Ihr Moment mit dem Staatsorchester

Im Vorfeld des Wilhelma-Konzerts am kommenden Freitag haben wir unser Publikum gefragt: Was war Ihr schönster Moment mit dem Staatsorchester Stuttgart? Hier stellen wir eine Auswahl der schönsten und emotionalsten Geschichten vor!
Mein schönstes Erlebnis mit dem Staatsorchester Stuttgart war die Live-Vertonung Charlie Chaplins Modern Times vergangenen März. Dieser aberwitzige und doch gesellschaftskritische Film mit seinen heiteren, bunten Melodien – welche das Staatsorchester so wunderbar zum Besten gab – waren für mich ein echtes Erlebnis und bereitete mir einen wunderschönen Sonntagmorgen! Als ich dann drei Monate später meinen Ferienjob im Daimler Motorenwerk in Untertürkheim begann und selbst meine ersten Erfahrungen mit der Fließbandarbeit machte, hatte ich unentwegt die Musik Chaplins im Kopf und wurde damit an dieses tolle Aufführung zurückerinnert.
–– Alexander König
Gestern, ein heißer Juniabend: letztes Kammerkonzert von Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart, letztes Stück im Programm. Umbau. Stille. Dann: Fünf Musiker treten aus dem Dunkel. Zwei Oboen. Ein Fagott. Ein Kontrabass, ein Cembalospieler. Rundumblick. Im Nu verwandelt sich alles, eine Kraft beginnt zu wirken, nimmt mit, geht voran, hält inne, umspielt einen – und plötzlich ist alles Akademische und Virtuose vergessen, nur noch die Gegenwart dieser Musiker, ihr Drinnenstehen inmitten der Musik und das Einschwingen der Zuhörer ist anwesend! Glück.
–— Sibylla Wenzl-Winter
Die Staatstheater Stuttgart allein sind schon ein Grund, in Stuttgart zu leben.
Anja Baron
Ich erinnere mich speziell an ein Kammerkonzert „Schlagzeug +“, das mich aus den Schuhen gehauen hat, um es salopp zu sagen. Das war ein akustisches, aber auch ein visuelles Erlebnis! Man konnte genau mitbekommen, wie das Zusammenspiel der einzelnen Instrumente bzw. Instrumentengruppen funktionierte, wie die einzelnen Instrumente ineinandergriffen und ineinander verzahnt zusammen ein einmaliges Klangerlebnis hervorbrachten. Auch die Zugabe (Send in the Clowns), ein populärer „Gassenhauer“ eher, war wunderschön!

Ich bewundere die Fähigkeit der Musiker und Dirigenten, die Musik filigran, punktgenau und sensibel abgestuft aufzufächern, sodass sie transparent und verständlicher wird. Ich bewundere ebenfalls das unermüdliche Streben der Musiker (und Dirigenten) nach Perfektion im Spiel und nach Variabilität, um jedem der dargebotenen, sehr verschiedenartigen Stücke und Werke, um jeder einzelnen Komposition gerecht zu werden und um im Zusammenspiel dann ein möglichst vollkommenes Klangkunstwerk zu verwirklichen. Auch wenn ich weit davon entfernt bin, die Musik zu erfassen und zu verstehen, erfasse ich doch vielleicht etwas von ihrer Struktur und erlebe sie in ihrer Schönheit und dafür danke ich den Musikern und Dirigenten und allen auch im Hintergrund daran Beteiligten!

