Trauer um Ruth-Margret Pütz

Die Staatsoper Stuttgart trauert um eines ihrer wichtigsten Ensemblemitglieder des 20. Jahrhunderts: Am 1. April ist die Kammersängerin Ruth-Margret Pütz im Alter von 89 Jahren in Stuttgart verstorben.
Ruth-Margret Pütz war der Staatsoper Stuttgart lang und eng verbunden: Ab 1959 gehörte sie dem Sängerensemble an – und das ganze rekordverdächtige 36 Jahre lang bis ins Jahr 1995. Nach einem Gastspiel mit der Staatsoper in Edinburgh wurde sie Mitglied im Ensemble und debütierte im Stuttgarter Opernhaus als Zerbinetta in Richard Strauss' Ariadne auf Naxos – bereits ein großer Erfolg bei Publikum und Presse. Neben vielen weiteren Rollen blieben dem Stuttgarter Publikum vor allem ihre Interpretationen der Konstanze in Mozarts Die Entführung aus dem Serail und die Titelpartie in Donizettis Lucia di Lammermoor im Gedächtnis. Außerdem verkörperte sie Partien wie Sophie (Der Rosenkavalier), Pamina (Die Zauberflöte), Concepción (L'heure espagnole) oder Susanna (Le nozze di Figaro). Mit nur 29 Jahren wurde sie zur Württembergischen Kammersängerin ernannt – damals die jüngste Kammersängerin Deutschlands. Trotz aller internationaler Erfolge, trotz ihrer Auftritte in der ganzen Welt: Das Stuttgarter Opernhaus blieb stets ihr Heimathafen.
„Sie ist am Opernhimmel einer von jenen Fixsternen, die besonders lustig glitzern. Und wenn man näher kommt als auf Rampendistanz, dann erfährt man, daß das Glitzern kein Oberflächenreflex ist, sondern einem Naturell entspringt, das aus Witz uns Temperament besteht.“
Stuttgarter Nachrichten, 1970
Eine Anekdote unterstreicht diesen Wesenszug der „rheinischen Frohnatur“ ganz besonders: In John Crankos legendärer Inszenierung von Franz Lehárs Die lustige Witwe sang und spielte sie die Valencienne – und ließ es sich nicht nehmen, am Ende des Grisettenlieds gemeinsam mit den Tänzerinnen des Stuttgarter Balletts in den Spagat zu gehen. Als nicht sofort der erwartete Applaus einsetzte, forderte sie einen Besucher in der ersten Reihe auf: „Nu klatsch doch mal, Alter!“

Geboren wurde Ruth-Margret Pütz 1930 in Krefeld. Bereits mit 18 Jahren debütierte sie als Elevin an der Kölner Oper in Verdis Rigoletto. Eine weitere Station ihrer frühen Jahre war das Opernhaus Hannover, wo sie als Koloratur-Soubrette verpflichtet wurde. In den darauf folgenden Jahren erarbeitete sie sich ein breites Repertoire und wechselte ins Koloratursopranfach, daneben verkörperte sie jedoch auch viele lyrische Partien. Ab 1959 war sie im Ensemble der Staatsoper Stuttgart engagiert, bereits kurz danach wurde sie zur Württembergischen Kammersängerin ernannt. Weitere Stationen ihrer Karriere führten sie an die Opernhäuser in Wien, Hamburg, Köln sowie zu den Festspielen in Ediburgh, Salzburg und Bayreuth. Zu den prägendsten Dirigenten waren neben dem Stuttgarter Generalmusikdirektor Ferdinand Leitner auch Herbert von Karajan und Sergiu Celibidache. Sie verköperte alle großen Partien ihres Fachs, daneben galt ihre besondere Liebe aber auch der Operette. Bis zu ihrem Bühnenabschied im Jahr 1995 war sie der Staatsoper Stuttgart als Ensemblemitglied verbunden. Als Lehrerin unterrichtete sie an der Musikhochschule Trossingen. Am 1. April 2019 ist Ruth-Margret Pütz im Alter von 89 Jahren verstorben.

Das Ensemble und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatsoper Stuttgart trauern um eine außergewöhnliche Sängerin. Ihre Stimme und ihre Kunst als Darstellerin wird unvergessen bleiben.