Was für ein Jahr!

Man wird fast ein bisschen wehmütig, wenn man sich die Bilder von Anfang des Jahres anschaut – ein voller Zuschauerraum, der Chor auf der Bühne, das Staatsorchester dicht an dicht beim Applaus... Aber dennoch wollen wir hier nicht sentimental werden: Auch in der Krise gab es großartige, bleibende Momente, die wir gern mit Ihnen teilen wollen. Deswegen: ein gut gelaunter Rückblick auf ein außergewöhnliches Jahr!
Das Jahr 2020 begann für die Staatsoper mit dem traditionellen Neujahrkonzert im Opernhaus. Neben diesem spielten wir im Zeitraum von Januar bis Mitte März eine Vielzahl von unterschiedlichsten Konzerten, wie Lied-, Kammer-, Lunch- und Sinfoniekonzerten.

Inszenierungen wie BORIS und Schuberts „Winterrreise“ feierten Premiere, und auch einige Repertoirestücke konnten auf die Bühne gebracht werden. Neben diesen Vorstellungen gab es auch viele Sonderprojekte, wie beispielsweise Sing out! Ein Kehlkopfkabinett, den ersten Teil des Orpheus Instituts, oder Die lange Nacht der wiedergefundenen Zukunft, die uns in den Württembergischen Kunstverein und die Staatsgalerie brachten.

Das Ende des Spielbetriebs und der damit verbundene Lockdown im März traf uns alle unerwartet. Die Einstellung des Betriebs bedeutete aber keineswegs die Einstellung unserer Arbeit – im Gegenteil! Bereits in der ersten Woche begannen wir mit ganz neuen Formaten im digitalen Raum: Die Bühne des Opernhauses wurde zum Filmstudio. Unter dem Titel #OpertrotzCorona veröffentlichten wir so Videos mit unserem Sängerensemble und den Musiker*innen des Staatsorchesters sowie wöchentliche Streams von Opernaufführungen.

Bald darauf verließen wir auch unser gewohntes Zuhause, das Opernhaus, und brachten unsere Kunst in die ganze Stadt. So entstanden die Seniorenheim-, Innenhof-, und Gartenkonzerte, bei denen wir an ganz unterschiedlichen Orten in Stuttgart den Bürgern die Musik des Staatsorchesters näher brachten. Auch mit den 1:1 Concerts schufen wir an verschiedensten Orten wie Museen, dem Hafen, Galerien, einem Weinberg oder dem Flughafen immer wieder intime Begegnungen zwischen den Musiker*innen und unseren Gästen.

Es konnten auch weitere Sonderprojekte realisiert werden, wie beispielsweise gemeinsam mit dem Stuttgarter Ballett und dem Schauspiel Stuttgart der Parcours Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind. Die New York Times urteilte darüber: „It was, without a doubt, the production of the year.“ Trotz der alltäglichen Einschränkungen konnten wir in den Sommermonaten etliche Neuinszenierungen zeigen: Die Geschichte vom Soldaten tourte mit dem Opertruck durch Stuttgart. Am Stuttgarter Hafen feierten die beiden Produktionen Die Blume von Hawaii und Trouble in Tahiti Premiere. Außerdem war Die Zauberflöte auf dem Wasen im Autokinoformat zu erleben. Neben diesen Opern konnten auch Konzerte des Staatsorchesters stattfinden, zu großen Teilen in der Liederhalle Stuttgart, aber auch an anderen Orten. Der Staatopernchor belebte den Stuttgarter Stadtraum mit Demo(kratie), einem „Bühnenfreifestspiel“ mit Chören aus dem Werk Richard Wagners.

In dieser Zeit gab es nicht nur eine Vielzahl an Spielorten, sondern auch ein breit gefächertes Publikum. Im Waldkindergarten Kirchheim hieß die Junge Oper im Nord bei dem Sitzkissenkonzert Die Grille und die Ameise schon die kleinsten Gäste willkommen, während prominente Gäste wie Winfried Kretschmann Teil des Littmann-Salons im Opernhaus waren.

Nach der Sommerpause öffneten wir im Oktober endlich wieder die Türen des Opernhauses für das Publikum. Am Beginn der Saison stand Denk ich an Deutschland in der Nacht, ein außergewöhnlicher Konzertabend mit Max Herre, Schorsch Kamerun, dem Ensemble und dem Staatsorchester unter Cornelius Meister. Als erste Neuproduktion wurde Barrie Koskys Inszenierung von Mozarts Die Zauberflöte gezeigt. Kurze Zeit später folgte die Premiere von Cavalleria rusticana / Luci mie traditrici, ein Doppelabend, der eigentlich schon in der vorangegangenen Spielzeit hätte gezeigt werden sollen. Mahlers Das Lied von der Erde, gekoppelt mit Elfriede Jelineks Die Bienenkönige, konnte im unfertigen Bühnenbild der eigentlich geplanten Premiere von Die Frau ohne Schatten gezeigt werden. Don Giovanni wurde konzertant auf die Bühne gebracht, und mit Freude begrüßten wir Ende Oktober noch das spanische Gastspiel Mellizo Doble mit Israel Galván und Niño de Elche.

Im November folgte der „Lockdown light“ – und damit die erneute Schließung des Opernhauses. Für diese Zeit haben wir uns Sind Sie sicher? auf die Fahnen geschrieben, und das wortwörtlich: Am Opernhaus hingen Banner mit unserem neuen Lockdownmotto. Im Rahmen dieses Schwerpunktthemas setzten wir uns in Podcast- und Videoformaten, aber auch in Textbeiträgen mit der Frage nach Sicherheit auseinander und ließen dabei Mitarbeiter*innen des Hauses und auch Kooperationspartner in der Stadt zu Wort kommen.

Anfang Dezember gelang es uns außerdem noch ein Event für die Solidarität zu den freischaffenden Künstlern zu veranstalten: Dabei kooperierten wir mit dem Popbüro Stuttgart und dem Clubkollektiv und zeigten bei Stuttgart goes live das 2. Sinfoniekonzert mit der Dirigentin Alondra de la Parra und Pianistin Elisabeth Brauß. Ein Mix aus Pop, Klassik und Elektro unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann!

Ein aufregendes Jahr voller Veränderungen liegt hinter uns. Vor allem bei Ihnen, unserem Publikum, wollen wir uns für ihre Treue bedanken. Denn ohne Sie wäre alles nichts, was wir auf der Bühne tun. Und so hoffen wir, Sie im Februar endlich wieder im Opernhaus willkommen heißen können!

Bis dahin wünschen wir Ihnen frohe Festtage, viel Gesundheit und nur das Allerbeste für das Neue Jahr 2021!