Die Staatstheater Stuttgart allein sind schon ein Grund, in Stuttgart zu leben.
–– Anja Baron
Bei jeder Aufführung höre ich mit noch mehr Ehrfurcht zu. 
Anonym
Im Rahmen einer Veranstaltung des Freundeskreises der Staatsoper nahm ich mit großer Begeisterung an einer Orchesterprobe teil. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Ich hätte stundenlang zuhören und zusehen können. Wieviel Arbeit dahinter steckt, ist sehr deutlich geworden. Bei jeder Aufführung höre ich mit noch mehr Ehrfurcht zu.
–– Anonym
Oktober 2018. 1. Sinfoniekonzert der Saison mit Cornelius Meister: Ich hatte John Cage gerade erst etwas genauer kennengelernt und war sehr auf sein Werk 4'33'' gespannt. Es war spannend für mich, wie C.M. und das Orchester das Stück und die nachfolgende Sinfonie gelöst haben. Dann Pause – neuer Start mit Mahler. Kurz vor Beginn sagt meine Nachbarin leise zu mir: „Hoffentlich wartet der Dirigent jetzt nicht wieder so lange, bevor er wirklich anfängt. Das hat ja vorhin 'ewig' gedauert!“
–– Barbara Reinhard
Meinen Partner habe ich online über ein seriöses Portal kennengelernt, und trotzdem ist es damit nicht einfach, den Richtigen kennenzulernen. An besagtem Abend wollten wir uns an der Hochschule auf dem Turm treffen, nur war so ein Wind, dass es nicht gemütlich war. Wir sind dann zum Opernhaus gegangen, um evtl. Restkarten zu ergattern. Ich weiß nicht mehr genau, was gespielt wurde. Fakt ist, bei wundervollen Klängen des Staatsorchesters und tollen sängerischen Darbietungen haben wir uns geküsst und unsere Liebe zueinander und zur Musik gespürt. Seit damals sind wir oft im Konzert und genießen gemeinsam.
–– M. Schreiber
Meine Freundin und ich fuhren am 4.Januar diesen Jahres mit der S-Bahn nach Stuttgart und machten uns auf den Weg zur Oper Die Liebe zu den drei Orangen. Dort erwartete uns meine Tochter, die eh schon in der Stadt war. Unterwegs stieg dann ein älterer Mann zu, vermutlich ausländischer Herkunft. Er hatte eine Tüte in der Hand und setzte sich gegenüber von uns. Schließlich holte er aus der Tüte eine Orange und schenkte diese meiner Freundin, die am nächsten zu ihm saß. Er schien ein freundlicher und ehrlicher Mensch zu sein.

„Entweder hatte er wohl zu viele Orangen oder es ist in seiner Kultur eine Art Brauch zu dieser Zeit diese zu verschenken?“ fragte ich mich. Jedenfalls nahm meine Freundin die Orange gerne an und bedankte sich dafür erfreut und höflich bei ihm. Ich erzählte ihm daraufhin freudig, dass wir soeben zur Oper Die Liebe zu den drei Orangen fahren würden. Ob er es wirklich verstanden hatte? Schließlich sprach er nur gebrochen deutsch.
 
Nach wenigen Minuten und weiteren Haltestationen zog er plötzlich zwei weitere Orangen aus der Tüte und meinte, ich solle diese meinem „Papa“ schenken. Papa!? Achso, ja klar, Papa... Oper...! Hört sich ja mit Dialekt und Fantasie ähnlich an. Ich bedankte mich herzlich bei ihm und lachte innerlich. Ich ließ ihn aber in dem Glauben, ich würde die Orangen „meinem Papa schenken“, da es aufgrund der Sprachbarriere vermutlich zu kompliziert gewesen wäre, ihm den wirklichen Sachverhalt zu erklären. So genossen wir dieses unglaubliche Ereignis! Mit einer Mischung aus Verwunderung, Freude und einem Staunen über diesen „Zufall“ (Gibt es denn überhaupt Zufälle?) fuhren wir weiter und fragten uns wohl, was oder ob es was zu bedeuten hatte.

Jedenfalls erzählten wir die Geschichte nach Ankunft aufgeregt und amüsiert meiner Tochter, die es auch kaum glauben konnte. So fanden wir die Antwort im Inhalt der „Drei Orangen“ in der Oper, die wohl auch auf unsere momentane Lebenssituation zu passen schien... Und jeder von uns fuhr schlussendlich mit einer echten Orange und einem schönen und nachklingenden Opernabend wieder nach Hause.
–– Michaela Trapp-Barth
Wir waren am 24. März im Opernhaus beim Filmkonzert mit dem Chaplinfilm Moderne Zeiten. Ein tolles Erlebnis, und dem Applaus nach zu urteilen nicht nur für uns. Nun habe ich mir vor ein paar Tagen das kleine Heft mit dem Spielplan 2019/20 mitgenommen, und als erstes nachgeschaut, wann hoffentlich wieder ein Filmkonzert geplant ist. Aber leider und sehr schade: Ich habe keines entdeckt. Nachdem wir schon mehrere solcher Konzerte in der Liederhalle gehört/gesehen haben, fehlt für uns damit ein kleiner Höhepunkt in der nächsten Saison.
–– Hans Looser

Anmerkung: Ja, in der Tat: In der Saison 2019/20 findet leider kein Filmkonzert statt. Aber wir verraten hier schon mal: Freuen Sie sich auf die Spielzeit 2020/21!