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05.12.2023 Im Gespräch mit Lewin Kneisel
Im Gespräch mit Lewin Kneisel
Im 2. Sinfoniekonzert am 10. und 11. Dezember gastiert ein außergewöhnlich junger Solist: Der erst 21-jährige Lewin Kneisel wurde bereits während des Studiums in Stuttgart am WDR Sinfonieorchester engagiert. Im Sommer hat er die Ausschreibung des Staatsorchesters gewonnen und wird gemeinsam mit dem Klangkörper in der Liederhalle Mozarts Klarinettenkonzert interpretieren. Im Interview erzählt er von seiner Faszination zu diesem Werk und der Möglichkeit, als Musiker mit seiner Leidenschaft ein großes Publikum zu erreichen.
In der letzten Spielzeit haben Cornelius Meister und das Staatsorchester Stuttgart das Solo-Engagement für dieses Sinfoniekonzert ausgeschrieben. Die Ausschreibung richtete sich an junge Nachwuchsmusiker*innen mit Holzblasinstrumenten. Bei den Bewerbungsrunden vor dem Sommer sind Sie als Gewinner hervorgegangen. Was bedeutet es für Sie, das Klarinettenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Gábor Káli aufzuführen?
Ich freue mich sehr, in diesem Konzert spielen zu dürfen. Als Klarinettist hat man leider nicht oft die Möglichkeit, mit einem Orchester zu spielen, da das Repertoire sehr begrenzt ist. Der Wunsch nach einem Solokonzert mit einem Blasinstrument ist selten, da oft nach virtuosen Violin- und Klavierkonzerten gefragt wird. Mozarts Klarinettenkonzert begleitet eigentlich jede*n Klarinettist*in. Es ist so gut wie bei jedem Wettbewerb ein Pflichtstück und kommt auch meist in der ersten Runde eines Probespiels für eine Orchesterstelle dran. Da bei Probespielen vor allem der erste Teil des ersten und zweiten Satzes gefragt ist, ist es selten geworden, das ganze Stück zu spielen. Wenn man sich dann das ganze Stück wieder vornimmt, entdeckt man die Liebe für dieses Stück wieder. Es ist außergewöhnlich ausgereift, vor allem im Vergleich mit Mozarts anderen Solokonzerten. Es zeigt bereits romantische Einflüsse, allein durch die Länge und die dichte Orchestrierung, und ist dabei immer noch leichtfüßig und elegant.
Worin liegt die Herausforderung bei der Interpretation von Mozarts Klarinettenkonzert?
Meiner Meinung nach muss es so schlicht und natürlich wie möglich gespielt werden, ohne dass der Spannungsbogen verloren geht. Darin liegt für viele Musiker*innen die höchste Schwierigkeit. Vor allem bei diesem Stück ist der Grat zwischen nüchtern und kitschig sehr schmal, daher habe ich allerhöchsten Respekt vor diesem Werk. Es mit so einem hochkarätigen Orchester wie dem Staatsorchester Stuttgart aufführen zu dürfen, ist eine tolle Möglichkeit, die Freiheit als Solist auszukosten und trotzdem gemeinsam mit den Kolleg*innen des Orchesters Kammermusik zu machen.
Wie sind Sie zu Ihrem Instrument, der Klarinette, gekommen?
In meiner Heimatstadt Berlin habe ich zunächst mit der Blockflöte und dem Klavier angefangen. Als ich acht Jahre alt war, hat mir meine Flötenlehrerin empfohlen, zur Klarinette zu wechseln. Auf dem Instrument habe ich mich schnell wohl gefühlt und konnte meine Gefühle damit am besten ausdrücken. Mit der Klarinette hat man die Möglichkeit, unheimlich gesanglich zu spielen, da der Klang und die Obertöne der menschlichen Stimme sehr nahe sind. Dadurch klingt das Instrument immer sehr natürlich und bietet, abgesehen von der lyrischen Seite, eine riesige Vielfalt an anderen Klangfarben und Charakteren.
Seit Januar 2020 sind Sie Solo-Klarinettist beim WDR Sinfonieorchester. Was schätzen Sie an der Arbeit als Berufsmusiker?
Als Berufsmusiker haben wir die Möglichkeit, durch unsere Leidenschaft und unsere Liebe zur Musik ein großes Publikum zu erreichen. Die immer unterschiedliche Atmosphäre während und nach einem Konzert ist sehr faszinierend. Ich hätte nie gedacht, dass ich es in das WDR Sinfonieorchester schaffen würde, aber durch viel Glück habe ich die Stelle gewonnen und das Probejahr erfolgreich bestanden. Das Orchester ist fantastisch, die Kolleg*innen sind unglaublich nett und professionell und jede Woche dort ist spannend. Ich habe noch nie so viel gelernt wie in den letzten zwei Jahren in diesem Orchester, dafür bin ich sehr dankbar.