Der Inspizienten-Klavierauszug

Was ist es eigentlich, das so einen Opernabend mit seinen vielen, vielen Gewerken zusammenhält? Ganz einfach eigentlich: Die „Bibel“ einer jeden Aufführung ist der Klavierauszug auf dem Inspizientenpult. Wir haben mit Sabine Konz, der Inspizientin von „Die Liebe zu drei Orangen“, zwei ereignisreiche Seiten einmal genauer unter die Lupe genommen.
Ganz grundsätzlich gilt: Ohne den Klavierauszug der*des Inspizient*in kann eine Vorstellung nicht stattfinden. Darin verzeichnet sind alle zentral gesteuerten Auftritte, Einrufe und bühnentechnischen Verwandlungen einer Opernaufführung. Der*die Inspizient*in fungiert also in der Aufführung sozusagen als koordinatorische Schaltstelle für alles, was auf der Bühne passiert – und der Klavierauszug ist die Bibel.

Eine erste Orientierung im Auszug bieten die farbigen Lesezeichen: Rot steht für technische Verwandlungen, blau für Einrufe, gelb für Auftritte auf der Nordseite der Bühne, grün für Auftritte auf der Südseite. Hier zu sehen ist eine Doppelseite zur Aufführung von Sergej Prokofjews Märchenoper Die Liebe zu drei Orangen, die nur knapp dreißig Sekunden Dauer umfasst – diese jedoch haben es in sich: In dieser kurzen Zeit findet das „Orangenballett“ statt, also das Einfliegen der titelgebenden „drei Orangen“ aus dem Schnürboden der Bühne des Opernhauses. Rot markiert sind im Klavierauszug die Signale an den Fahrstand, also die Kolleginnen und Kollegen der Technik im Schnürboden. Diese erhalten jeweils eine Ansage und zusätzlich noch ein Lichtzeichen. Wie rechts oben mit Pfeilen aufgezeichnet, müssen dann die zwei Meter hohen Orangen von oben einfliegen. Hier darf nichts schief gehen, und so wird diese komplexe Verwandlung nochmals vor jeder Vorstellung eigens geprobt.

Außerdem muss in dieser Zeit noch der Bühnenmeister das Podium fahren, sobald die „Köchin“ im Haus verschwunden ist. Und schließlich muss auch noch der Darsteller des Truffaldino auf die Bühne, nämlich wenn die dritte Orange beim Souffleurkasten angekommen ist.

Hier heißt es also, einen kühlen Kopf – und immer den Überblick zu bewahren!
Und wie sieht das Ganze auf der Bühne aus? In unserem Video sehen Sie die 30 Sekunden (und noch ein bisschen mehr) aus der Zuschauerperspektive!