Florian Ziemen übernimmt die musikalische Leitung bei unserer Neuproduktion „Der Räuber Hotzenplotz“, die am 4. Februar uraufgeführt wird. Mit Paula Stietz hat er darüber gesprochen, was eine Uraufführung besonders macht und welche Aspekte er an der Familienoper liebt.
Was ging Dir durch den Kopf, als Du die Noten von Komponist Sebastian Schwab das erste Mal gesehen hast?
Es ist immer wahnsinnig aufregend, die Partitur für eine Uraufführung das erste Mal zu sehen. In diesem Fall sogar besonders, weil alles zeitlich recht knapp war und wir das Werk scheibchenweise bekommen haben, Nummer für Nummer. Ich habe die Oper also zunächst nicht als Ganzes kennengelernt. Das eigene Bild vom Stück hat sich erst nach und nach geformt und wandelte sich auch zwischendrin, zum Beispiel wenn man im Verlauf feststellt, dass ein gewisser Aspekt jetzt doch wichtiger wird als anfangs gedacht. Aber das ist auch das Beglückende: Man ist bei einem lebendigen Prozess dabei. Man hat nicht wie sonst oft ein etabliertes Monument der abendländischen Kulturgeschichte vor sich, wo man alles tausendmal studiert und tausendmal begründet, tausendmal Entscheidungen hin und her wälzt ... man muss es halt machen. Das ist schön, das ist ein lebendiges Gefühl!

Was mir direkt total gut gefallen hat an der Komposition: dass es so klug disponiert und konzipiert ist. Sebastian Schwab hat eine reduzierte Tonsprache gefunden, die aber total bewusst eingesetzt ist. Das hat mich sehr begeistert: wie mit einfachen Mitteln trickreich und komplex umgegangen wird. Das passt zum Element des Kasperletheaters, das das Buch von Otfried Preußler ausmacht, und das auch die Inszenierung von Elena Tzavara wunderbar aufgreift: die einzelnen Handlungen und Charaktere sind ganz klar definierte Typologien, aber die Geschichte trotzdem spannend und nie unterfordernd.
Wie hast Du die Geschichte von Otfried Preußlers Vorlage denn früher als Kind wahrgenommen?
An viele Dinge konnte ich mich zuerst nicht mehr so exakt erinnern ... Aber ich habe das Buch vor zwei Jahren meinem Sohn sehr intensiv und wiederholt vorgelesen. Als Erwachsener nimmt man auf jeden Fall die Eigentümlichkeit der Geschichte ganz anders wahr. Das Buch ist kantig, erfüllt nicht alle Erwartungen. Das ist keine perfekt gemachte Disney-Geschichte, sondern hat etwas Eigenwilliges und Holzschnittartiges. Außerdem hat es mich erstaunt, dass es ja neben dem Hotzenplotz so viele andere Figuren und Handlungsstränge gibt! Dieser riesige Aspekt mit dem Zauberer Zwackelmann und der Fee Amaryllis, das Fortgesponnene an der Geschichte, da spielt der Räuber gar keine so große Rolle mehr.
Kannst Du uns schon etwas zur Musik von Sebastian Schwab verraten? Wie klingt sie?
Farbenreich und verschiedenartig. Sehr klar, deutlich, zugänglich, aber dabei immer überraschend. Zu einem kleinen Sinfonieorchester kommen noch besondere Instrumente wie Akkordeon, Gitarre und Cymbalon dazu, das ist ein mit Klöppeln geschlagenes Hackbrett aus dem südosteuropäischen Raum. Dadurch hat die Musik einen Balkan-Einschlag, klingt manchmal aber auch jazzig oder musicalhaft. In einer meiner Lieblingsstellen zum Beispiel: Wenn Hotzenplotz die Mütze vom Kasperl ins Feuer wirft und Seppel anfängt zu weinen, da ist der Räuber plötzlich total emotional berührt, ganz hilflos. Und plötzlich bekommt ein vorher schon eingeführtes, fast irritierend banal-musicalhaftes musikalisches Thema eine Tiefe, die gleichzeitig berührend und irrsinnig witzig ist.
Und wie läuft die Probenarbeit aktuell?
Wir haben einen ersten Durchlauf bereits vor Weihnachten gemacht, jetzt gerade den zweiten Durchlauf. Wir sind also gut in der Zeit und werden in den kommenden Tagen weiter verfeinern. Mit dieser absolut wundervollen Besetzung macht es riesigen Spaß! Jede*r hat einen ganz persönlichen Ansatz an die eigene Rolle, den wir nur vertiefen müssen, das passt einfach perfekt zusammen! Sportlich wird es dann eher in der letzten Woche, wenn die Endproben beginnen. Diesmal sogar noch mehr als sonst, weil die Premiere der Götterdämmerung nur eine Woche vor der Hotzenplotz-Premiere ist und wir dadurch wenig Zeit auf der Bühne haben. Aber wir sind super vorbereitet und werden das gut schaffen.
Was ist das Besondere daran, eine Kinderoper auf die Bühne zu bringen?
Wir wollen Freude und Spaß bereiten, aber wissen alle, dass das nur mit Ernsthaftigkeit funktioniert. Keine*r von uns nimmt die Arbeit am Hotzenplotz auf die leichte Schulter, etwa weil es „nur“ ein Familienstoff sei. Im Gegenteil, das gelingt nur mit dem höchsten Anspruch. Kinder – wie übrigens alle Menschen – spüren sehr deutlich, wenn man sich gönnerhaft zu ihnen herunterbeugt, wenn man es sich leichtgemacht hat oder etwas weichgespült wurde für sie. Nur mit wirklich gutem Theater und gutem Musikmachen begegnet man ihnen auf Augenhöhe – insofern hoffe ich, dass uns mit dem Hotzenplotz wirklich eine Aufführung für alle, für Kinder genauso wie für Erwachsene, gelingt.

Der Räuber Hotzenplotz

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Dez 2023
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8
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Opernhaus
Wieder im Repertoire, Familienvorstellung
Besetzung
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Sa
9
19:00 – 21:30
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Besetzung
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So
10
19:00 – 21:30
Opernhaus
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15
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10:30 – 13:00
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18
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Opernhaus
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Mo
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Jan 2024
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