Stairway to Heaven?

Wenn Figaro kurz nach Beginn der Oper eine schier unendlich lange Leiter über die Bühne manövriert, hört man aus dem Zuschauerraum immer wieder Lacher und erstaunte Reaktionen. Zehn Minuten lang bewegt Figaro die Leiter in dieser Szene von links nach rechts. Was für eine gigantische Leiter muss das sein? Bühneninspektor Patrick Stiefel verrät das Geheimnis.

Das ganze Bühnenbild von Volker Pfüller besteht aus Treppen und Stufen, und Figaro möchte mit seiner Leiter ins Haus von Rosina und Bartolo gelangen. Eigentlich ist Figaros Leiter nur siebzehn Meter lang, aber es wirkt, als wären es viele Kilometer, als würde diese Leiter niemals aufhören.

Um diesen Effekt zu erzielen arbeiten auf jeder Bühnenseite vier bis fünf Techniker. Fünf Metallteile von jeweils gut dreieinhalb Metern werden aneinandergesteckt, quer durchs Bühnenbild geschoben, auf der anderen Seite abgesteckt, hinter der Kulisse zurückgetragen und dort wieder von Neuem angesteckt. Dieser Vorgang ließe sich im Grunde beliebig fortsetzen. Worauf wir achten müssen, ist, dass auf der Seitenbühne genügend Platz für die einzelnen Elemente ist. Wenn abends Il Barbiere di Siviglia auf dem Programm steht, dürfen dort zum Beispiel keine Bühnenteile von anderen Stücken im Weg liegen. Gerade auf der Südseite, wo die Leiterteile abgesteckt werden, brauchen wir mehr Raum als sonst.

Wir spielen diese Inszenierung von Beat Fäh nun seit fast dreißig Jahren, und viele Kollegen waren schon bei der Premiere 1993 mit dabei. Da hat man natürlich viel Routine, und jeder Handgriff sitzt. Wenn ein neuer Figaro-Sänger kommt, wird diese Szene zwar einmal geprobt, aber eher damit der Sänger ein Gefühl dafür bekommt, wie er mit der Leiter umgehen muss. Letztlich ist das ein ganz einfaches bühnentechnisches Mittel. Und es ist immer wieder schön zu sehen, wie man damit beim Publikum eine so große Wirkung erzielen kann.

Il barbiere di Siviglia

Überzeugen Sie sich selbst von der „Leiter-Magie“