Elliott Carlton Hines und Maria Theresa Ullrich spielen Kasperl und seine Großmutter in der Uraufführung von „Der Räuber Hotzenplotz“. Paula Stietz hat mit ihnen über stundenlanges Kartoffelschälen, Träume von einer Zukunft als Kuchen-Oma und amerikanische Perspektiven auf Preußlers Kinderbuch-Klassiker gesprochen.
Ihr werdet in Der Räuber Hotzenplotz als Großmutter und Kasperl auf der Bühne stehen. Was macht eure Rollen aus?
Maria Theresa Ullrich (Gigi): Wie hat Elena, die Regisseurin, es gesagt: Ich bin eine bewegliche Großmutter, also relativ sportlich. Ich renne zum Beispiel hinter einem Wagen her und springe in voller Fahrt auf. Aber die Großmutter ist auch etwas tatterig und verwirrt, mahlt mit einer Phantommühle, nachdem ihre Kaffeemühle geklaut wurde und ist dabei total traurig. Aber wenn es was zu freuen gibt, freut sie sich auch extrem! Insgesamt ist sie eine Seele, die immer das Positive sieht. So eine Oma will ich auch mal sein! Ich wünsche mir, dass ich in meinem Garten mit Apfelbäumen sitze, und wenn meine Enkel vorbeikommen, gibt es immer etwas Leckeres zu essen, und vor allem immer Kuchen. Vielleicht habe ich das aus dem Hotzenplotz, wer weiß. Bei Kasperls Oma gibt es ja immer Pflaumenkuchen. Sie ist eine Kuchen-Oma.

Elliott Carlton Hines: Kasperl findet immer das Positive, in allem! Er hat Mut, ist schlau, aber manchmal ist er auch zu schnell, finde ich. Er ist zu leichtsinnig und naiv, will seine Ideen sofort umsetzen. Ich hasse es zu sagen, dass Kasperl einseitig ist, aber so ist es.

Gigi: Die Figuren machen alle keine Entwicklung durch, wie in einem Kasperltheater eben. Dafür gibt es diese schnellen Stimmungswechsel.

Elliott: Genau, wenn beispielsweise Kasperl genervt davon ist, ewig für den Zauberer Kartoffeln schälen zu müssen und es diesem aber nie reicht. Für einen Moment ist er deprimiert, aber dann – zack – denkt er an Seppel, und hofft, dass es diesem besser geht. Er findet immer etwas Positives.
Maria Theresa Ullrich als Großmutter – Foto: Matthias Baus
Kanntet ihr die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz schon?
Elliott: Als gebürtiger Amerikaner kannte ich sie gar nicht. Aber ich habe ständig das Buch dabei, es ist im Moment für mich wie eine Bibel – wobei ich erst die Oper gelernt und mir dann das Buch gekauft habe. Aber beides ist sehr ähnlich: Die Oper ist ganz nah an der Vorlage, das finde ich wahnsinnig toll. Es ist auch so schön, dass alle hier etwas mit diesem Stoff verbinden. Egal wem ich erzähle, dass ich gerade für diese Oper probe, sagt: „Aaah, Hotzenplotz!!“ Und ich lerne diese Geschichte erst jetzt kennen. Mit 32 Jahren ...

Gigi: Es ist nie zu spät!

Elliott: Die Geschichten meiner Kindheit waren alle harmloser. Im ersten Moment hat es mich schockiert, dass die Hauptfigur stiehlt und sogar Kinder gefangen nimmt! In dieser Geschichte geht es auch um Schmerz. Darum, dass schlimme Dinge in der Welt geschehen – aber es geht am Ende gut aus! Vielleicht nehme ich es jetzt auch ernster, als wenn ich es als Kind gelesen hätte. Aber mich berührt das sehr, diese Räuberei, die Sklaverei, das ewige Kartoffelschälen! Es gibt in unserer Inszenierung übrigens echte Kartoffeln. So lustig: Ein Freund hat mir erzählt, dass er wegen Hotzenplotz als Kind immer dachte, dass es nichts Schlimmeres gäbe als Kartoffelschälen! Er ist jetzt 45, hat dieses Gefühl aus der Kindheit aber immer noch!

Gigi: Mir geht es anders als Elliott: Ich kenne die Geschichte vom Hotzenplotz schon immer. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie es war, sie als Kind zu lesen. Aber ich habe sie meinen Kindern vorgelesen. Sie fanden es ziemlich spannend, aber gar nicht schockierend wie Elliott. Sie schälen immer noch keine Kartoffeln, aber ich weiß nicht, ob das am Hotzenplotz liegt.
Elliott wird als Kasperl vom Räuber Hotzenplotz bedroht. – Foto: Matthias Baus
Wie würdet ihr die Musik von Sebastian Schwab beschreiben?
Gigi: Das ist immer die erste Frage: Und, wie ist die Musik? (lacht) Die ist super! Sehr abwechslungsreich. Schon auch verrückt, die Intervallsprünge vom Zauberer sind nicht ohne ... Aber es gibt auch viele eingängige Stellen, ein bisschen Musical, Filmmusik ...

Elliott: Die Musik ist total beschreibend für das, was auf der Bühne passiert, das gehört wirklich zusammen.
Und wie geht es euch gerade, wenige Tage vor der Uraufführung?
Elliott: I’m tired! Nicht im schlechten Sinn, aber diese Produktion macht mich wirklich müde, weil es so anstrengend zu spielen ist. Einerseits ist mir ganz klar, was ich szenisch machen muss, andererseits muss ich dann immer 3000% reingeben. Man darf nie aus der Rolle fallen, kurz nachdenken. Ich bin eine Kasperlpuppe, muss ein klares, einseitiges Kasperl-Gesicht haben.

Gigi: Und immer so viel Energie versprühen! Ihr springt ja auch viel rum. An einer Stelle muss ich rennen und gleichzeitig singen und voll in dieser Rolle und Emotion sein. Man muss alles geben, mit jeder Faser, jedem Muskel. Das macht wahnsinnig Spaß, ist aber auch anstrengend.

Elliott: Natürlich muss man bei jeder Produktion 100% geben. Aber das, was man spielt, ist meistens realistischer. Beim Räuber Hotzenplotz machen wir Puppentheater, Puppengesichter.

Gigi: Ich glaube, es wird einfacher, wenn die Kinder drinsitzen und wir ihre Aufmerksamkeit spüren. Das wird super! Alle, mit denen ich spreche, sagen: „Ja, wir kommen!“ Filme zum Buch gibt es ja schon, aber eine Oper – das ist neu.

Elliott: It’s gonna be good!

Der Räuber Hotzenplotz

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