diana am Ende ja mit Ketten, Ringen und Ohrringen. Ich glaube, ich bin eher sowas wie eine letzte schöne Erinnerung der alten Frau.
Wenn La Fest in den nächsten Spielzeiten nochmal wiederkommt – bist du dann auch wieder dabei?
Das kommt ein bisschen drauf an. Ich weiß nicht, ob dann nochmal neu gecastet wird. Lia, die Alternativbesetzung, und ich wachsen schließlich, da kann es natürlich auch sein, dass wir irgendwann nicht mehr so gut in die Rolle des achtjährigen Kindes passen. Aber ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn ich wieder dabei wäre!